Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Page - 378 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 378 - in Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender

Image of the Page - 378 -

Image of the Page - 378 - in Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender

Text of the Page - 378 -

er Konfiktlinien häufig über Liebesbeziehungen seiner Romanfiguren darstellt. Auch hier lassen sich wiederum zwei Schwerpunkte ausmachen: das Spannungs- feld Recht–Gerechtigkeit und die Betonung der Wichtigkeit des Zeugeseins.23 Seine vier in den USA entstandenen Exilromane schlagen in diese Kerbe, daneben waren sie aber auch dazu gedacht, dem amerikanischen Publikum Öster- reichs Leistungen bzw. kulturelle Bedeutung vor Augen zu führen. In diesem Punkt verfolgt Lothar klar politische Absichten: Österreich wird als Opfer der Na tionalsozialisten präsentiert, als ein »sauberes Land ohne Nazi- Verbrecher«, die bei ihm ein rein deutsches Phänomen sind. Der erste Roman, den Lothar nach seiner Rückkehr nach Wien schreibt und der sich mit der Problematik der Heimkehrenden auseinandersetzt, zeichnet da bereits ein etwas differen- zierteres Bild, auch wenn die Österreicher hier nach wie vor hauptsäch lich als Opfer, Mitläufer oder stille Gegner des Na tionalsozialismus geschildert werden. Überzeugte österreichische Na tionalsozialisten gibt es in Lothars Romanwelt nicht. Für ihn scheint der Faschismus eine genuin deutsche Sache zu sein, den Austrofaschismus nimmt er nicht als solchen wahr. Das mag einerseits mit der von Lothar für sich selbst postulierten Parteilosigkeit zu tun haben, andererseits ist die Zeit von 1934 bis 1938 unter dem Ständestaat für ihn mit persön lichen Erfolgen und kulturpolitischer Geltung verbunden, was ihn eventuell auf diesem Auge blind gemacht hat. Gleichzeitig huldigt er der Österreich- Ideologie, sieht Österreich als das bessere Deutschland und im Austrofaschismus die einzig mög liche Waffe gegen Hitlerdeutschland; nur so ist zu begreifen, wie er von Dollfuß als dem Retter Österreichs sprechen kann. In der Emigra tion zählte Lothar zu den wenigen Autoren, »denen es gelang, einen erfolgreichen Übergang ihrer schriftstellerischen Laufbahn in eine neue Umgebung zu erwirken« 24. Grundlage seiner vier in den USA erschienenen Gesellschaftsromane waren Aspekte der jüngsten österreichischen Geschichte, sie sind »semihistorische Porträts« und behandeln meist Fragen der Gerechtig- keit, Treue, Ehre und des mora lischen Verantwortungsgefühls. Interessanterweise gelten diese Exilromane häufig als »seine besten Arbeiten« 25, wobei er mit ihnen, 23 Kurt Adel fasst den Werdegang des Schriftstellers Lothar beispielsweise folgendermaßen zusammen: Er habe sich »aus der wehmütig weichen Stimmung seiner frühen Gedichte und Erzählungen« zu »aktiver, kritischer Darstellung der Gesellschaft« entwickelt, allerdings sei in seinen letzten Romanen »das Ineinanderleben von Gedanken oder Erlebnisschichten bereits Kunstmittel geworden« (Kurt Adel: Geist und Wirk lichkeit, S. 305 f.). 24 Donald G. Daviau und Jorun B. Johns: Ernst Lothar, S. 323. 25 Ebd. Schluss378 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
back to the  book Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender"
Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Ernst Lothar
Subtitle
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Author
Dagmar HeiĂźler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
484
Keywords
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Category
Biographien

Table of contents

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, RĂĽcktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ernst Lothar