Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Page - 127 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 127 - in Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender

Image of the Page - 127 -

Image of the Page - 127 - in Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender

Text of the Page - 127 -

Der Verkehr in der Inneren Stadt konnte nicht mehr aufrechterhalten werden. […] Ich erinnere mich, wie schwierig es war, in jenen Tagen die abgesperrte Kärntnerstraße zu passieren. […] Wiewohl sie von vielen Seiten durch Polizei- Kordons abgeriegelt war, g lich sie einem Kriegsschauplatz. […] [D]ie Rollbalken aller Geschäfte waren geschlossen – eine heulende, singende, tobende Menge wälzte sich durch die Straßen. An der Ecke Kärntnerstraße/Krugergasse sah ich den Direktor des Josefstädter Thea- ters, Hofrat Ernst Lothar, stehen; er lehnte mit einem Arm an einer Laternenstange und sah mit einem Blick, der mir unvergessen geblieben ist, dem wüsten Treiben zu. In diesem Blick lag das frühe Wissen um kommende Dinge: die bange Trauer um den Verfall einer Kulturstadt, das Vorgefühl grimmigen Terrors, der nun anheben mußte wie ein Hexenspuk …161 Am 11. März waren deutsche Truppen an der österreichischen Grenze aufmar- schiert, um 17.15 Uhr wurde über das Radio mitgeteilt, dass die für den 13. März 1938 angesetzte Volksbefragung, in der über die Unabhängigkeit Österreichs abge- stimmt werden sollte, auf unbestimmte Zeit verschoben wurde; um 19.40 Uhr gab Schuschnigg im Rundfunk seinen Rücktritt und den seines Kabinetts bekannt.162 Um ungefähr 20.30 Uhr trat der Innen- und Sicherheitsminister Seyß- Inquart vor das Mikrofon und teilte mit, dass er sich als einziger Minister noch im Amt befinde, insofern übe er die gesamte Regierungsgewalt in Österreich aus. Knapp nach 1 Uhr früh wurde verlautbart, dass Artur Seyß- Inquart vom Bundesprä- sidenten zum Kanzler ernannt worden war. Kurz danach teilte der Führer der österreichischen Na tionalsozialisten, Hubert Klausner, den Österreichern vor den Radioapparaten mit: »In tiefer Bewegung verkünde ich in dieser feier lichen Stunde: Österreich ist frei geworden! Österreich ist na tionalsozialistisch.« 163 Um 1.30 Uhr wurden die neuen Regierungsmitglieder bekannt gegeben: Edmund Glaise- Horstenau wurde Vizekanzler, Bundesminister für soziale Verwaltung wurde Hugo Jury, für das Sicherheitswesen war Ernst Kaltenbrunner zuständig und für die »Angelegenheiten der politischen Willensbildung« Hubert Klausner.164 In den frühen Morgenstunden des 12. März marschierte die deutsche Armee in Österreich ein. Milan Dubrovic, damals Kulturredakteur beim Neuen Wiener Tagblatt, erin- nert sich an eine Panikreak tion, in der Ernst Lothar »der kurzlebigen Regierung 161 Ebd. 162 Neues Wiener Journal, 12. 3. 1938, S. 2. 163 Das Kleine Blatt, 12. 3. 1938, S. 2. 164 Neue Freie Presse, 12. 3. 1938, S. 1. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt 127 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
back to the  book Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender"
Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Ernst Lothar
Subtitle
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Author
Dagmar HeiĂźler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
484
Keywords
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Category
Biographien

Table of contents

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, RĂĽcktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ernst Lothar