Page - 162 - in Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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Nach einer Wiederholung der beiden Einakter am 1. Februar gab das Austrian
Theatre bereits am 29. Februar 1940 seine nächste Vorstellung: Claude- André
Pugets Komödie Les jours heureux (»Tage des Glücks«). Die Kritik im Aufbau
war positiv, wenn auch vielleicht nicht mehr ganz so enthusiastisch wie bei der
Premiere der Österreichischen Bühne,126 die New Yorker Volkszeitung hingegen
zeigte sich von der Vorstellung angetan (»Das Österreichische Theater ist die
beste deutschsprachige Bühne in New York.« 127). Nach den Vorstellungen von
Pugets Lustspiel am 29. Februar und 23. März folgte am 13. April die Aufführung
von Bruno Franks dreiaktiger Komödie Sturm im Wasserglas (»Storm in a teacup«),
bei der Melnitz Regie führte. Das Echo auf dieses unpolitische Stück war inner-
halb der deutschsprachigen Zeitschriften und Zeitungen gut,128 ebenso fand es
Gefallen beim Publikum, und so wurde die Aufführung am 20. April wiederholt.
Die positive Resonanz machte Hoffnungen für die nächste Spielzeit. Auch
zeigte sich William Kolodney, der Educa tional Director der Y. M. H. A., von
Gehalt und Darstellung des bisher Gebotenen beeindruckt, beides entsprä-
che den Zielen seines Departments, daher plante er, die Zusammenarbeit mit
Lothar weiterzuführen.129
Lothar selbst wiederum hatte mit Finanzierungsproblemen seiner Bühne zu
kämpfen.130 Um dieser materiellen Misere Herr zu werden, versandte er einen
aber nur einen Auszug aus dem »von dem verdienstvollen Wiener Theaterleiter kürz
lich gehal-
tene[n] Rundfunk-
Vortrag« dar, wie es in dem Vorspann der Redak
tion heißt. Die Schriftleitung
identifiziere sich »nicht restlos mit allen Darstellungen und Schlußfolgerungen des Verfassers«.
126 Aufbau, 8. 3. 1940, S. 9.
127 New Yorker Volkszeitung, 9. 3. 1940.
128 Vgl. New Yorker Staats-
Zeitung, 15. 4. 1940; Neue Volkszeitung (New York), 19. 4. 1940; Auf-
bau, 19. 4. 1940, S. 8.
129 Vgl. Brief von William Kolodney an EL. New York, 26. April 1940. WBR, ZPH 922a.
130 Überlegt wurde, das Unternehmen »auf breiterer Basis« weiterzuführen, wobei »eine eng lische
Produk tion« den Anfang machen sollte. Ins Auge gefasst wurde hierfür ein ins Ameri kanische
übersetzter Einakter Brechts, Heinrich Schnitzler sollte Regie führen (vgl. Brief von AG an
Heinrich Schnitzler. Wolfeboro, 12. Juli 1940. ÖTM, NL Heinrich Schnitzler. E 4812 Schn.
33/20/17). In drei undatierten Briefen an Adrienne Gessner schreibt Lothar von der Idee,
Ralph Benatzkys Operette Meine Schwester und ich aufzuführen, wobei Benatzky am Flügel
sitzen sollte, Oskar Karlweis und Dolly Haas wollten an der Produk tion mitwirken. Die
Karten für die Vorstellungen sollten zu »erhöhten Preisen« verkauft werden. Lothar plante,
Benatzky unbedingt zu einer Art »Bar- Garantie« zu veranlassen, zumindest aber zu einer
100-Dollar- Beteiligung, denn er wollte »nur etwas machen, was bestimmt Geld bringt. Alles
andere ist sinnlos.« – Hermann Broch beabsichtigte, erneut Thomas Mann zu bemühen, um
Lothar mit seiner Österreichischen Bühne in eine »günstige Fahrrinne« zu bringen (vgl. Brief
von Hermann Broch an Hans Meisel. Cleveland, 14. April 1940. Abgedruckt in Paul Michael
1938 – 1946:
Exil162
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Ernst Lothar
- Subtitle
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Author
- Dagmar Heißler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 484
- Keywords
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Category
- Biographien
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478