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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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den Salzburger Festspielen war 1938 wegen seiner jüdischen Abstammung zur Flucht aus Österreich gezwungen, 1942 wurde er amerikanischer Staatsbürger. Anfang des Jahres 1947 kehrte er nach Wien zurück und trat an der Staatsoper auf. Da er sein Honorar in Schilling ausbezahlt erhielt, sein Hotel aber in Dollar bezahlen musste, empfand er seinen Aufenthalt in Wien als finanziellen Miss- erfolg und sagte ein geplantes Gastspiel in Österreich ab. Lothar meldete alle von Leinsdorf erhobenen Vorwürfe an seine Vorgesetzten und ersuchte um Unterstützung für Künstler von besonderem Rang; eine Bitte, der in der Folge auch nachgekommen wurde. Dennoch setzte ein weiterer Emigrant die Civil Affairs Division über die angeb liche Inkompetenz Lothars in Kenntnis. Der Theater- und Konzertagent André Mertens, Vizepräsident und Aufsichtratsvor- sitzender des Columbia Artists Management, ließ Lothars Behörde gegenüber durch blicken, er würde keine weiteren Künstler mehr nach Österreich schicken, solange keine »radikale Veränderung« der gegebenen Umstände eintrete.96 Bereits am 17. Oktober 1947 stand fest,97 dass Ernst Lothars Vertrag nicht mehr verlängert werden würde, »weil er sich gegen US-Künstler von Rang nicht richtig verhalten hätte« 98. Lothar selbst schreibt in seiner Autobiographie, dass ihm eine Dienstverlängerung angeboten worden wäre und dass er quasi über seine Weigerung, in Entnazifizierungsfragen nachzugeben, um den Kampf gegen den Kommunismus zu forcieren, gestolpert sei.99 Für die Amerikaner verlor die Entnazifizierung, die 1945 noch zu ihren Hauptanliegen gehörte, nach 1947, mit Beginn des Kalten Kriegs, an Bedeutung. 1946 gab es in Wien 108.405 Na tio- nalsozialisten (Parteimitglieder bzw. Registrierte), das entspricht 20,2 Prozent der Gesamtbevölkerung, in ganz Österreich waren es 536.662.100 Anfang April 1948 verzeichneten die offiziellen Statistiken insgesamt 530.535 registrierte Na tio- nalsozialisten in Österreich (7,5 Prozent der Gesamtbevölkerung): »Davon gal- ten 43.468 Personen als Belastete sowie 487.067 als Minderbelastete, die in den Genuß der Amnestie von 1948 kamen. Mit dieser breiten Amnestie war auch die Durchführung der eigent lichen Entnazifizierung in Österreich im wesent- lichen abgeschlossen.« 101 96 Vgl. Oliver Rathkolb: Ernst Lothar, S. 293. 97 Keine Woche darauf schrieb Lothar in einem Brief, dass er sich dazu entschlossen habe, seinen Vertrag, der im Dezember auslaufe, nicht zu erneuern. Vgl. Brief von EL an Henry C. Alter. Wien, 25. Oktober 1947. ÖNB, 1215/39-3. 98 Oliver Rathkolb: Ernst Lothar, S. 294. 99 Vgl. EL: Das Wunder des Überlebens, S. 346, 358. 100 Dieter Stiefel: Entnazifizierung in Österreich, S. 93. 101 Rüdiger Wischenbart: Der literarische Wiederaufbau in Österreich 1945 – 1949, S. 66. 1946 – 1950: Rückkehr262 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Ernst Lothar
Subtitle
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Author
Dagmar Heißler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
484
Keywords
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Category
Biographien

Table of contents

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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