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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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Kraft vor allem »in seinen Gesten, in seinen Augen« liege, sowie kritisierten, dass er den Worten seiner Rolle »etwas zu viel von dem Gewicht aufastete, das naturgemäß sein erstes Auftreten auf einer großstädtischen Bühne für ihn selbst haben« müsse,63 waren sich fast alle Zuseher einig, dass der Laiendar- steller Brandhofer bei seinem Debüt bereits über eine ungewöhn liche Bühnen- routine verfüge.64 Scheinbar wurde theaterintern vor der Premiere scherzhaft überlegt, ob der Titel der Dramatisierung zugkräftig genug sei und ob man sie nicht »Der Brandhofer Kaspar schaut ins Paradies« nennen sollte.65 Auch wenn diese Anregung nicht ernst gemeint war, so kann man ihr entnehmen, dass auch Fachleute und Kollegen Brandhofer als den eigent lichen Star der Auf- führung betrachteten. Nachdem also Kaspar Brandhofers erstes Auftreten als sensa tionell eingestuft worden war, war die Aufregung umso größer, als Ernst Lothar sich keine Woche nach der Uraufführung von Fräulein Else gezwungen sah, Folgendes bekannt zu geben: Die Direk tion des Theaters in der Josefstadt teilt mit, daß der in »Fräulein Else« in der Rolle des Herrn v. Dorsday zurzeit unter dem Namen Kaspar Brandhofer auf- tretende Darsteller, wie sich nunmehr ergeben hat und wie er selbst die Direk tion wissen ließ, mit dem Schauspieler Leo Reuß identisch ist. Aus künstlerischen und menschlichen Rücksichten hat die Direk tion davon Abstand genommen, aus dem Vorfall disziplinäre Folgerungen zu ziehen.66 Der Österreicher Leo Reuß hatte in Deutschland gemeinsam mit seiner Frau, der Schauspielerin Agnes Straub, an verschiedenen Bühnen gearbeitet, war aber 1934 aufgrund seiner jüdischen Herkunft von den Na tionalsozialisten mit Berufsverbot belegt worden. 1935 emigrierte er nach Österreich, wo er einst unter Emil Geyer an der Neuen Wiener Bühne engagiert war, nun aber, so wie viele seiner aus Deutschland gefüchteten Kollegen, keine Arbeit fand. Dies mochte ihn zu seinem waghalsigen Identitätswechsel angespornt haben. Er färbte seine Körperbehaarung blond, nahm den Namen Kaspar Brandhofer an und meldete sich nach der Erteilung der Beschäftigungsbewilligung in Wien unter dem 63 Neues Wiener Journal, 3. 12. 1936, S. 14; Neue Freie Presse, 4. 12. 1936, S. 8; Prager Tagblatt, 4. 12. 1936, S. 6. 64 Vgl. Wiener Zeitung, 4. 12. 1936, S. 8; Reichspost, 4. 12. 1936, S. 7; Volks- Zeitung (Wien), 4. 12. 1936, S. 7; Neues Wiener Tagblatt, 4. 12. 1936; Deutsche Zeitung Bohemia, 8. 12. 1936. 65 Neues Wiener Journal, 5. 12. 1936, S. 11. 66 Neue Freie Presse, 8. 12. 1936, S. 10; Reichspost, 8. 12. 1936, S. 12. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt110 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Ernst Lothar
Subtitle
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Author
Dagmar Heißler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
484
Keywords
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Category
Biographien

Table of contents

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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