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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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Hans, der Anfang August 1939 noch nicht an einen Krieg geglaubt hatte, musste am Ende des Monats mitteilen, dass »alles auf Krieg abgestellt« 472 war: Lebens- mittel und Benzin wurden ra tioniert, im Juli 1940 klagt er über die zu zahlenden Kriegssteuern. Den ganzen Krieg über bleibt Hans in der Schweiz. Er hatte zwar genauso wie Robert an eine Flucht gedacht, doch sprach unter anderem sein Gesundheitszustand dagegen. Lothar, der an eine gesicherte Existenz in der Schweiz glaubt, lässt er wissen: Unsere Gedanken gehen natür lich unablässig zu Euch. Und immer wieder sage ich: wenn Ihr wüsstet …! Ja: wenn Ihr wüsstet …! Aus Deinem Brief sehe ich, dass Ihr nicht wisst. Erinnerst Du Dich, wie Du für den Ausbruch des Krieges gezittert, gefiebert hast – und ich Dir schrieb, die Angst vor seinem Verlauf mache mich halbtot? Über das Leben hier scheint Ihr nicht informiert zu sein. »Fast sichere Unberührbarkeit?« Gerechter Himmel! Jede Nacht, jede Früh, Stunde! Und dann: nachher? Wenn Ihr wüsstet! Du schreibst, ich schein den Plan »aufgegeben« zu haben. Aber ich schrieb Dir doch, dass ich einen Kampf auf Leben und Tod führe, diesen Plan auszuführen. Das ital. Durchreisevisum für nichtarische Pässe wurde gestopt. Jetzt, da ich end lich die Mög lichkeit sah, nach Lissabon – sind mit einem Schlage alle amerikanischen Visit[o]rvisa (von vor 6. Juli) annulliert worden. Das ist das Ärgste! Wenn Ihr wüsstet!473 Hans sandte nicht nur Lothar monat lich zwischen 100 und 200 Dollar nach Ame- rika, Robert bekam von ihm jeden Monat 200 Reichsmark.474 Roberts Situa tion verschlechterte sich laufend, Hans drängt Lothar im April 1941, ein Affidavit für ihren Bruder zu besorgen, um ihn vor der drohenden »Lublin- Deporta tion« 475 zu retten. Am Rande der ostpolnischen Stadt Lublin war das Konzentra tions- und Vernichtungslager Majdanek errichtet worden. Vom Herbst 1941 bis zum Sommer 1942 diente es als reines Arbeitslager, der Großteil der bei dem Aufbau des Lagers eingesetzten Juden starb innerhalb kurzer Zeit aufgrund der schwe- ren Arbeit und der katastrophalen Lebensbedingungen.476 Robert, der zuletzt bei der Familie Wengraf am Georg- Coch- Platz 3 im ersten Wiener Gemeindebezirk untergekommen war,477 wurde nicht nach Lublin 472 Brief von Hans Müller an EL. Einigen, 30. August 1939. a. a. O. 473 Brief von Hans Müller an EL. Einigen, 11. Juli 1940. a. a. O. 474 Vgl. ebd. 475 Vgl. Brief von Hans Müller an EL. Einigen, 4. April 1941. a. a. O. 476 Vgl. Barbara Schwindt: Das Konzentra tions- und Vernichtungslager Majdanek, S. 73. 477 Vgl. Brief von Hans Müller an EL. Einigen, 4. April 1941. WBR, ZPH 922a. Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 229 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Ernst Lothar
Subtitle
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Author
Dagmar Heißler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
484
Keywords
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Category
Biographien

Table of contents

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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