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aber erst am 9. März, die Uraufführung des Schauspiels wurde daher für Anfang
April angesetzt.142 Am 7. und 8. März bemühten sich Lothar und Zuckmayer,
die Besetzung der Rollen endgültig festzulegen, was Ernst Lothar nicht zur
vollen Zufriedenheit gelang:
[…] 2 Stunden Zuckmayer, der mit einer umgebundenen langnasigen Faschings-
larve eintrat, um[,] wie er sich ulkig ausdrückte, »seine Nase in alles reinzustecken«,
was mir, heiter auch in ernster Zeit, viel Spaß bereitete. In den 2 Stunden wurde die
annähernde Besetzung festgesetzt; frag
lich ist noch immer der König, für den nun
doch Paryla in vorderster Reihe steht. Ich verspreche mir von dieser Unterbesetzung
in jeder Beziehung (jeder Zoll kein König) nichts, doch unter den Umständen gibt
es wohl nichts anderes.143
Auch ein anderer Plan Lothars, der Anfang 1938 entstanden war, ließ sich nicht
zu seiner Zufriedenheit verwirk
lichen und musste schließ lich aufgrund der
Ereignisse gänz
lich fallen gelassen werden. Das Raimund-
Theater, das geschlos-
sen worden war (mit Ausnahme einer kurzen Wiedereröffnung wegen eines
Gastspiels Ende 1937), benötigte einen neuen Direktor. Im Dezember 1937 hatte
noch alles danach ausgesehen, als würde dieser Ernst Tautenhayn heißen, doch
gelang es dem Schauspieler bis Ende Januar 1938 nicht, die für die Führung not-
wendigen behörd lichen Konzessionen zu beschaffen.144 Tautenhayn diente als
Strohmann für Mirko Jelusich und Bruno Brehm, die das Raimund-
Theater als
eine »judenfreie ›Deutsche Bühne‹« als Konkurrenz zu Röbbelings Burg
theater
eröffnen wollten.145 Doch dazu kam es nicht. Der Raimund-
Theater-
Verein
trat aus dem mit Tautenhayn geschlossenen Pachtvertrag aus und ließ den mit
Wilhelm Gyimes abgeschlossenen Eventualvertrag in Kraft treten. Gyimes,
Besitzer der Femina- Bar und Direktor des Ronacher,146 kurz: Wiens »Maître
de plaisir« 147, verfügte näm
lich seit Dezember 1937 über die Konzession für die
Führung des Theaters und wurde nun zu dessen Direktor ernannt. Gyimes gefiel
die Zusammenarbeit mit dem Josefstädter Theater – noch unter seiner Ägide
war im Dezember 1937 vereinbart worden, dass das Theater in der Josefstadt mit
142 Neue Freie Presse, 6. 3. 1938, S. 19.
143 Brief von EL an AG. Wien, 8. März 1938. WBR, ZPH 922a.
144 Vgl. Neue Freie Presse, 21. 12. 1937, S. 12; 15. 1. 1938, S. 11; 19. 1. 1938, S. 10 und 22. 1. 1938, S. 8.
145 Vgl. Günther Rühle: Theater in Deutschland 1887 – 1945, S. 822.
146 Hans Veigl: Lachen im Keller. Von den Budapestern zum Wiener Werkel, S. 196.
147 Neues Wiener Journal, 1. 11. 1935, S. 17. 1935 – 1938: Theater in der
Josefstadt124
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Ernst Lothar
- Subtitle
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Author
- Dagmar Heißler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 484
- Keywords
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Category
- Biographien
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478