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Glattjochkapelle bei Donnersbachwald (Essay)#

Text und Bilder von

Hasso Hohmann

Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von

ISG Magazin Heft 1 / 2009 (Internationales Städteforum Graz)


Die Innenansicht der Glattjochkapelle zeigt neben dem modernen Kreuz seitlich das Kraggewölbe und oben die Decksteine.
Die Innenansicht der Glattjochkapelle zeigt neben dem modernen Kreuz seitlich das Kraggewölbe und oben die Decksteine.

Wer die Glattjochkapelle besuchen will, muss einen weiten Weg zu Fuß zurücklegen. Das Glattjoch ist eine Passstelle der Niederen Tauern in 1.989 m Seehöhe und liegt in der Obersteiermark an einer alten wichtigen Salzstraße zwischen Niederwölz im südlichen Murtal und Irdning im nördlichen Ennstal.

Unmittelbar an der Passstelle und von Norden her bereits von Weitem als Bauwerk erkennbar steht die Glattjochkapelle, die 1995-98 unter anderem auch aus Mitteln des Revitalisierungsfonds zum Teil rekonstruiert und adaptiert wurde. Der mit einem archaischen 3,90 m hohen Kraggewölbe ausgestattete Bau hat einen 2,15 m breiten und 4,85 langen Innenraum. Kraggewölbe bestehen aus horizontal gelegten, vorkragenden Gewölbesteinen, durch welche die gegenüberliegenden Wände so weit einander angenähert werden, dass man Deckplatten zur Überbrückung des verbleibenden Spaltes auflegen kann.

Der Bau wurde unter Ausnützung einer natürlichen Nische gegen einen Felsen gelehnt und aus Bruchsteinen ohne Mörtel errichtet. Die Wände zeigen bis zu 1,70 m Stärke und bestehen aus drei ineinander greifenden Steinschalen. Die Außenmasse sind ca. 6,50 m Länge, 5,80 m Breite und 5,50 m Höhe.

Der archaische Bau von der Rückseite gesehen.
Der archaische Bau von der Rückseite gesehen.

Der Rest einer dreiräumigen nahen Unterstandhütte etwas südöstlich der Kapelle konnte durch die C14-Untersuchung der Holzkohle in deren Herdstelle auf die Zeit um 1515 datiert werden. Das Alter der Glattjochkapelle selbst hingegen konnte man bisher nicht eindeutig bestimmen. Manche Forscher vermuten, dass irische oder westfränkische Wanderprediger, die sich eine Zeitlang in diesem Raum aufhielten, sie im 9. oder 10. Jh. errichteten. Dafür spricht die Ähnlichkeit der Bauform und der Konstruktionsweise mit den irischen „Oratories" und auch den „Bories" in Frankreich. Ein Team der Universität Ljubljana unter Leitung von Borut Juvanec unternahm erst vor einigen Jahren den Versuch der Datierung der Kapelle mit Hilfe der Lumineszenzdatierung von Gesteinsoberflächen. Dabei ergab sich ein viel früheres Datum. Das Ergebnis dürfte aber mit großer Unsicherheit verbunden sein, da die Oberflächenveränderung des beim Bau verwendeten gebrochenen Natursteines nur dann läuft, wenn der Stein frei liegt.

Außerdem können auch Oberflächen untersucht worden sein, die schon vor dem Bau frei lagen. Die Kapelle war außerdem inzwischen eingestürzt. Unabhängig vom Alter handelt es sich bei der Glattjochkapelle um einen in Mitteleuropa wohl einzigartigen Bau.