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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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396 Fotografisches Feuilleton · „Der Sonntag“: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie bei der Arbeit beobachtet wird (Abb.  13,  14). Das Foto ist von schräg oben aufgenommen. Der Kopf der Fo- tografin rückt an den oberen Rand, das Fotomodell liegt ausgestreckt und scheinbar ein wenig kopfüber auf einem weißen Laken. Auch im Innenteil, wo die Reportage fortgesetzt wird, werfen wir einen Blick hinter die Kulissen der Modeaufnahmen. Wir sehen das Modell in immer neuen Posen und Kleidern. Um- geben ist die junge Frau von hell leuchtenden Schein- werfern, die bizarre Schatten werfen. Und immer wie- der schiebt sich die Kamera ins Bild. Auch der Text, er stammt von Gusti Skall (G. W. = Gustav Wiesinger), macht zunächst einen augenzwinkernden Ausflug in die Kulturgeschichte, um schließlich bei den Modebil- dern anzukommen. Bisher hat Trude Fleischmann fast ausschließlich im Atelier gearbeitet. Nun, Mitte der 1930er Jahre, wendet sie sich plötzlich – neben ihrer Studiofotogra- fie – ganz neuen Themen zu. Die Anregung zu dieser Neuorientierung kommt sicher von Hans Oplatka. Er lädt die Fotografin 1936 ein, für den Sonntag Reporta- gen zu sozialen und gesellschaftlichen Themen zu ge- stalten. Das bedeutet für sie, das Atelier zu verlassen und mit ihrer Rolleiflex im Freien zu fotografieren.44 Anfang August 1936, eine Woche nach ihrer Reporta- ge über die Modefotografie, erscheint im Sonntag eine Seite zum Thema „Zigeuner – zivilisiert“, in der sämt- liche Vorurteile gegenüber der Minderheit bedient werden. Die Fotos stammen von Trude Fleischmann, sie hält mit ihrer Kamera eine „Handleserin“ und eine „Zigeunermutter“ fest (Abb.  15). Ab jetzt fotografiert Fleischmann regelmäßig für den Sonntag. Neben Port- räts und Reisebildern (u. a. aus Italien, dem Lieblings- reiseziel auch von Oplatka) steuert sie nun auch öfter Reportagen bei. Ende Oktober 1937 etwa erscheint unter dem Titel „Die steinige Heimat“ eine Sozialre- portage Fleischmanns über das harte Leben in einem österreichischen Steinbruch.45 Auch hier stammt der Text von Gusti Skall, alias Gustav Wiesinger. Wenige Monate nach Fleischmanns Debüt im Sonn- tag wird ein weiterer junger Lichtbilder fester Mitar- beiter der Zeitschrift: Robert Haas. Haas ist einer der besten und interessantesten Fotografen des Blattes. Seine erste große Reportage „Ein Garten im Lande der Armen“ über einen Kindergarten im Wiener Arbeiter- bezirk Simmering erscheint im Februar 1937. Mögli- cherweise kommt er über Trude Fleischmann bzw. Otto Skall mit Oplatka in Kontakt. Fleischmann und Skall sind seit Langem eng miteinander befreundet und Haas lernt Skall Anfang der 1930er Jahre über Fleischmann kennen. Denkbar ist aber auch, dass Oplatka Haas über die Zeitschrift Die Bühne kennen- gelernt hat, die im gleichen Verlag erscheint und in der Haas 1935 seine ersten Reportagen unterbringt. Abb.  13,  14  Fotoreportage  über  die  Modefotografie.  Der Sonntag,  2.  August  1936,  Titel- seite,  S.  4  und  5.  Text:  Gustav  Wiesinger  (d.  i.  Gusti  Skall),  Fotos:  Trude  Fleischmann.
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Subtitle
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Author
Anton Holzer
Publisher
Primus Verlag
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Size
23.0 x 29.0 cm
Pages
498
Keywords
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Category
Medien

Table of contents

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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