Wasserläufe#
(Der soziale Wert von Geschichte)#
Von Martin Krusche#
Ich hab eben ein Booklet in das NID-Format konvertiert und online gestellt, das einige bemerkenswerte Denkanstöße für meine „Matrix der regionalen Gewässer“ bietet. Günther Pedrotti ist Herausgeber dieser kleinen Sammlung von Beiträgen.
Die Publikation erschien erstmals im Rahmen der 5. Wasser Biennale 2016/17: „Der soziale Wert von Geschichte“ (Die Umleitung der Lafnitz im Jahr 1740).
Ich weiß schon, Geschichtskenntnis ist keine sehr populäre Kompetenz. Aber manche Kuriositäten an unserem Status quo sind ohne Rückschau nicht zu verstehen. Und die Zukunftsfähigkeit einer Gemeinschaft braucht Fundamente, braucht taugliche Ausgangspunkte. Voilà! Geschichtskenntnis ist ein wesentlicher Teil dieses Fundaments.
Im Auftakt des Booklets befindet sich ein Zitat von Elias Canetti, der in „Masse und Macht“ notierte, die Richtung des Flusses werde “auf seine Spitze getrieben, und da immer mehr nachkommt, ist sie sozusagen von Anfang an da, eine Richtung, die unerschöpflich scheint und die man in ihrer Herkunft vielleicht noch ernster nimmt als in ihrem Ziel“. Was für eine Metapher! Die hier gebündelten 2016er Essays erscheinen mir heute nach wie vor als nützliche Grundlage fälliger Debatten:
- Günther Pedrotti: NASSE GRENZE
- Günther Pedrotti: FÜR EIN ZEHNTES BUNDESLAND IM JAHR 1948
- Franz Niegelhell: DIE NATUR, DIE KATASTROPHE UND DIE *MACHTVERTEILUNG
- Celine Wawruschka: DIE LAFNITZ ALS GRENZE: HISTORISCHE, NATURRÄUMLICHE UND IDEOLOGISCHE ASPEKTE
Ich hab damit ferner einen Querverweis auf unser Neudau-Projekt. Zu den Grundstücken der vormaligen Textilfabrik Borckenstein gehört auch ein Abschnitt der Lafnitz-Auen. Geschichtsträchtiges Areal.
Mein Augenmerk auf die Arbeit von Pedrotti hat eine Vorgeschichte. Es gab über die Jahre verschiedene Anlässe, bei denen ich mit ihm zu tun bekam. Er hat mir etwas Spezielles voraus, das mich erst kurze Zeit ausführlicher interessiert und beschäftigt. Diese detaillierte Befassung mit dem Thema Wasser.
Es gibt nur wenige gleichermaßen fundamentale Stoffe unserer Existenz. Das drückt sich allein schon oberflächlich in einigen Aspekten aus, wie daß wir weit länger hungern als dürsten können.
Wir liefen uns also gelegentlich über den Weg. Heute weiß ich zum Beispiel, was ein Vorfluter ist. Damals wußte ich es noch nicht. Damals? Am 6. Oktober 2012 ging meine Notiz „Trockene Füße auf nassen Grundlagen“ online. Das betraf die damalige „Wasser Biennale“. Im Jahr darauf betreute Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov eine Kooperation mit Pedrotti: „Die Schwebende Wasserbrücke“ (Wasser zwischen flüssig und fest, Vortrag und Experiment). Eine Session am 26. April 2013 im UniGraz@Museum. Immer wieder kam ich mit dem Thema in Berührung.
Derzeit liegt mein Fokus in diesem Zusammenhang vor allem auf sozialgeschichtlichen Aspekten und deren topografische Repräsentationen. Dabei interessieren mich momentan Brücken und Mühlen ganz speziell. Unübersehbar, daß ich dafür aus Pedrottis Arbeit allerhand Anregungen beziehen kann. Hier das Booklet als NID-Publikation: "Der soziale Wert von Geschichte" (Die Umleitung der Lafnitz im Jahr 1740)
- Strata hungarica (Zur historischen Ungarnstraße)
Relevante Links#
Regionale Matrix#
- Neudau (Das Projekt, Phase II)
- Wasserstand (Das regionale Netzwerk in ausgewählten Stationen)
- Brücken und Stege (Eine Sammlung)