Page - 188 - in Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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Lothar kĂĽrzte den Roman nochmals, und zwar auf 420 Seiten. Die 25 Kapitel,
die das Buch ursprĂĽng
lich hatte, reduzierten sich auf 18. Auch endete das Buch
mit dem Tod des alten Mumelters, Andreas, sein Enkel, ĂĽberlebt in der neuen
Version, wird also nicht erschossen. Zumindest in der deutschen Fassung ist auch
die von Lothar erwähnte Dreiteilung des Romans nicht mehr gegeben, das Buch
gliedert sich inhalt
lich in zwei Teile zu je neun Kapiteln. Die ersten neun schil-
dern das Leben der Familie Mumelter in Südtirol, erzählen, wie Andreas die
Amerikanerin Gwen Hoffman kennenlernt, und berichten ĂĽber die beginnende
Umsiedlungsak tion der SĂĽdtiroler. Der zweite Teil spielt in Pilsen, wohin die
Mumelters gebracht worden sind. Andreas arbeitet hier an einem militärischen
Projekt mit, will die von ihm gebaute Waffe, ein FlakgeschĂĽtz, fĂĽr ein Attentat
auf Hitler einsetzen. Dazu kommt es allerdings nicht, da dieser seinen Besuch
in Böhmen absagt. Gwen und Andreas heiraten, der alte Mumelter stirbt. Das
Buch endet damit, dass Gwen nach Südtirol fährt, um seine Asche beizusetzen.
Der Schluss des Romans ist also in Bezug auf das Schicksal der anderen Prota-
gonisten offen. Der erste Teil der Erzählung bringt viele zeitgeschicht liche
Dokumente,262 die Romanhandlung um sie herum wirkt etwas bemĂĽht. Der
zweite Teil, der phasenweise – weil weniger aus den Quellen zitiert wird – füs-
siger zu lesen ist, verdient eher die Bezeichnung Roman. In diesem Teil thema-
tisiert Lothar erneut die Wichtigkeit des Zeugeseins, so wie schon in A Woman
is Witness. Im ersten Teil wurde Andreas Mumelter Zeuge der Grausamkeit der
Na
tionalsozialisten, die ein Mädchen jüdischer Herkunft in den Selbstmord
treiben. Im zweiten Teil ist Gwen Zeugin in einem Prozess, der zwei jĂĽdischen
Männern gemacht wird, die des Ritualmords angeklagt sind. Während Andreas
die Ungerechtigkeit mitansieht, aber nicht reagiert, versucht Gwen ihr Wissen
aktiv einzusetzen, um zu helfen, indem sie in dem Prozess als Zeugin aussagt.
Allerdings vergebens, die beiden von ihr verteidigten Männer werden exekutiert.
Ende Oktober 1942 fällte Beecroft die Entscheidung, Beneath Another Sun
von der Literary Guild als deren »Februar-
Selec
tion« herausbringen zu lassen.263
Aufgrund des dadurch zustande gekommenen Zusatzeinkommens und der mit
262 »Das Buch enthält eine Fülle urkund lichen Materials, so eine mehrere Jahrhunderte umspan-
nende Aufzählung alter Südtiroler Geschlechter, Darstellung der Südtiroler Leistungen in
Kunst und Kultur, dann den Text des verhängnisvollen Berliner Umsiedelungsabkommens
von 1939 und vieles anderes mehr« (Friedrich Wal lisch: Südtirol und Wien. In: Die Furche
(Wien), 30. 6. 1962).
263 Vgl. auch Brief von Franz Horch an EL. New York, 26. Oktober 1942. WBR, ZPH 922a.
Lothar sollte hierfĂĽr 7500 Dollar bekommen, nach der Bezahlung seines Agenten blieben
ihm davon 6000 Dollar übrig. 1938 – 1946:
Exil188
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Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Ernst Lothar
- Subtitle
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Author
- Dagmar HeiĂźler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 484
- Keywords
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Category
- Biographien
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478