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74 curious inferiority and selfpity of many Viennese) or because we are felt
to be dangerous competitors […] I do not know. Only that my interview
with the dean showed him quite cool, and obviously merely doing his duty
in getting me started. And my one colleague in Sociology made no effort
whatsoever either to smooth my path or to introduce me to other faculty
members.“3
Zu Beschwerden der Fulbright Grantees über ihre Verwendung und Behand-
lung kam es häufig. Das kollektive Beharren der österreichischen Vertreter in der
Kommission auf einem repräsentativen Austauschmodell nach Vorbild des Bri-
tish Council war kein Zufall. Mit diesem Modell war weniger Arbeitsaufwand
verbunden, und die Gefahr, möglicherweise unliebsamen Neuerungen in der
Wissenschaftsproduktion ausgesetzt zu werden, war geringer. Die Mischung aus
Bequemlichkeit und intellektueller Scheu lässt sich als die grundlegende Haltung
gegenüber den wissenschaftlichen Gästen aus den USA kennzeichnen. Sie wurde
auch von der Kommission benannt, als es das erste Mal um die Probleme der Plat-
zierung amerikanischer Visiting Lecturers ging:
„The Commission also expressed its confidence that it would be able to
arrange placement in almost all cases; even though the demand of the Aus-
trian institutions of higher learning for specialists in the natural and applied
sciences is greater than their demand for professors in the Social Sciences
and Humanities (with the exception of English and American Languages
and Literature).“4
Die US-Lecturers im Schwerpunkt Social Sciences waren, wie das letzte Zitat deut-
lich anzeigt, für Missgunst vonseiten österreichischer Kollegen besonders anfällig.
Das ist nicht weiter verwunderlich: An österreichischen Hochschulen herrschte
in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern ein besonders eklatanter wissen-
schaftlicher Rückstand. In einem Land, das sich zu jener Zeit vor allem bemühte,
politische Gräben möglichst zuzudecken, konnte die Reflexion gesellschaftlicher
Verhältnisse zudem jederzeit als Anstiftung zur Unruhe missverstanden werden.
Weiche Kriterien der Auswahl
Für die erfolgreiche Platzierung eines Gastprofessors war es maßgeblich, die Pro-
fessorenkollegien von den Grantees zu überzeugen. Diese Vermittlungsrolle fiel
der Fulbright Commission zu. Trotz der Unterstützung, die vonseiten des Ministe-
riums zur Verfügung gestellt wurde, war das keine ganz einfache Aufgabe. Als die
Kommission im ersten Programmjahr eine Liste von Grantees an die rechts- und
staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien übermittelte, beharrte deren
Professorenkollegium darauf, allein über die Beantragung von Gastprofessuren
befinden zu dürfen. Die Fakultät habe zwar keinen Einwand gegen die vorge-
schlagenen Gäste, wolle jedoch „ihrerseits […] keine Initiative in dieser Richtung
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
- Subtitle
- Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
- Author
- Thomas König
- Publisher
- StudienVerlag
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-7065-5088-8
- Size
- 15.8 x 23.9 cm
- Pages
- 190
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Geleitwort 7
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 13
- 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
- 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
- 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
- 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
- 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
- 7. Schluss 117