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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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421Brüche, Kontinuitäten, Karrieren geisterte NS-Anhänger im Wiener Konzerthaus zu se- hen, die im April 1938 über den „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutschland jubeln (Abb.    4).7 Der Titel der pathetischen Doppelseite lautet: „Die Erfüllung“. Ausgestattet mit derart viel Macht, gelingt es Kott, die Wiener illustrierte Presse innerhalb kürzester Zeit verlässlich auf die neue nationalsozialistische Linie einzuschwören. Ohne die tatkräftige Unterstüt- zung zahlreicher Redakteure, die freudig ins national- Insgesamt wird die Grafik nun klarer, sachlicher und moderner. Es werden häufiger als bisher größere, pro- fessionell gestaltete Fotoreportagen gedruckt, auch im Innenteil und auf der Schlussseite finden nun ganzseitige Bilder Verwendung. Brüche,  Kontinuitäten,  Karrieren Die massiven Eingriffe in das Erscheinungsbild der Zeitungen gehen mit ihrer inhaltlichen Neuaus- richtung Hand in Hand. Erleichtert wird dieser rasan- te grafische und ideologische Kurswechsel auch da- durch, dass die Redaktionen im März 1938 personell systematisch „gesäubert“ werden und gewissermaßen über Nacht eine neue Führung bekommen. Betriebe, die vor 1938 in jüdischem Besitz waren, erhalten kommissarische Verwalter (zumindest während der ersten Monate des neuen Regimes) und von oben eingesetzte „Hauptschriftleiter“, die das operative Tagesgeschäft führen. Mit diesen Posten werden oft altgediente Nationalsozialisten bedacht, die auf diese Weise an den Raubzügen und Enteignungen beteiligt werden. Zugleich bildet diese neue Führungsebene eine politische Schaltstelle, über die die Unternehmen zentral kontrolliert und gesteuert werden können. Zum kommissarischen Verwalter des Zeitungs- konzerns Rüdengasse, zu dem u. a. Das interessante Blatt und die Wiener Bilder gehören, wird Sepp Payer ernannt. Hauptschriftleiter des Interessanten Blattes und der Wiener Bilder wird Egon Kott, der schon um 1930 in der österreichischen NSDAP politisch aktiv gewesen ist. Anfang der 1930er Jahre wird er vom damaligen Wiener Gauleiter Alfred Frauenfeld zum Hauptschriftleiter aller österreichischen NS-Zeitun- gen ernannt.5 Kott gehört 1938 zu den wichtigsten Medienfunktionären in Wien. Er übernimmt 1938 nicht nur die Leitung der beiden größten Illustrier- ten des Landes. Daneben leitet er auch die Kulturzeit- schrift Die Pause, die er zu einem nationalsozialisti- schen Propagandablatt umbaut. Auf dem Umschlag der ersten Nummer nach dem „Anschluss“ prangt ein Porträt des „Führers“, aufgenommen von Hein- rich Hoffmann im Profil (Abb.    3).6 Im Innenteil der- selben Nummer wird ein weiteres Mal Hitler im Profil gezeigt. Auf der gegenüberliegenden Seite sind be- Abb.  2  Nach  dem  „Anschluss“  Österreichs  an  das  national-  sozialistische  Deutschland  wird  1938  die  Propagandaillustrierte  Österreichische Woche  in  Ost- mark-Woche  umbenannt.  Ost- mark-Woche,  29.  Dezember  1938,  Titelseite.  Foto:  Lothar  Rübelt. 
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Subtitle
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Author
Anton Holzer
Publisher
Primus Verlag
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Size
23.0 x 29.0 cm
Pages
498
Keywords
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Category
Medien

Table of contents

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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