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Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise
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Daniel und seine Helfer!» oder «Der Daniel beweist, dass noch Gutes im Menschen steckt. Und er zeigt, dass das äußere Erscheinungsbild nichts über den Menschen aussagt. Das ist absolut echt. Vielen Dank dafür.» In manchen Kommentaren wird auch der Pfarrer als Sympathieträger in der Dokumentation genannt: «Der Priester ist echt cool drauf» oder «Sehr gut wie ihr den Pfarrer gezeigt habt. Das hat einen besonderen Eindruck hin- terlassen.» Dennoch wird auch Kritik an der Kirche und ihren Vertretern deutlich gemacht: «Es wirkt schon irgendwie komisch, dass der Elbschlosskeller Kleidung und Essen verteilt und nicht die Kirche. Was hätte Jesus wohl ge- tan? Respekt an die Helfer!», «Hil# der Pastor auch den Bedür#igen? Hut ab dem Elbschlosskeller!» oder «Während der katholische Geistliche[r] nichts tut für die Menschen auf der Straße...» Die Erwartungen der Zuschauer:innen werden insofern durchkreuzt, als nicht die Kirche als Ort der Solidarität und Unterstützung dargestellt wird, sondern eine Gaststätte mit einem Wirt, der erzählt, dass er dafür den Bausparvertrag seines Sohnes aufgelöst habe. In den Kommentaren wird deutlich, dass die Kirche als religiöse Institution als einer der zentra- len Träger von Solidarität gedeutet wird. Deswegen finden viele es bemer- kenswert, dass ein Gastwirt die Funktion übernimmt, die von der Kirche erwartet wird. Die Reportage thematisiert Solidarität und Unterstützung und ö!net damit einen Aushandlungsraum für die Zuschreibung von Verantwortung und die erwartete Funktion der Kirche in der Gesellscha#. Die Kommenta- re verdeutlichen, dass Solidarität nicht als symbolischer Akt, wie beispiels- weise die Segnung der Gaststätte, sondern als tatkrä#ige Unterstützung Hilfsbedür#iger verstanden wird. Die Darstellung der Personen des Pfarrers und des Kantors hingegen in- szeniert die Reeperbahn als Mikrokosmos, in dem echte Gemeinscha# er- lebt werden kann. Die Kirche, der Kantor und der Pfarrer werden als ein Ankerpunkt des gesellscha#lichen Zusammenlebens in Krisenzeiten prä- sentiert. Neben der Polizei, Gaststättenbetreibern, Kulturscha!enden, Sex- arbeiterinnen und Wohnungslosen wird die Kirche in der Dokumentation zum elementaren Bestandteil des Stadtviertels. Während die Pandemie in allen Teilen der Welt das Leben und den Alltag der Menschen verändert und nationale Grenzen überwindet, werden Grenzräume in der Krise ge- scha!en, indem ein Stadtteil als eigene Weltordnung beschrieben wird. Durch die Hervorhebung von Solidarität und Zusammenhalt der Ge- werbetreibenden trägt die TV-Reportage zur Konstruktion einer kollekti- ven Identität bei. Im Film stellt St. Pauli nicht nur einen Hamburger Stadtteil dar, sondern symbolisiert zugleich einen sozialen Interaktions- Krise und Solidarität im ö"entlichen Raum 56 https://doi.org/10.5771/9783748922216, am 10.02.2021, 12:13:48 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Religion, Medien und die Corona-Pandemie Paradoxien einer Krise
Title
Religion, Medien und die Corona-Pandemie
Subtitle
Paradoxien einer Krise
Author
Daria Pezzoli-Olgiati
Editor
Anna-Katharina Höpflinger
Publisher
Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7489-2221-6
Size
15.3 x 22.7 cm
Pages
134
Categories
Coronavirus
Medien

Table of contents

  1. Einführung 7
  2. Fahren auf Sicht im Nebel des notwendig Undeutlichen 11
  3. Wenn jetzt alles anders ist, wie ist es denn immer gewesen? 13
  4. «Wir sitzen zu Hause und draußen geht die Welt unter» 17
  5. Gemeinscha!en in Isolation 23
  6. Leere Tempel, volle Livestreams in China 27
  7. Digitale Au!ührungen des Ausnahmezustands 35
  8. Ambivalente Deutungen des Virus in Facebook-Communities 41
  9. Krise und Solidarität im öffentlichen Raum 49
  10. Solidarität zwischen Kirche und Suppenküche 51
  11. Leid und Hoffnung einer Nation im Grati 59
  12. Unterhaltung in der Pandemie 67
  13. Lieder zwischen Krisenbewältigung und Entertainment 69
  14. Witz und Religionskritik in Internet-Memes 77
  15. Der Tod als mediale Inszenierung 85
  16. Einsamer Abschied vor aller Welt 87
  17. Das Virus ist unsichtbar, der Tod ganz konkret 93
  18. Wirklichkeitsdeutung zwischen Fakten und Fake News 101
  19. Erlösung durch Kapitalismus 103
  20. Die Verschwörung(en) hinter der Pandemie 111
  21. Ausblicke ins Ungewisse 119
  22. Die Pandemie als Ritual – ein Gedankenspiel 121
  23. Prophetische Metaphern der postpandemischen Zeit 127
  24. Abbildungsverzeichnis 133
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