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er Konfiktlinien häufig über Liebesbeziehungen seiner Romanfiguren darstellt.
Auch hier lassen sich wiederum zwei Schwerpunkte ausmachen: das Spannungs-
feld Recht–Gerechtigkeit und die Betonung der Wichtigkeit des Zeugeseins.23
Seine vier in den USA entstandenen Exilromane schlagen in diese Kerbe,
daneben waren sie aber auch dazu gedacht, dem amerikanischen Publikum Ă–ster-
reichs Leistungen bzw. kulturelle Bedeutung vor Augen zu fĂĽhren. In diesem
Punkt verfolgt Lothar klar politische Absichten: Ă–sterreich wird als Opfer der
Na tionalsozialisten präsentiert, als ein »sauberes Land ohne Nazi-
Verbrecher«,
die bei ihm ein rein deutsches Phänomen sind. Der erste Roman, den Lothar
nach seiner RĂĽckkehr nach Wien schreibt und der sich mit der Problematik
der Heimkehrenden auseinandersetzt, zeichnet da bereits ein etwas differen-
zierteres Bild, auch wenn die Österreicher hier nach wie vor hauptsäch
lich als
Opfer, Mitläufer oder stille Gegner des Na tionalsozialismus geschildert werden.
Überzeugte österreichische Na tionalsozialisten gibt es in Lothars Romanwelt
nicht. FĂĽr ihn scheint der Faschismus eine genuin deutsche Sache zu sein, den
Austrofaschismus nimmt er nicht als solchen wahr. Das mag einerseits mit der
von Lothar fĂĽr sich selbst postulierten Parteilosigkeit zu tun haben, andererseits
ist die Zeit von 1934 bis 1938 unter dem Ständestaat für ihn mit persön
lichen
Erfolgen und kulturpolitischer Geltung verbunden, was ihn eventuell auf diesem
Auge blind gemacht hat. Gleichzeitig huldigt er der Ă–sterreich-
Ideologie, sieht
Ă–sterreich als das bessere Deutschland und im Austrofaschismus die einzig
mög liche Waffe gegen Hitlerdeutschland; nur so ist zu begreifen, wie er von
DollfuĂź als dem Retter Ă–sterreichs sprechen kann.
In der Emigra
tion zählte Lothar zu den wenigen Autoren, »denen es gelang,
einen erfolgreichen Ăśbergang ihrer schriftstellerischen Laufbahn in eine neue
Umgebung zu erwirken« 24. Grundlage seiner vier in den USA erschienenen
Gesellschaftsromane waren Aspekte der jüngsten österreichischen Geschichte,
sie sind »semihistorische Porträts« und behandeln meist Fragen der Gerechtig-
keit, Treue, Ehre und des mora
lischen VerantwortungsgefĂĽhls. Interessanterweise
gelten diese Exilromane häufig als »seine besten Arbeiten« 25, wobei er mit ihnen,
23 Kurt Adel fasst den Werdegang des Schriftstellers Lothar beispielsweise folgendermaĂźen
zusammen: Er habe sich »aus der wehmütig weichen Stimmung seiner frühen Gedichte und
Erzählungen« zu »aktiver, kritischer Darstellung der Gesellschaft« entwickelt, allerdings sei in
seinen letzten Romanen »das Ineinanderleben von Gedanken oder Erlebnisschichten bereits
Kunstmittel geworden« (Kurt Adel: Geist und Wirk lichkeit, S. 305 f.).
24 Donald G. Daviau und Jorun B. Johns: Ernst Lothar, S. 323.
25 Ebd.
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Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Ernst Lothar
- Subtitle
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Author
- Dagmar HeiĂźler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 484
- Keywords
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Category
- Biographien
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478