Page - 24 - in Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise
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chen und reproduziert werden. Die Formen der Interaktionen werden
transformiert: Gläubige werden zu Usern und Followern, Botscha#en wer-
den adaptiert, verändert und verfremdet. Die hier ausgewählten Beispiele
verdeutlichen, wie die Pandemie Religionsgemeinscha#en gezwungen hat,
einerseits mediale Welten zu erkunden und sich anderseits mit Fragen der
Wirksamkeit dieser ungewohnten Medienabhängigkeit auseinanderzuset-
zen.
Yifan Li, 1997, ist Studentin des Masterstudiengangs Religion und Philoso-
phie in Asien an der Fakultät für Kulturwissenscha#en der Ludwig-Maxi-
milians-Universität in München.
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Als die Pandemie im Januar ausbrach, war ich in Shanghai, China. Die
täglichen Berichte und Gerüchte über die grausame Realität auf sozia-
len Medien erzeugten in mir eine Mischung aus Traurigkeit, Wut,
Angst und Hilflosigkeit, bis ich lernte, Nachrichten auf sozialen Medi-
en nicht mehr anzuschauen. Das einzige Glück in dieser Zeit war, dass
ich wegen Grenz- und Reisebeschränkungen sowie aufgrund der Ange-
bote von Online-Kursen mehr Zeit mit meiner Mutter in Shanghai
verbringen dur#e.
Caterina Matilde Panunzio, 1994, ist Studentin des Masterstudiengangs für
Religions- und Kulturwissenscha# an der Ludwig-Maximilians-Universität
in München.
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Die Online-Veranstaltungen der LMU haben mir ermöglicht, während
des Lockdowns in Italien aus der Ferne eine gewisse Struktur und
Kontinuität beizubehalten. Doch es war sehr befremdlich zu erken-
nen, wie sehr der Laptop eine Erweiterung von mir geworden ist:
Diese verschär#e Abhängigkeit von den elektronischen Medien ließ
die strenge Ausgangssperre noch surrealer erscheinen. Viele soziale
Aspekte der Kommunikation während eines Präsenzstudiums fielen
weg. Definitiv eine Schattenseite dieser erzwungenen, digitalen Ver-
netzung.
Gemeinscha!en in Isolation
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https://doi.org/10.5771/9783748922216, am 10.02.2021, 12:13:48
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
Religion, Medien und die Corona-Pandemie
Paradoxien einer Krise
- Title
- Religion, Medien und die Corona-Pandemie
- Subtitle
- Paradoxien einer Krise
- Author
- Daria Pezzoli-Olgiati
- Editor
- Anna-Katharina Höpflinger
- Publisher
- Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-2221-6
- Size
- 15.3 x 22.7 cm
- Pages
- 134
- Categories
- Coronavirus
- Medien
Table of contents
- Einführung 7
- Fahren auf Sicht im Nebel des notwendig Undeutlichen 11
- Wenn jetzt alles anders ist, wie ist es denn immer gewesen? 13
- «Wir sitzen zu Hause und draußen geht die Welt unter» 17
- Gemeinscha!en in Isolation 23
- Leere Tempel, volle Livestreams in China 27
- Digitale Au!ührungen des Ausnahmezustands 35
- Ambivalente Deutungen des Virus in Facebook-Communities 41
- Krise und Solidarität im öffentlichen Raum 49
- Solidarität zwischen Kirche und Suppenküche 51
- Leid und Hoffnung einer Nation im Grati 59
- Unterhaltung in der Pandemie 67
- Lieder zwischen Krisenbewältigung und Entertainment 69
- Witz und Religionskritik in Internet-Memes 77
- Der Tod als mediale Inszenierung 85
- Einsamer Abschied vor aller Welt 87
- Das Virus ist unsichtbar, der Tod ganz konkret 93
- Wirklichkeitsdeutung zwischen Fakten und Fake News 101
- Erlösung durch Kapitalismus 103
- Die Verschwörung(en) hinter der Pandemie 111
- Ausblicke ins Ungewisse 119
- Die Pandemie als Ritual – ein Gedankenspiel 121
- Prophetische Metaphern der postpandemischen Zeit 127
- Abbildungsverzeichnis 133