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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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202 Bilder als Propaganda · Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 von Fotoreportagen (hie und da auch einfache Fo- tomontagen), aber die Anordnung und Verbindung zwischen Bildern und Texten ist simpel gehalten. Als Beispiel mag eine Doppelseite vom Oktober 1936 dienen, in der über den monumentalen Massenauf- marsch der Vaterländischen Front in Wien berichtet wird (Abb.  10). Statt einer suggestiven Bilderzählung, wie sie etwa wenige Jahre zuvor der Welt-Guck prä- sentiert hat, dominieren hier einfache Fototableaus, oft mit überlappenden Bildern. Dazwischen finden sich die in Fraktur gehaltenen Bildtexte bzw. kurze redaktionelle Einschübe. Die Namen der Fotografen werden bei den meisten Abbildungen nicht genannt, mit einer Ausnahme: Lothar Rübelt. Seine Fotoarbei- ten, meist sind es unverfängliche Sport-, Genre- und Landschaftsaufnahmen, sind in der Österreichischen Woche gekennzeichnet. Das illustrierte Kampfblatt der Austrofaschisten ist vor allem auf dem Land erfolgreich, weniger in Wien, wo sie nur zwei konservativen Tageszeitungen beiliegt, deren Leser ohnehin zur regierungstreuen Klientel zählen. Zwar versucht die Regierung auch die ehemals sozialdemokratische Arbeiterschaft vor allem in Wien mit einer eigenen illustrierten Zei- tung, der wöchentlich erscheinenden Bilderwoche der österreichischen Volksschriften, zu erreichen.26 Aber der Erfolg dieser Publikation, die zwischen 1934 und 1938 erscheint, bleibt bescheiden. Wäh- rend also die strikt antiurbane, ländlich-konservative Ausrichtung der Österreichischen Woche ihrer massen- haften Verbreitung in der Großstadt Grenzen setzt, erobert sie auf dem Land tatsächlich neue Leser. Der Österreichischen Woche gelingt es dank der massiven Intervention der Regierung, ein seit Langem vorherr- schendes Stadt-Land-Gefälle, das die Verbreitung der illustrierten Presse kennzeichnet, bis zu einem gewis- sen Grad auszugleichen. Ein halbes Jahrzehnt lang, von 1933 bis 1938, gelingt es der weitverzweigten austrofaschistischen Propagandamaschinerie, die öffentliche Meinung zu beherrschen. Im März 1938 bricht dieses Pres- semonopol mit einem Schlag zusammen und wird, im Zuge des Machtantritts der Nationalsozialis- ten, durch eine andere, noch weit feinmaschigere Pressediktatur ersetzt. Rückblickend betrachtet ist das Jahr 1938 der zentrale Einschnitt in der Ge- schichte der österreichischen Presse und damit auch für die Pressefotografie. Zwar setzen auch die Nationalsozialisten in gewisser Weise auf Kontinuität, aber die politischen Eingriffe, die Zensur, die Maßnahmen der rassistischen Verfolgung und der politischen Repression sind mit dem Umbruch im Jahr 1934 kaum zu vergleichen. Abb.  10  Die  Österreichische Woche  ist  im  Innenteil  grafisch  einfach  gestaltet.  Es  überwie- gen  einfache  Fototableaus,  oft  mit  überlappenden  Bildern.  Die  redaktionellen  Texte  sind  sehr  kurz  gehalten.  Österreichische Woche,  29.  Oktober  1936,  S.  7.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Subtitle
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Author
Anton Holzer
Publisher
Primus Verlag
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Size
23.0 x 29.0 cm
Pages
498
Keywords
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Category
Medien

Table of contents

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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