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90 „[…] that he had come to Austria following an invitation to accept a Ful-
bright lecture grant in this country, and that he had done so out of a sense
of duty and at great personal sacrifice. Since he felt that his abilities were
not being properly utilized in this country, he requested the Commission to
accept his resignation as of February 15, 1954.“73
Ein Problem bei Goldmans Gastaufenthalt lag, das wird in dieser Anmerkung deut-
lich, sicherlich schon in der Anbahnung: Das BFS hatte seine eigenen Regeln gebro-
chen und – in der Absicht, einen hoch renommierten Wissenschaftler nach Wien
zu schicken –, statt aus Bewerbungen auszuwählen, regelrecht eine Anwerbung vor-
genommen. So scheint es für Goldman eher eine Verpflichtung denn eine Heraus-
forderung gewesen zu sein, einen Fulbright Grant nach Österreich anzunehmen.
Ein zweiter Grund dafür, dass die mit Goldmans Aufenthalt verbundenen
Erwartungen enttäuscht wurden, lag aber auch in der Reaktion des Wiener Umfelds
auf Goldman und das, was er in den Augen der österreichischen Professoren reprä-
sentierte – als Jude, Amerikaner, vor allem aber als erfolgreicher Wissenschaftler.
In einer frühen Stellungnahme – noch ehe das Drama in Wien seinen Lauf nahm
– schrieb Wilhelm Schlag bereits ein Memo an USIA, um auf die möglichen Stol-
persteine bei diesem Engagement aufmerksam zu machen. Ein Problem des US-
Visiting Lecturer-Programms, so Schlag, liege bei den österreichischen Professoren,
die sich bei Placement und Utilization als sehr inflexibel erwiesen hätten:
„This inflexibility may be due partly to pride and to jealousy. Some profes-
sors are reluctant to admit that Austria may have fallen behind in a number
of fields, particularly in the social sciences. Because of the keen competition
for the limited opportunities in the academic field, other professors do not
seem to welcome faculty members with new ideas.“74
Vor diesem Hintergrund lassen sich die Verhaltensweisen der österreichischen
Professoren besser verstehen. Einige von ihnen zeigten sich enttäuscht von einem
Programm, das ihre Personalwünsche nicht berücksichtigen konnte (und wollte)
und das womöglich noch durch „new ideas“ das vertraute Wissenschaftsfeld auf
unbekannte Weise zu durchpflügen drohte. Das Fulbright Program zeigte den Pro-
fessorInnen in Österreich doch recht deutlich, dass ihre Selbsteinschätzung und die
daraus resultierenden Erwartungen nicht der Realität entsprachen. Manche reagier-
ten darauf trotzig mit passivem Widerstand. Andere entwickelten eine Strategie der
Anpassung und Verwendung des Programmangebots.
Die platzierten Gäste
Von den 155 verzeichneten US-WissenschaftlerInnen unter dem Fulbright Pro-
gram waren mehr als die Hälfte, nämlich 87, als Visiting Lecturers kategorisiert.
Von diesen waren deutlich mehr als ein Drittel, nämlich 33 Personen, ausschließ-
lich an der Universität Wien platziert; weitere neun verbrachten ein Semester an
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
- Subtitle
- Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
- Author
- Thomas König
- Publisher
- StudienVerlag
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-7065-5088-8
- Size
- 15.8 x 23.9 cm
- Pages
- 190
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Geleitwort 7
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 13
- 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
- 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
- 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
- 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
- 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
- 7. Schluss 117