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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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46 Die Jagd nach Sensationen · Pioniere der Pressefotografie krise in Budapest dokumentiert, wählt er einen ganz neuen Weg, politische Ereignisse sichtbar zu machen. Da er die hektischen Verhandlungen hinter verschlos- senen Türen nicht ablichten kann, zeigt er, was sich auf der Straße vor dem Regierungsgebäude abspielt: das Kommen und Gehen der Regierungsmitglieder, überhastete Aufbrüche und Ankünfte. Auf diese Weise entsteht ein interessantes Nebeneinander von Zeitschnitten, das sehr viel von der fiebrigen Stim- mung der Verhandlungen hinter den Kulissen zeigt.11 Das Illustrierte österreichische Sportblatt berichtet 1913 über ein umkämpftes Fußball-Länderspiel zwi- schen Wien und Berlin. Das Titelfoto von Carl Seebald zeigt nichts von dem Spiel, sondern einen überaus vielsagenden Blick ins Publikum (Abb. 12). Immer- hin 15.000 Zuschauer sind zu dem Wettkampf ge- kommen.12 Im Bildtext heißt es: „Die Wiener erlangen mit dem dritten Treffer die Führung. Alles freut sich! Sogar der Mann des Gesetzes (der Polizist im Vor- dergrund, A. H.) kann ein behagliches Lächeln nicht unterdrücken.“13 Schließlich endet das Spiel 3 : 3. Seebald ist nicht nur ein erfolgreicher Pressefo- tograf, sondern auch ein geschickter Unternehmer. Ende 1908 gründet er unter dem Namen „Illustra- tions-Unternehmung C. Seebald“ eine Fotoagentur, die eigene und eingekaufte Fotos vermarktet. Bald vertreibt er Bilder italienischer, französischer, briti- scher und amerikanischer Herkunft. 1909 kann er als einzige österreichische Agentur den Zeitungen Bilder vom Erdbeben in Messina oder vom sensationellen Flug des Flugzeugpioniers Blériot über den Ärmel- kanal anbieten. Im Ersten Weltkrieg ist Seebald ein bekannter Kriegsfotograf14, seine letzten Pressebilder erscheinen Anfang der 1920er Jahre, 1935 erlischt sein Gewerbeschein. Internationalisierung der Pressefotografie Der rasante Aufstieg der Pressefotografie hat in den ersten Jahren nach 1900 nicht nur zu einer bei- spiellosen Vermehrung der Zeitungsbilder geführt, sondern auch die Art und Weise ihrer Beschaffung grundlegend geändert. Carl Seebald, der den Weg vom Fotografen zum Fotohändler geht, ist dafür ein gutes Beispiel. Eine Reihe anderer Fotopioniere folgt ihm. Sie bauen ebenfalls Handelsfirmen zur Vermark- tung von Fotografien auf. Nach und nach entsteht ein immer engmaschigeres Netz von Anbietern. Das erste österreichische Unternehmen, das systematisch die illustrierte Presse beliefert, ist die Wiener Foto- und Fotohandelsfirma R. Lechner (Wilh. Müller). Sie hat anfangs noch keine fremden Bilder im Programm, sondern vermarktet in erster Linie Aufnahmen der eigenen Fotografen. Bereits 1895 tauchen die ersten Fotos von Lechner in den Zeitungen auf.15 Einer der frühen Pressefotografen, der seit 1895 im Auftrag von Lechner arbeitet, ist Hermann Heydenhaus. Er macht sich vor der Jahrhundertwende selbstständig und gründet zusammen mit L. Robert eine Fotoagentur. Das Unternehmen Lechner, das als Verlagsbuchhand- lung begonnen hat, expandiert rasch und gehört um Abb. 12  Fußballwettkampf  zwischen  Wien  und  Berlin.  Illustriertes österreichisches Sportblatt,  11.  Oktober  1913,  Titelseite.  Foto:  Carl  Seebald. 
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Subtitle
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Author
Anton Holzer
Publisher
Primus Verlag
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Size
23.0 x 29.0 cm
Pages
498
Keywords
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Category
Medien

Table of contents

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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