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Gudrun Wlach
Camillo Praschniker (1884–1949)
wiedergewinnung aus der zerstörung
Faszination für die „Wiedergewinnung des Werks aus der
Zerstörung“ – diese Worte, mit denen der Klassische Ar-
chäologe Camillo Praschniker seinen älteren Kollegen Ru-
dolf Heberdey charakterisierte1, trafen auch auf ihn selbst
zu. Werke der Antike, auch wenn sie stark zerstört waren,
zumindest zeichnerisch wieder erstehen zu lassen, unter
diesem Motto sind viele seiner Arbeiten zu sehen. Seine
Schülerin und Nachfolgerin Hedwig Kenner formulierte
das in ihrer Gedenkrede nach Praschnikers Tod folgender-
maßen2 : Oft hat er mir versichert, er füge am liebsten zu-
sammen und nichts gehe ihm über die Freude, wenn sich aus
einer Masse von formlosen, scheinbar rettungslos verstümmel-
ten Trümmern durch Aneinanderpressen von Bruch an Bruch
wieder die antike Schönheit zu neuem Leben erhebe.
1. einleitung
Camillo Praschniker war einer der wichtigsten Vertreter der Klassischen Archäologie in
Österreich in den 1930er und 1940er Jahren, unter anderem aufgrund seiner Positionen
als Ordinarius für Klassische Archäologie an der Universität Wien und als Direktor des
Österreichischen Archäologischen Instituts (= ÖAI). Er gehört zu den österreichischen Ar-
chäologen, deren Wirken von der Zeit der Habsburgermonarchie über alle Brüche des 20.
Jahrhunderts hinweg bis in die Zweite Republik reichte. Seine wissenschaftliche Laufbahn
1 Camillo Praschniker, Rudolf Heberdey, in : Almanach der ÖAW 86 (1936) 318–331, hier 326. Heberdey
(1864–1936) war 1904–1909 Sekretär des ÖAI in Athen, 1909–1911 Ordinarius für Klassische Archäolo-
gie an der Universität Innsbruck, Ordinarius in Graz von 1911–1934. Christa Schauer, Die „Sekretäre“
des Sekretariats Athen und ihre Tätigkeit, in : Hundert Jahre Österreichisches Archäologisches Institut Athen
1898–1998, hg. v. Veronika Mitsopoulos-Leon (Wien 1998) 25–55, hier 40–42.
2 AÖAW, PA Praschniker, Gedenkrede Kenner 10.12.1949. Abb. 14 Camillo Praschniker
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625