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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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reinrassiger Jude verbreitet den Erdgeruch des bodenständig Völkischen! Wer wollte da nicht mitspielen?« 73 Dass Lothar im Fall Brandhofer- Reuß ahnungs- los war, behauptete auch der Schriftsteller und Regisseur Walter Firner: »Der Lothar ist einfach dilettantisch in die Falle gegangen. Da gehört schon ein bisschen Theaterfremdheit dazu, den Mann als Bergbauern zu engagieren für diese Rolle.« 74 Heinrich Schnitzler aber hält in seinem Tagebuch fest, dass er Lothar über seinen Verdacht bereits nach der Hauptprobe von Fräulein Else in Kenntnis gesetzt habe, dieser sei »ungeheuer erregt« gewesen, habe ihm »die heftigsten Vorwürfe« gemacht und schließ lich erklärt, dass die Verdächtigung haltlos und Brandhofer ein »reiner Arier« sei.75 Ernst Lothar wollte Reuß nach Publikwerden der Affäre weiterhin am Theater in der Josefstadt engagieren, um dessen Existenz zu sichern. In seiner Autobio- graphie hält er über den Fall Reuß nur noch fest,76 dass er von dem Schauspie- ler verlangte, fortan Brandhofer- Reuß als Künstlernamen zu führen. Anderen Quellen kann man aber entnehmen, dass er sich zwar um die behörd liche Arbeitsbewilligung für Leo Reuß bemühte, sein Ansuchen jedoch auf die Auf- führungsserie von Fräulein Else beschränkte und den mit Kaspar Brandhofer geschlossenen Vertrag schließ lich wegen vorsätz licher Täuschung für ungültig erklärte,77 sich »düpiert« fühlte und »verständnislos unsensibel gegenüber den Zeichen der Zeit reagierte« 78. Allerdings sei in diesem Zusammenhang darauf verwiesen, dass sich Lothar mehrfach für Albert und Else Bassermann einsetzte, die seit 1935 Ensemble- mitglieder der Josefstadt waren: Mehr als einmal musste er die künstlerische Notwendigkeit dieses Engagements vor den Behörden vertreten, um dem Nicht- österreicher Bassermann und dessen jüdischer Frau die offizielle Arbeitsgeneh- migung zu sichern.79 73 EL: Das Wunder des Überlebens, S. 96. 74 Hilde Haider- Pregler (Hg.): Verspielte Zeit. Österreichisches Theater der dreißiger Jahre, S. 278. 75 Tagebucheintrag von Heinrich Schnitzler vom 30. November 1936. Zitiert nach Hilde Haider- Pregler: »The actor who hoaxed the Nazis«, S. 100. 76 Über Reuß- Brandhofer ist den Zeitungen u. a. noch zu entnehmen, dass er mit Metro- Goldwyn- Mayer einen Filmvertrag auf sieben Jahre abgeschlossen habe und mit 1. Oktober 1937 nach Hollywood gehen werde (vgl. Neues Wiener Journal, 25. 7. 1937, S. 22). 77 Der Wiener Tag, 20. 1. 1937, o. S. Vgl. auch Hilde Haider- Pregler: Exilland Österreich, S. 120. Von Haider- Pregler ist 1998 eine Leo- Reuß- Biographie erschienen (Überlebenstheater. Der Schauspieler Reuß. Mitarb.: Isabella Suppanz. Wien: Holzhausen 1998). 78 Edda Fuhrich- Leisler: Vom Wunder des Überlebens, S. 218. 79 Vgl. Hilde Haider- Pregler: Exilland Österreich, S. 116. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt112 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Ernst Lothar
Subtitle
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Author
Dagmar Heißler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
484
Keywords
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Category
Biographien

Table of contents

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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