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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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334 Frauen hinter der Kamera · Die neuen Fotografinnen die Athletin den höchsten Punkt erreicht hat. Wir se- hen sie in der Luft und mitten in der Bewegung: ein Bein hochgerissen, die Arme weit ausgestreckt. Ihre kühne Bewegung füllt den Bildraum zur Gänze aus. Der Kommentar zur Szene lautet: „Die Frau, jahrhun- dertelang die Sklavin des Mannes, beginnt auf allen Gebieten des Lebens selbständig zu werden.“5 Noch zehn Jahre zuvor wäre ein solches Frauen- bild ein Stein des Anstoßes gewesen. Nun, Mitte der 1920er Jahre, hat sich die Rolle und die öffentliche Wahrnehmung der Frau grundlegend geändert. Zwar ist die junge, klassenbewusste Proletarierin, die sich im Sport wie in der Gesellschaft über althergebrachte Geschlechternormen hinwegsetzt, keineswegs das ak- zeptierte Ideal der gesamten Gesellschaft. Die Emanzi- pationsbestrebungen der Frauen äußern sich im bür- gerlichen Lager weit zurückhaltender. Und dennoch: Auch in der bürgerlichen Welt hat sich nach dem Ers- ten Weltkrieg die Rolle der Frauen radikal verändert. Die Fotografie ist ein guter Gradmesser für diese Entwicklung. Nicht nur die Sujets vor der Kamera spiegeln die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse wider. Auch hinter der Kamera kommt es zu tief grei- fenden Änderungen. In den 1920er Jahren entdecken zahlreiche junge, selbstbewusste Frauen – viele von ihnen sind gutbürgerlicher Herkunft – die Fotografie nicht nur als Zeitvertreib, sondern als Beruf – und als Medium künstlerischen Ausdrucks. Neben Annie Schulz beginnt in diesen Jahren eine ganze Reihe von Fotografinnen Einzelbilder und Re- portagen für die Presse zu liefern. Zu den interes- santesten österreichischen Fotografinnen der neuen Generation zählt Marianne Bergler, geb. Blumberger. Sie ist wie Annie Schulz 1897 geboren und beginnt 1927 mit der kommerziellen Fotografie. Sie unterhält ein Atelier in der Rotenturmstraße in Wien, wo sie im Bereich der Porträt-, Mode- und Theaterfotografie tä- tig ist. Daneben arbeitet sie auch für die Presse. Eini- ge Jahre lang, von 1927 bis 1930, arbeiten Schulz und Blumberger geschäftlich zusammen. Sie vermarkten ihre Bilder, v. a. Mode- und Theateraufnahmen, aber auch Alltagsbilder und Sozialstudien, unter dem Na- men Blumberger-Schulz. Seit 1929 publizieren die beiden auch Fotoreportagen. In der Bühne etwa er- scheinen mehrere Bildgeschichten von Blumberger und Schulz zu Alltagsthemen: über den Aberglauben, Frauenhände, Puppen und Marionetten oder über ein Wiener Kinderheim. Eine Aufnahme aus der Kinder- heim-Serie wird 1929 auch in der Kölnischen Illust- rierten Zeitung veröffentlicht (Abb.  5). Abb.  5  „Was  gibt  es  heute  zu  essen?“  Szene  aus  einem  Wie- ner  Kinderheim,  Ausschnitt  aus  der  Themenseite  „Im  Frühling  des  Lebens.  Kinderstudien“.  Kölnische Illustrierte Zeitung,  1.  April  1929,  S.  421.  Foto:  Blumberger-Schulz.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Subtitle
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Author
Anton Holzer
Publisher
Primus Verlag
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Size
23.0 x 29.0 cm
Pages
498
Keywords
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Category
Medien

Table of contents

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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