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Anne-Katrin Kunde und Julia Richter
Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941)
leBen zwischen kontinuität und diskontinuität
Vier von zwölf in der Reihe des von Alfons Dopsch begründeten und geleiteten „Seminars
für Wirtschaft- und Kulturgeschichte“1 publizierten (Qualifikations-) Arbeiten wurden
von Frauen vorgelegt2. Zwei dieser Historikerinnen sollen hier vorgestellt werden, die in
ihrer Unterschiedlichkeit ein weiteres Mal die „Mannigfaltigkeit“ der durch ihren Lehrer
Dopsch in seinem Kreis versammelten Personen und Ansichten widerspiegeln3. Obgleich
beide durch ihren späteren Doktorvater eine vergleichbare universitäre Ausbildung im
Fach Geschichte genommen haben dürften und sich zumindest zeitweise in ähnlichen
Kreisen bewegten, ist ihr jeweiliger Lebens- und Karriereweg grundsätzlich verschieden
verlaufen. Die ältere der beiden – Erna Patzelt – entstammte einer mittelständisch-bür-
gerlichen Familie, die ihre Wurzeln im deutsch-böhmischen Gebiet bzw. Preußen hatte
und durch die berufliche Tätigkeit des Vaters nach Wien gelangt war ; währenddessen die
jüngere – Rosa bzw. Lucie Varga, geborene Stern – aus einer wohlhabenden jüdischen
Wiener Familie gebürtig war. Beide haben nach ihrem mit der Promotion abgeschlosse-
nem Studium weiterhin wissenschaftlich gearbeitet. Während Patzelt an ihrem Geburts-
1 Zu Dopsch und dessen Seminar vgl. Pavel Kolář, Geschichtswissenschaft in Zentraleuropa. Die Universi-
täten Prag, Wien und Berlin um 1900 (Geschichtswissenschaft und Geschichtskultur im 20. Jahrhundert 9,
Berlin 2008) 327–355 ; Thomas Buchner, Alfons Dopsch (1868–1953). Die „Mannigfaltigkeit der Ver-
hältnisse“, in : Österreichische Historiker 1900–1945. Lebensläufe und Karrieren in Österreich, Deutschland
und der Tschechoslowakei in wissenschaftlichen Porträts [1], hg. v. Karel Hruza (Wien/Köln/Weimar 2008)
155–190, mit der dort angegebenen Literatur.
2 Anna Janda, Die Barschalken. Ein Beitrag zur Sozialgeschichte des Mittelalters (Veröff. des Seminars für
Wirtschafts- und Kulturgeschichte an der Universität Wien 2, Baden/Wien/Leipzig/Brünn 1926) ; Erna
Patzelt, Die fränkische Kultur und der Islam. Mit besonderer Berücksichtigung der nordischen Entwick-
lung. Eine universalhistorische Studie (Veröff. des Seminars […] 4, Baden/Wien/Leipzig/Brünn 1932) ; Lucie
Varga, Das Schlagwort vom „finsteren Mittelalter“ (Veröff. des Seminars […] 8, Baden/Wien/Leipzig/Brünn
1932) ; Hertha FirnBerg, Lohnarbeiter und freie Lohnarbeit im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit.
Ein Beitrag zur Geschichte der agrarischen Lohnarbeit in Deutschland (Veröff. des Seminars […] 11, Ba-
den/Wien/Leipzig/Brünn 1935). – Die Zählung von 12 in der Reihe erschienenen Bänden beruht auf einer
Doppelnummer : Hermann Wiessner, Sachinhalt und wirtschaftliche Bedeutung der Weistümer im deut-
schen Kulturgebiet, (Veröff. des Seminars […] 9/10, Baden/Wien/Leipzig/Brünn 1934). – Das Erscheinen der
Studie Patzelts ist vermutlich zu einem früheren Zeitpunkt geplant gewesen. Es scheint sich aber wohl auch
aufgrund des im Vergleich zu den anderen Bänden großen Umfangs von fast 300 Seiten verzögert zu haben.
3 Vgl. Anm. 1.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625