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Digitale Religion
Die Entwicklung der Kommunikationstechnologie in den letzten Jahr-
zehnten und ihre zunehmende Verbindung mit religiösen Praktiken hat
die Religionsforschung auf vielfältige Art bereichert. Online religion und
religion online sind zwei Begri!e, die unabhängig voneinander in den
2000er Jahren geprägt wurden. Sie dienen dazu, die religiöse Verwendung
des Internets zu di!erenzieren und danach zu fragen, ob Rituale eher o!-
line oder online durchgeführt werden. Angesichts der Verwischung zwi-
schen Online- und O&ine-Formen religiöser Praxis setzt sich im Laufe der
Zeit der von Heidi A. Campbell geprägte Begri! digital religion als allge-
meine Bezeichnung der Wechselwirkung von Religion und digitaler Kom-
munikation durch. Dieser Terminus erlaubt es, Religion in digitalen Medi-
en zu erfassen und zu beschreiben. Digitale Religion übernimmt eine Brü-
ckenfunktion: Sie verbindet religiöse Räume und Praktiken online und
o&ine miteinander und erweitert sie gleichzeitig.
Digitale Formen religiöser Ausübung breiten sich einerseits transnatio-
nal aus, anderseits sind sie regional ausgeprägt. Immer sind sie jedoch von
den informationstechnischen Möglichkeiten abhängig. Die hier untersuch-
ten Tempel in der Metropole Shanghai nutzen digitale Formen stärker als
Abb. 1: Mönche führen im Jadebuddha-Tempel in Shanghai ein Ritual durch.
Gemeinscha!en in Isolation
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https://doi.org/10.5771/9783748922216, am 10.02.2021, 12:13:48
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
Religion, Medien und die Corona-Pandemie
Paradoxien einer Krise
- Title
- Religion, Medien und die Corona-Pandemie
- Subtitle
- Paradoxien einer Krise
- Author
- Daria Pezzoli-Olgiati
- Editor
- Anna-Katharina Höpflinger
- Publisher
- Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-2221-6
- Size
- 15.3 x 22.7 cm
- Pages
- 134
- Categories
- Coronavirus
- Medien
Table of contents
- Einführung 7
- Fahren auf Sicht im Nebel des notwendig Undeutlichen 11
- Wenn jetzt alles anders ist, wie ist es denn immer gewesen? 13
- «Wir sitzen zu Hause und draußen geht die Welt unter» 17
- Gemeinscha!en in Isolation 23
- Leere Tempel, volle Livestreams in China 27
- Digitale Au!ührungen des Ausnahmezustands 35
- Ambivalente Deutungen des Virus in Facebook-Communities 41
- Krise und Solidarität im öffentlichen Raum 49
- Solidarität zwischen Kirche und Suppenküche 51
- Leid und Hoffnung einer Nation im Grati 59
- Unterhaltung in der Pandemie 67
- Lieder zwischen Krisenbewältigung und Entertainment 69
- Witz und Religionskritik in Internet-Memes 77
- Der Tod als mediale Inszenierung 85
- Einsamer Abschied vor aller Welt 87
- Das Virus ist unsichtbar, der Tod ganz konkret 93
- Wirklichkeitsdeutung zwischen Fakten und Fake News 101
- Erlösung durch Kapitalismus 103
- Die Verschwörung(en) hinter der Pandemie 111
- Ausblicke ins Ungewisse 119
- Die Pandemie als Ritual – ein Gedankenspiel 121
- Prophetische Metaphern der postpandemischen Zeit 127
- Abbildungsverzeichnis 133