Page - 110 - in Tesla Nikola(us) und die Technik in Graz
Image of the Page - 110 -
Text of the Page - 110 -
110 Die Folgen der revolutionären Erhebungen von 1848/1849 stellten eine rigo-
rose Zäsur auf dem Weg in „unsere Welt“ dar. Sie brachten Grundentlastung
und Bauernbefreiung, das Ende der Feudalherrschaft, die Freiheit von Wissen-
schaft und Lehre, die Freisetzung der gewerblichen Wirtschaft und den Indus-
triekapitalismus.
Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts stand unter dem Eindruck zahlloser
grundlegender Erkenntnisse auf praktisch allen Gebieten der Wissenschaft.
Die Technik erfuhr die Umsetzung der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse
vor allem im Aufbau der elektrotechnischen und chemischen Industrien. Die
Möglichkeit billiger Stahlerzeugung durch Entwicklung des Bessemer-Konver-
ters und des Siemens-Martin-Ofens läutete ein neues Zeitalter ein: Der Stahl
ersetzte das Eisen und erlaubte durch seine extreme Belastbarkeit den Bau
riesiger Konstruktionen, aber auch leistungsfähigerer (weil belastungsfähige-
rer) Maschinen. Eisenbahn-, Schiffs- und Hochbau sind nur einige Schlagworte
stellvertretend fĂĽr den Siegeszug des Stahls, dessen Produktionsmenge sich
zwischen 1870 und 1900 weltweit vervierzigfachte.
Viele grundlegende Erfindungen begegnen uns in diesem Zeitraum wie
Graham Bells Telefon 1876, Siemens’ Wechselstromgenerator 1878, Edisons
GlĂĽhbirne 1879, Ottos Viertaktmotor 1876 oder etwa das Aspirin als erstes
synthetisches Heilmittel 1899.
Alfred Nobels Dynamit sollte schließlich nicht nur – wie vorgesehen – beim
Tunnel- und Bergbau Verwendung finden, denn schon bald interessierten sich
die Militärs für diese neuartige Substanz, die in kurzer Zeit die gesamte Kriegs-
fĂĽhrung revolutionierte.
Graz hatte durch die Universität und durch die aus dem Joanneum hervor-
gegangene Technische Hochschule nicht unbeachtlichen Anteil an dieser Ent-
wicklung.
In Graz wirkten Ernst Mach, August Toepler und Ludwig Boltzmann, der als
einer der größten Naturforscher aller Zeiten gilt. Philipp Forchheimer, Profes-
sor für Wasserbau und Enzyklopädie der Ingenieurswissenschaften, erfuhr
mit seinen Arbeiten internationale Resonanz, Friedrich Reinitzer entdeckte die
flĂĽssigkristallinen Eigenschaften, Friedrich Emich die quantitative anorgani-
sche Mikroanalyse, Karl Wilhelm Friedrich Kohlrausch widmete sich den Pro-
blemen der Luftelektrizität und der Radioaktivität, auf dem Gebiete der Was-
serkraftmaschinen wurde Robert Honold der Gegenspieler Viktor Kaplans, der
spätere Nobelpreisträger Richard Zsigmondy begann in Graz seine Pionierar-
beit ĂĽber Glas- und Porzellanfarben, August Musger gelang die Erfindung der
Zeitlupe und Otto NuĂźbaumer die erste drahtlose MusikĂĽbertragung.
back to the
book Tesla Nikola(us) und die Technik in Graz"
Tesla Nikola(us) und die Technik in Graz
- Title
- Tesla Nikola(us) und die Technik in Graz
- Authors
- Uwe Schichler
- Josef W. Wohinz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-629-1
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 124
- Category
- Technik
Table of contents
- Vorwort der Herausgeber 8
- Nikola(us) Tesla und die Technik in Graz von Josef W. Wohinz 11
- Die Technik in Graz: Aus Tradition fĂĽr Innovation 12
- Nikola Tesla: Meilensteine im Lebenslauf 14
- Nikola Tesla: Student an der Technik in Graz 20
- Nikola Tesla: Doktor der technischen Wissenschaften ehrenhalber 28
- Menschen prägen die Technik-Entwicklung 37
- Literaturhinweise 38
- Nikola(us) Tesla – Visionär und Inventor Beiträge zur Wissenschafts- und Industrieentwicklung 41
- Entwicklung der Elektrotechnik von 1850 -1950 42
- Das Problem mit dem Kommutator 43
- Das rotierende magnetische Feld: Mehrphasiges Wechselstromsystem 43
- Das Kraftwerk an den Niagarafällen: Gleichstrom oder Wechselstrom? 44
- Hochfrequenz, der Tesla-Transformator und der Wardenclyffe-Turm 54
- Ferngesteuerte Schiffe und Roboter 62
- Das Hotelzimmer 3327 in New York 64
- Teslas Innovationen – Sichtbar im 21. Jahrhundert 65
- Literaturhinweise 65
- Stete Entwicklung, unaufhörliches Fortschreiten ist das Ziel… Stationen der Entwicklung des Universalmuseums Joanneum 67
- Die Motive zur GrĂĽndung und ihre musealgeschichtliche Einordnung 70
- Der ursprĂĽngliche Umfang 72
- Gliederung des Entwicklungsverlaufs 73
- Das Joanneum der älteren Zeit (1811 bis 1887) 75
- Das Joanneum von 1888 bis 2002 82
- Die Landes- bzw. Universalmuseum Joanneum GmbH – Aufbruch in die Zukunft 87
- Literaturhinweise 90
- Die Architektur des Hochspannungslabors – Ein hochspannendes Baudenkmal der Technik 91
- Konstruktionsprinzip 94
- Aufgaben und PrĂĽfeinrichtungen 97
- Nachsatz 98
- Literaturhinweise 98
- „ Der Stolz unserer Zeit ist die Technik“ (Peter Rosegger) Aspekte zu einer Technikgeschichte von Graz im 19. Jahrhundert 99
- Literaturhinweise 118
- Verzeichnis der Autoren 120