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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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258 Politische Bilder · Die Kultur der Arbeiterfotografie Zeichensaal (im dritten Stock, A. H.) gelangt man in die Arbeitsräume der photographischen Fachgruppe, welche auch einen getrennten Aufgang vom zweiten Halbstock aus hat. Die photographische Fachgruppe besitzt fünf Dunkelkammern, jede Dunkelkammer ist mit allen notwendigen Behelfen ausgestattet, außer- dem mit Vergrößerungsapparaten, Kopierapparaten usw. Zu den photographischen Kabinetten gehört auch ein eigener Aufnahmeraum, mit Glasdach, und eine Fachbibliothek, sowie ein kleines Fachgruppen- zimmer.“32 Ähnlich wie die Arbeiterfotografiegruppen bei den Naturfreunden gehen auch jene in der Volkshoch- schule auf die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurück. Die Ottakringer Gruppe gibt es seit 1905. Mitte der 1920er Jahre blüht die Gruppe sichtbar auf, die Ak- tivitäten und Veranstaltungen nehmen zu,33 ab 1924 steht sie für einige Jahre unter der Leitung von Karl Irribauer. Unter seiner Obmannschaft steigt die Zahl der Mitglieder von 148 (1924) auf 275 (1928) deutlich an. Sein Nachfolger Karl Ender (ab 1928) setzt die Aktivitäten fort: Die Mitgliederzahl steigt weiter, die Gruppe ist um 1930 überaus rege. Fast wöchentlich werden Veranstaltungen angeboten: Lichtbildervor- träge, Kurse, Fotoausflüge. Jährlich im September findet eine Ausstellung der Fachgruppe statt, die in der Presse gute Resonanz findet. Im Unterschied zur Fotogruppe der Naturfreunde Meidling sind die Ot- takringer Arbeiterfotografen vor allem an einer sys- tematischen Aus- und Fortbildung interessiert und weniger an künstlerischen Experimenten im Sinne der Avantgarde. Als Vorbilder dienen ihnen die künst- lerischen Amateurfotografien, wie sie in den 1920er Jahren weitverbreitet sind: gemäßigt modern, den neuen Strömungen der neusachlichen Fotografie oder des Neuen Sehens vorsichtig aufgeschlossen, aber keineswegs experimentell oder radikal in ihren An- sprüchen. Eine ganze Reihe von Mitgliedern verfolgt (teilweise auch als Lehrer) in diversen Kursen und Ausstellungen dieses Programm: Otto Dobrowolny (Abb.  12), Philipp Fanta, H. E. Zischka, Karl Kranus, Willy Rybarik, Karl Ender, Josef Hammer, Franz Ka- tolicky (der die Bromöldruckarbeiten der Fachgruppe leitet), Alexander Niklitschek, Ludwig Helly, Eugen Sladky, Josef Schramek, Hans Balek und – als eine der wenigen weiblichen Vortragenden und Fotografinnen in der Gruppe – Cécile Machlup (Abb.  13).34 Ähnlich wie bei den Naturfreunden sind auch in den Fotogruppen der Volkshochschulen die Arbeiter in der Minderheit. Mehrheitlich handelt es sich bei den Mitgliedern um Angestellte und Beamte. Thematisch entfernen sich viele ihrer Arbeiten weit vom Ideal einer engagierten Arbeiterfotografie, wie sie Siegfried Weyr im Kuckuck vertritt. Beliebt sind – nicht anders als bei den „bürgerlichen“ Ama- teuren, aber auch bei vielen Naturfreunde-Fotogra- fen – Landschaften, Genreaufnahmen und „schöne“ Objektstudien. Es entstehen auffallend wenige Bilder, die sich mit dem näheren Lebensraum der Arbeiter- schaft beschäftigten, etwa Aufnahmen aus dem be- triebsamen Stadt-, Straßen- und Arbeitsleben. Einige wenige Fotografen heben sich allerdings von diesem Muster ab. Unter ihnen ist ein heraus- ragender Fotograf, der bisher in der Fotografie- Abb.  12  Die  1873  erbaute  Augartenbrücke  in  Wien  kurz  vor  dem  Abriss.  1929  bis  1931  wird  an  der  Stelle  der  alten  Brücke  nach  Plänen  von  Hubert  Gessner  eine  neue  errichtet.  Wiener Magazin,  Heft  9,  Sep- tember  1929,  S.  52.  Foto:  Otto  Dobrowolny. Abb.  13  „Stillende  Mutter“.  Das österreichische Lichtbild,  Jahrbuch  1933,  hg.  vom  Verband  der  österreichischen  Amateurphotographenvereine  in  Wien,  Wien,  Troppau,  Leipzig  1933,  Tafel  45.  Foto:  Cécile  Machlup.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Subtitle
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Author
Anton Holzer
Publisher
Primus Verlag
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Size
23.0 x 29.0 cm
Pages
498
Keywords
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Category
Medien

Table of contents

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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