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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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Für mich wird sich höchstens insoferne etwas ändern, als ich unter einem neuen Direktor nicht bleiben oder besser oder schlechter als bisher bleiben werde; daher bin ich für den Schr[eyvogl]. Immerhin die Genugtuung, daß nicht nur die führende Kritik, sondern jetzt also auch offiziell das Haus durch seinen abtretenden Direktor mich »primo et unico loco« vorgeschlagen haben.114 Der nun ins Spiel gebrachte Frank Thiess war in den 1920er Jahren zunächst Dramaturg und Regisseur an der Stuttgarter Volksbühne gewesen, arbeitete dann als Theaterkritiker beim Hannoverschen Anzeiger, um sich seinem lite- rarischen Schaffen widmen zu können. Nach 1945 war er bemüht, »sich als ein erfolgreicher Schriftsteller in den Kreis der tonangebenden intellektuellen Kräfte einzuordnen, indem er sich […] als Wortführer der ›Inneren Emigra- tion‹ exponierte« 115. In seinem in der Münchner Zeitung erschienenen Artikel »Innere Emigra tion« 116 wertete Thiess das Exil gegenüber »dem unmittelbaren Miterleben der Nichtemigrierten als passives Zuschauen aus sicherer Distanz, von ›den Logen und Parterreplätzen des Auslands‹ aus«,117 mora lisch ab. Die immer wieder auffackernden Kontroversen, in denen seine NS-Vergangenheit zur Debatte stand,118 schadeten seiner Reputa tion. Lothar meinte diesbezüg lich: Daß sie, wenn es also ein Romancier sein soll, einen deutsch- arischen mit Nazi- Vergangenheit, dafür ohne die leiseste Verbindung mit dem Theater wählen – als den »Besten«, ist nur der Verachtung wert und wird, sollte es dazu kommen, eine […] Schmach sein. Die Entscheidung, ob ich sie mitzumachen haben werde oder nicht, wird zur gegebenen Zeit zu treffen sein. […] Das mit dem Herrn Thiess scheint […] zwar noch nicht fait accompli, aber doch sehr substantiell zu sein; er werde von den »Rechtskreisen, wo sie am rechtesten sind« = VdU (meine Lesart) »verlangt«. Ganz schön.119 114 Brief von EL an AG. Wien, 23. Juni 1954. WBR, ZPH 922a. 115 Yvonne Wolf: Frank Thiess und der Na tionalsozialismus, S. 54. 116 Frank Thiess: Die innere Emigra tion. In: Münchner Zeitung, 18. 8. 1945. 117 Yvonne Wolf: Frank Thiess und der Na tionalsozialismus, S. 4. 118 Vgl. dazu auch Gerhard Renner: Frank Thiess, S. B41–B50. 119 Brief von EL an AG. Wien, 24./25. Juni 1954. WBR, ZPH 922a. – Der Verband der Unabhän- gigen (VdU), auch Wahlpartei der Unabhängigen (WdU), sah sich als politische Vertretung ehemaliger NSDAP-Mitglieder, Heimatvertriebener und Heimkehrer und war hauptsäch lich ein Auffangbecken für deutsch- na tional gesinnte Kräfte. Im Jahr 1956 wurde der VdU aufge- löst bzw. von der neu gegründeten Freiheit lichen Partei Österreichs (FPÖ) absorbiert. – Knut Lehmann- Horn: Vom Verband der Unabhängigen (VdU) zur FPÖ, S. 244 ff. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste«314 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Ernst Lothar
Subtitle
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Author
Dagmar HeiĂźler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
484
Keywords
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Category
Biographien

Table of contents

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, RĂĽcktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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