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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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40 Die Jagd nach Sensationen · Pioniere der Pressefotografie über Modeaufnahmen (etwa für die Zeitschrift Wie- ner Mode) und die Dokumentation öffentlicher Ver- anstaltungen bis hin zu Reportagen über aktuelle politische, gesellschaftliche und militärische Ereig- nisse. Es ist anzunehmen, dass ein Teil seiner Repor- tageaufnahmen nicht von ihm selbst stammt, sondern von seinen Mitarbeitern. Dass die Bilder unter dem Namen des Auftraggebers und Ateliers veröffentlicht werden, ist in diesen Jahren durchaus üblich. Bereits früh spezialisiert sich das Unternehmen Scolik – neben den Porträts – auf reportageartige Bildberichte. Während etwa die Dokumentation über das Wiener Hauptpostamt (Abb. 4) die Geschäftigkeit eines bürokratischen Großbetriebes im Überblick und zugleich in zahlreichen Details zeigt, ist eine Außen- aufnahme vom Aufstieg eines militärischen Freibal- lons in Wien ganz anders aufgebaut (Abb. 5). Dies- mal steht das sensationelle Luftschiff im Zentrum. Der Ballon nimmt fast den gesamten Bildausschnitt ein, Militärs und Schaulustige am Boden werden an- gesichts seiner Dimensionen zu Statisten. Die Auf- nahmen aus dem Hause Scolik sind durchweg als Einzelbilder konzipiert, nur gelegentlich werden sie in der Zeitung zu einer Bildgeschichte zusammen- gesetzt. Die Szenen, ob im Atelier oder im Freien aufgenommen, sind stets sorgfältig aufgebaut. Der Schnappschuss, die Dramatik des Augenblicks sind Scolik fremd. Charles Scolik jun., der Sohn Charles Scoliks sen., arbeitet ab 1893 im Betrieb des Vaters mit. Seine Ausbildung schließt er 1902 mit dem Gewerbeschein ab. Nach der Jahrhundertwende ist er ebenfalls als Pressefotograf tätig. Ab 1905 veröffentlicht er seine Aufnahmen unter eigenem Namen. Am Beispiel der beiden Fotografen Solik sen. und jun. lässt sich die langsame Herausbildung des Berufs „Pressefotograf“ um 1900 sehr anschaulich illustrieren. Während der Vater den Schwerpunkt seines Geschäftes nach wie vor eindeutig im Atelierbetrieb sieht, wird für den Sohn die journalistische Arbeit immer wichtiger. Charles Scolik sen. wirbt 1908 in einer ganzseitigen Anzeige für seinen Betrieb, er bezeichnet sich als „k. u. k. österr.-ungar. Hof- und Kammerphotograph“, aber nicht als Presse- oder Illustrationsfotografen. Alle möglichen Sparten seines Könnens werden angeprie- sen, vom Porträt bis zur Industriefotografie, von der Produktfotografie bis zur Ansichtskartenproduktion. Die Arbeit für die Presse scheint nur klein gedruckt und ziemlich versteckt auf: „Reklame- und Illustrati- onswesen“6. Verschämter könnte man die fotojourna- listische Tätigkeit nicht darstellen. Sein Sohn arbeitet zwar ebenfalls als Atelierfotograf, die Pressefotografie hat für ihn aber einen ganz anderen Stellenwert. Er ist bis in die späten 1920er Jahre als Fotojournalist tätig. So wie Charles Scolik sen. versuchen auch andere Fotografen ihre Bilder in der Presse unterzubringen. Abb. 4  Ein  Blick  in  das  Wiener  Hauptpostamt.  Der  Saal  des  „k.  k.  Brief-Speditionsamtes  Nr.  1  während  der  Amtsstun- den“.  Das interessante Blatt,  21.  März  1901,  S.  8.  Foto:  Charles  Scolik.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Subtitle
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Author
Anton Holzer
Publisher
Primus Verlag
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Size
23.0 x 29.0 cm
Pages
498
Keywords
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Category
Medien

Table of contents

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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