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eines Herzens und einer Epoche« 158. Und es ist belegt, dass Carl Zuckmayer
das deutsche Manuskript zu groĂźen Teilen gelesen und mit Lothar darĂĽber
gesprochen hat.159
Ende 1940, Anfang 1941 ĂĽbergibt Lothar dem Doubleday-
Lektor das fertige
Typoskript, im Februar erfährt er, dass Costain das Geschriebene für »exzellent«
befindet.160 Anfang März macht Lothar Horch offiziell zu seinem Agenten, der
seine Werke an Film, Radio und Fernsehen vertreiben, sich um die Nebenrechte
an Lothars literarischen und dramatischen Veröffent
lichungen kĂĽmmern sowie
Hollywood-
Verträge für den Drehbuchautor Lothar an Land ziehen soll. Zehn
Prozent des gesamten Umsatzes, den er mit seinen Publika
tionen macht, gehen
im Gegenzug an Horch.161
Am 5. März unterschreibt Lothar bei Doubleday, Doran & Company Incor-
porated den Vertrag fĂĽr die Publika tion mit dem Titel Diary of an Austrian
Girl, in dem er nicht als Autor, sondern als Herausgeber angefĂĽhrt wird, da er
dem Verlag einen auf einer wahren Begebenheit beruhenden Tatsachenbericht
versprochen hat.162 Von den ersten 2500 verkauften Exemplaren erhält Lothar
zehn Prozent des Preises, 12,5 Prozent bekommt er für die nächsten 2500, für alle
weiteren verkauften Exemplare erhält er 15 Prozent des Ladenpreises. Der Verlag
gewährt ihm einen Vorschuss von 600 Dollar; davon gehen 100 an den Übersetzer
June Barrows Mussey, 200 Dollar bekommt Lothar bei Vertrags unterzeichnung
und 300 bei Abgabe des fertigen Manuskripts.163 Falls das Buch an die Literary
Guild of America, den Book- of- the- Month- Club oder ein ähn liches Unter-
nehmen verkauft werde, stĂĽnden dem Autor 50 Prozent der EinkĂĽnfte zu, die
Doubleday von der jeweiligen Gesellschaft erhalte. Der Vertrag verpfichtete
Lothar, dem Verlag eine Op tion auf sein nächstes Buch einzuräumen.164
158 Jörg Thunecke: »Es gibt keinen Kompromiß mit dem Unrecht«, S. 291.
159 Vgl. Brief von Carl Zuckmayer an AG. Barnard, 30. Dezember 1941. WBR, ZPH 922a.
160 Vgl. Brief von EL an AG. o. O. [New York], 4. Februar 1941. a. a. O.
161 Brief von EL an Franz Horch. New York, 10. März 1941. a. a. O.
162 Auch die New York Times meldet am 5. April 1941, dass Lothar das »Tagebuch einer Wienerin«
ledig lich herausgeben werde und der Verlag plane, es im Sommer des Jahres zu publizieren.
163 Wulf Koepke hält fest, dass sich das Vertrauen eines Verlags in der Höhe des Vorschusses an
den Autor ausdrĂĽckte, wobei VorschĂĽsse von 200 oder auch 500 Dollar das Existenzminimum
von Schriftstellern umschreiben. Auch begann der Profit bei einem Ladenpreis von 2,50 Dollar
fĂĽr den Verlag selbst erst nach etwa 3000 verkauften Exemplaren (Wulf Koepke: Exilautoren
und ihre deutschen und amerikanischen Verleger in New York, S. 1413 f.).
164 Vgl. Vertrag zwischen Doubleday, Doran & Company Incorporated und EL. New York, 5. März
1941. WBR, ZPH 922a. 1938 – 1946:
Exil168
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Ernst Lothar
- Subtitle
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Author
- Dagmar HeiĂźler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 484
- Keywords
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Category
- Biographien
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478