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Wie unglück lich Lothar in seiner Ehe war, lässt sich schon im Jahr 1925 erken-
nen, dem Jahr, in dem er sich inoffiziell mit Adrienne verband. In der Neuen
Freien Presse befasste er sich im Zuge seiner Besprechung von Jakob Wasser-
manns Roman Laudin und die Seinen mit »dem Eheproblem« und forderte eine
Novelle zum Eherecht des Bürger lichen Gesetzbuchs: Nicht die Scheidung solle
erleichtert werden, sondern die Eheschließung erschwert. In einer »hinreichend
langen, faktischen Probeehe« sollten die Heiratswilligen prüfen, ob sie »see
lisch,
geistig, charakterolo gisch, körper lich« harmonieren.225
Seine gescheiterte Ehe mit Mary verarbeitete er literarisch in dem Roman
Eine Frau wie viele oder Das Recht in der Ehe,226 der 1934 als Fortsetzung seines
zyk lischen Romanwerks Die Menschenrechte in einer Aufage von 5000 Exem-
plaren bei Zsolnay erschien.227 Ein Kapitel daraus brachte die Neue Freie Presse
in der Literaturbeilage ihrer Osternummer unter dem Titel Backfischgeschichte.228
Fast 30 Jahre darauf gestand sich Lothar selbstkritisch ein: »In dem Roman
›Eine Frau wie viele‹ hatte ich versucht, ›Das Recht in der Ehe‹ und die Ursa-
chen zu ergründen, die es sabotieren. Doch machte sich gekränkte Eigenliebe
darin breit, eine deut
liche Absicht, der Partnerin aufzuhalsen, was man selbst
zu verantworten hat.« 229
225 EL: Über die Ehe. Anläß
lich des Romans »Laudin und die Seinen« von Jakob Wassermann.
In: Neue Freie Presse, 1. 11. 1925, S. 1 – 4, hier S. 4; vgl. auch Brünner Tagesbote, 2. 11. 1925, S. 2.
226 Rezensionen u. a. in: Oskar Maurus Fontana: Kampf und Sieg der Ehe. Ernst Lothar: »Eine
Frau wie viele« oder »Das Recht in der Ehe«. Roman (Verlag Paul Zsolnay, Wien). In: Neues
Wiener Tagblatt, 8. 12. 1934, S. 30; Wolfgang Weyrauch: Eine Frau wie viele (Paul Zsolnay
Verlag, Berlin/Wien/Leipzig). In: Unidentifizierte Zeitung [Berliner Tageblatt?], o. D., o. S.;
Paul Wertheimer: Ernst Lothars neuer Eheroman. (»Eine Frau wie viele.« Paul Zsolnay Ver-
lag, Berlin-
Wien.) In: Neue Freie Presse, 23. 12. 1934, S. 25 f. Vgl. auch The Living Age 1935,
S. 347; The Living Age, Februar 1935, S. 543 f.
227 EL: Eine Frau wie viele oder Das Recht in der Ehe. Roman. 1.–5. Tsd. Berlin, Wien, Leipzig:
Zsolnay 1934. 518 S.
228 EL: Backfischgeschichte. Aus dem Manuskript des neuen Romans »Eine Frau wie viele« oder
»Das Recht in der Ehe«. In: Neue Freie Presse, 1. 4. 1934, S. 35 f.
229 EL: Das Wunder des Überlebens, S. 60 f.
1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor
sind«98
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Ernst Lothar
- Subtitle
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Author
- Dagmar Heißler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 484
- Keywords
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Category
- Biographien
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478