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Verlage Allert de Lange, Querido und Bermann- Fischer realisierten das Projekt
schließ
lich gemeinschaft
lich, wobei Allert de Lange die Zentralauslieferung der
drei Verlage sowie der Forum-
Bücherei übernahm.44 In dem beratenden Komitee
der Bücherei vertreten waren neben Zweig und Schickele auch Thomas Mann
und Franz Werfel. Zweig bemühte sich, Schriftstellerkollegen Einreisevisa nach
England, Arbeit und Verlagsverbindungen zu beschaffen. So versuchte er auch,
Ernst Lothar eine Publika
tion »in einer der ersten Serien« der Forum-
Bücherei
zu ermög
lichen.45 Die Forum- Bücher waren preisgünstige broschierte Taschen-
bücher, die in einer Startaufage von 6000 Exemplaren erschienen; die Buchserie
Forum war quasi ein Vorläufer der späteren Taschenbuchserien. Insgesamt
veröffent
lichte sie 17 Bände, darunter allerdings keinen von Lothar verfassten.
Dennoch wandte sich Lothar auch an Gottfried Bermann-
Fischer, der mit den
beiden Amsterdamer Exilverlagen eine Vertriebsgemeinschaft eingegangen war.
Bermann-
Fischer hatte 1936 Deutschland Richtung Wien verlassen und war 1938
mit seinem Verlag schließ
lich nach Stockholm, ins neutrale Schweden, übersiedelt.
1936 hatte er den S. Fischer Verlag an Johann Heinrich (»Peter«) Suhrkamp und
Friedrich Carl Sarre übergeben. Als »Abfindung« für diese Arisierung hatte der
S. Fischer Verlag, mit Zustimmung der betroffenen Autoren, eine Reihe von Ver-
lagsrechten und Lagerbeständen an Bermann-
Fischer übereignet.46 Als Bermann-
Fischer Deutschland den Rücken kehren musste, hatte er in der Schweiz eine lite-
rarische Verwertungsgesellschaft gegründet. Diese AG für Verlagsrechte verfügte
über die Rechte an Werken von 31 Autoren des Bermann-
Fischer-
Verlags, darunter
jene an den Büchern von Döblin, Hofmannsthal, Thomas Mann, Schnitzler und
Zuckmayer. Lothar bat Gottfried Bermann-
Fischer um einen Vorschuss für neue
Arbeiten. Die Monatsraten sollten dazu dienen, ihn und seine Familie abzusichern.
Doch Bermann-
Fischer winkte ab, verzweifelt notierte Lothar:
Ich wollte von ihm nichts anderes als den Bettel von 300 schw. Fr. monat lich für einen
neuen Roman und einen Essay (das Ganze nur auf ein Jahr, also für 3600 sfr 2 neue
Sachen!) – aber er meinte, er müsse für seine alten Autoren sorgen, da bleibe nichts
für neue. Zur Prüfung der Manuskripte sei er hingegen gerne bereit. […] Ohne jeden
materiellen Rückhalt darauf loszuschreiben, dazu sehe ich mich in dieser Nervenlage
außerstande, versuche daher, da u. dort eine Kleinigkeit zu verdienen.47
44 Vgl. Kerstin Schoor: Verlagsarbeit im Exil, S. 8.
45 Vgl. Brief von Stefan Zweig an EL. London, 25. Juli 1938. WBR, ZPH 922a.
46 Vgl. Volker Dahm: Das jüdische Buch im Dritten Reich, S. 87 f., 135.
47 Brief von EL an Carl Zuckmayer. Paris, o. D. [1938]. WBR, ZPH 922a.
Emigrant 145
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Ernst Lothar
- Subtitle
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Author
- Dagmar Heißler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 484
- Keywords
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Category
- Biographien
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478