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Janez Mlinar
Balduin Saria (1893–1974)
„ein deutschsprachiger sohn der untersteiermark“
Nur selten ist der Mensch absoluter Herr seines Schicksals.
Der Lauf des Lebens ist bedingt durch viele vom Einzel-
nen unabhängige Einflüsse und Ereignisse, von denen der
Mensch geprägt und trotz seines Willens beeinflusst wird.
Bei dramatischen und durch einen Umbruch bezeichne-
ten Momenten scheint das Spiel des Schicksals besonders
unvorhersehbar zu sein. Zufälle, die Verkettung von Um-
ständen, politische Turbulenzen oder Gefangensein in ge-
sellschaftlichen Gegebenheiten wirken sich auf den Lauf
des Lebens ebenso aus wie besonnene Überlegung und
auf persönlichen Wünschen und Erwartungen basierende,
tiefgreifende Entscheidungen des Einzelnen. Wer ist der
Marionettenspieler und wer die Marionette, wer führt und
wer wird geführt ? Die Antwort ist nie klar und eindeutig.
Im Jahr 1971 betonte Artur Betz, damaliger Vorstand des Wiener Instituts für Alte
Geschichte, Archäologie und Epigraphik, in seiner Laudatio anlässlich des 50. Jahresta-
ges der Verleihung des Doktorgrades an Balduin Saria, dass der Jubilar einer Generation
angehörte, „die nicht mehr das Glück hatte, der Berufsausbildung ungestört von äuße-
ren Einflüssen in Ruhe und Sicherheit nachgehen zu können, sondern die vielmehr vom
Schicksal in eine harte Lebensschule genommen wurde“1. Betz bezog sich auf den Ersten
Weltkrieg, der Saria zwang, sein Studium für fünf Jahre zu unterbrechen, die Uniform
anzulegen und die aufregende Stille der Wiener Bibliotheken gegen ohrenbetäubenden
Kanonendonner einzutauschen. Aber das scheint nicht die einzige Etappe im Leben Sa-
rias zu sein, in der die „äußeren Einflüsse“ eine entscheidende Rolle spielten. Während
seiner Kindheit, in der Zeit seines Studiums aber auch, als Saria in Fachkreisen bereits als
angesehener Wissenschaftler geschätzt war und als Autorität für die antike Geschichte des
Balkanraums galt, waren etliche seiner Entscheidungen – auch lebenswichtige – durch die
dramatische politische und ideologische Gärung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
1 Artur Betz, Balduin Saria 80 Jahre, in : Südostdeutsches Archiv 15/16 (1972/1973) 220.
Abb. 19 Balduin Saria
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625