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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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Auch Lothars erneuter Versuch, als Feuilletonist für die Basler Na tional- Zeitung zu arbeiten, scheiterte. Ein- bis zweimal im Monat wollte er für das Blatt schreiben, gegebenenfalls auch wieder als Theaterkritiker. Als »über Nacht heimatlos Gewordener« 48 appellierte er an das Mitgefühl der Feuilletonredak- tion – vergeb lich. Lothar kam mit der zweiten Sta tion seiner Emigra tion nicht zurecht; er ver- ließ selten die Wohnung in der Rue Debrousse, empfing nur ab und zu Besuch, etwa von Clarissa Rothschild oder Thea Paul- Schiff. Adrienne war in ständiger Sorge um ihn, »der sich nicht abfinden konnte. […] In seinem Kopf und Her- zen müssen nur Angst, Unglück und Trübheit gewesen sein.« 49 Am 9. August 1938 scheint Lothar am Ende zu sein, er schreibt seiner Frau: Wenn ich den Kampf aufgebe, dann weiß ich, daß es dafür keine Entschuldigung gibt, außer die eine, nicht mehr weiterzukönnen. Ich will mich nicht verteidigen. Aber nicht nur, daß ich die untrüg liche Empfindung habe, jedermann zur Last geworden zu sein, ist es mir auch klar, daß die beiden einzigen Menschen, an die ich bis zur letzten Sekunde in tiefer Liebe glaube, durch mein Fortgehen eher eine kleine Siche- rung ihrer Existenz erfahren werden. Zu ihrem ohnehin genug schweren Schicksal bürde ich ihnen noch den größten Kummer auf, das weiß ich. Aber die Zeit, darauf hoffe ich, wird diesen Kummer lindern. Bei dir, Adrienne, nicht ohne tiefe Qual […] darüber, daß ich dich allein gelassen habe. Aber, mein Schatz, da du die ungeheure Tapferkeit und die […] Kraft aufbringen wolltest, mich nicht allein zu lassen; da du bereit gewesen wärst, dein Leben und jede Zukunft für mich aufzugeben; da du, gänz lich schuldlos, nur durch mich in dieses Unheil hineingerissen wurdest, hätte ich noch undankbarer gehandelt, wenn ich dieses Opfer angenommen hätte. Wenn ich nicht mehr bin, kannst du und sollst du in die Heimat und zu deinem Beruf [–]50 Doch er rappelte sich wieder auf, plante parallel zu seiner Übersiedelung 51 in die im 7. Pariser Gemeindebezirk gelegene Avenue Armand Sully- Prudhomme 48 Brief von EL an Otto Kleiber, Feuilleton- Redak tion der Na tional- Zeitung AG (Basel). Eini- gen am Thunersee, 6. Juli 1938. Universitätsbibliothek Basel, Handschriftenabteilung. NL 336: A 94, 1 – 2. 49 Adrienne Gessner: Ich möchte gern was Gutes sagen, S. 117. 50 An dieser Stelle bricht der Brief abrupt ab. – Brief von EL an AG. Paris, 9. August 1938. WBR, ZPH 922a. – In seiner Autobiographie hat Lothar dieses Schreiben auch abgedruckt, allerdings in einer etwas anderen Version (EL: Das Wunder des Überlebens, S. 282). 51 Certificat de domicile. Paris, 26. Oktober 1938. WBR, ZPH 922a. 1938 – 1946: Exil146 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Ernst Lothar
Subtitle
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Author
Dagmar HeiĂźler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
484
Keywords
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Category
Biographien

Table of contents

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, RĂĽcktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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