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Die Annäherung oder Wieder-
Annäherung an seinen ehemaligen Verleger
Zsolnay datierte bereits aus dem Jahr 1947.20 Damals hatten sich Lothar und Paul
Zsolnay in einer Besprechung darauf geeinigt, dass die Rechte aller im Zsolnay
Verlag erschienenen Lothar- Bücher in deutscher Sprache »für die ganze Welt,
ohne jede Kompensa
tion« an Lothar zurückfallen. Über eventuelle Neuaufagen
müssten Verträge zu neuen Bedingungen ausgehandelt werden.21 Zsolnay plante
eine Neuaufage von Romanze F-Dur in Höhe von 5000 Stück.22 Lothar stellte
dem Verlag Bedingungen, darunter eine Vorauszahlung bei Vertragsabschluss
von mindestens 10.000 Schilling und Tantiemen von 15 Prozent des Ladenpreises.
Paul Zsolnay erklärte sich zu einem Vorschuss von 7500 Schilling bereit sowie
prinzipiell auch zu den von Lothar geforderten 15 Prozent. Allerdings wies er
darauf hin, dass der Ladenpreis, um Lothars Forderungen GenĂĽge zu tun, von
circa 21 Schilling (zehn Prozent Tantiemen) auf fast 31 Schilling erhöht werden
müsste, was einer 50-prozentigen Preissteigerung gleichkäme. Dies wiederum
würde die Absatzmög
lichkeiten des Buchs deut
lich schmälern, da die Menschen
das Geld für dringender benötigte Güter, die nun langsam wieder erhält
lich
seien, ausgeben würden. Als Erscheinungstermin wurde das Frühjahr, spätestens
aber der Herbst 1948 anvisiert, je nachdem, ob die Druckereien und Bindereien
während des Winters unbehindert arbeiten könnten.23 De facto kam die Neu-
aufage von Lothars Romanze F-Dur bei Zsolnay bzw. als Lizenzausgabe der
Ă–sterreichischen Buchgemeinschaft erst 1952 heraus,24 dafĂĽr legte der Verlag
1950 Lothars Erzählungen Kinder. Erste Erlebnisse unter dem Titel Die Tür geht
auf. Notizbuch der Kindheit neu auf.25
20 1938 war Paul Zsolnay von seiner Vorstandsfunk tion zurĂĽckgetreten, er leitete den Verlag aber
von London aus noch bis zum März 1939. 1943 wurde der Verlag aus dem Handelsregister
gelöscht. 1946 kehrte Paul Zsolnay aus dem Exil zurück, durch die Gründung der Paul Zsolnay
Verlag Ges. m. b. H. wurden die alten Rechtsverhältnisse wiederhergestellt. Vgl. Murray G. Hall:
Österreichische Verlagsgeschichte 1918 – 1938, S. 409.
21 Vgl. Brief von EL an Paul Zsolnay. Wien, 19. Mai 1947. WBR, ZPH 922a.
22 Vgl. Brief des Paul Zsolnay Verlags an EL. Wien, 22. Mai 1947. a. a. O.
23 Vgl. Brief des Paul Zsolnay Verlags an EL. Wien, 28. Juli 1947. a. a. O.
24 Mit der Chefredak tion der Weltpresse wurde am 16. Januar 1952 eine Vereinbarung ĂĽber den
Abdruck des Romans getroffen. Im ersten Halbjahr 1952 wurde Romanze F-Dur dann in der
Zeitung in Fortsetzungen veröffent licht.
25 Es gab in dem Manuskript der Erzählungen vier Stellen, um deren Revision Paul Zsolnay Lothar
bat (vgl. Brief von Paul Zsolnay an EL. Wien, 31. August 1950. Ă–LA, 286/B536), dieser kam den
Ă„nderungswĂĽnschen des Verlegers nach (vgl. Telegramm von EL an Paul Zsolnay. Badgastein,
2. September 1950. ÖLA, 286/B536). – Rezension u. a. in Arbeiter- Zeitung, 17. 12. 1950. S. 9.
»Amerikanischer Söldling«? 297
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Ernst Lothar
- Subtitle
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Author
- Dagmar HeiĂźler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 484
- Keywords
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Category
- Biographien
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478