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(»bahnbrechendes Buch«), die Grazer Tagespost, die Krakauer Zeitung und der
Berner Bund (»großer Wurf«, »Romancier großen Stils«) stimmten mit dem
Neuen Wiener Journal, das Lothar »zu den Verheißungen der modernen öster-
reichischen Erzählkunst« rechnete, überein.
Ob diese Hoffnung nun berechtigt war oder nicht, Der Feldherr wurde 1918
in einem Wettbewerb um die »beste Kriegsgeschichte« preisgekrönt.55 1920
wurde der Roman für den 1896 gestifteten und jähr lich vergebenen Bauern-
feldpreis vorgeschlagen und tatsäch lich von dem fünfköpfigen Preiskuratorium
ausgewählt.56 Die »Auszeichnung von guten literarischen Arbeiten« sowie die
»Verteilung von Ehrengaben an lebende Schriftsteller« waren die Ziele bei der
Vergabe des Preises, den Karl Kraus bissig als »das Scherfein der Armen im
Geiste« 57 bezeichnete. Lothar bekam neben Walther Eidlitz, Viktor Fleischer
und Leopold Hörmann »in Anerkennung seines literarischen Wirkens« eine
Ehrengabe in Höhe von 2000 Kronen.58
Zwei kurze Erzählungen, die er 1915/16 in der Monatsschrift Licht und Schatten
veröffent lichte, beschäftigen sich ebenfalls mit den Auswirkungen des Kriegs
auf das Individuum.59 Über den Autor hält die Zeitschrift in einem Zusatz fest,
er befinde sich »zur Zeit im Felde«.
Sehr lange war Lothar nicht Soldat,60 er wurde bald als kriegsdienstuntaug-
lich vom Dienst mit der Waffe freigestellt und machte »Dienst im Hinterland
Börsencourier, Berliner Na tionalzeitung. – Vgl. auch Otto Hödel: Ein Spiegel der Menschheit.
Der Feldherr, Roman von Ernst Lothar, Verlag G. Freytag (Leipzig) – F. Tempsky (Wien)
1918. In: Tagespost (Graz), 22. 1. 1918, S. 1; Oskar Maria Graf: Der Feldherr. Roman von Ernst
Lothar. Leipzig bei G. Freytag, Wien bei F. Tempsky. In: MĂĽnchen- Augsburger Abendzeitung
(Beilage »Der Sammler«), 20. 4. 1918, S. 7; Fremden- Blatt (Wien), 7. 4. 1918, S. 15.
55 Will Schaber (Hg.): Aufbau – Reconstruc tion, S. 340. – Diese Auszeichnung könnte der Grund
dafür sein, dass in einigen Quellen davon die Rede ist, Ernst Lothar hätte 1918 den Bauernfeld-
preis fĂĽr seinen Feldherrn erhalten.
56 Das literarische Echo, 22 (1919/20), Sp. 1149. – 1920 bildeten Karl Ferdinand Gregori, Max
Kalbeck, Walther Brecht, Friedrich Stadler und Berthold LippschĂĽtz das Preiskuratorium. Vgl.
Eva Dambacher: Literatur- und Kulturpreise 1859 – 1949, S. 18.
57 Die Fackel, 743 – 750 (1926), S. 135.
58 Wiener Zeitung, 25. 4. 1920, S. 5; Neue Freie Presse, 25. 4. 1920, S. 4; Die Literatur, 22 (1920),
S. 1198.
59 EL: Vlaamsche Bauern. In: Licht und Schatten. Monatsschrift fĂĽr Schwarz-
WeiĂź- Kunst und
Dichtung, 2 (1915/16), S. 2 ff.; ders.: Der Überläufer. [Erzählung.] In: ebd., 18 (1915/16), S. 2 f.
60 Maurer datiert die Erklärung der Kriegsdienstuntaug
lichkeit mit 1916 (Susanne Maurer: Ernst
Lothar, S. 13), Thunecke mit 1918 (Jörg Thunecke: »Es gibt keinen Kompromiß mit dem
Unrecht«, S. 288).
1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 37
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Ernst Lothar
- Subtitle
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Author
- Dagmar HeiĂźler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 484
- Keywords
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Category
- Biographien
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478