Trofaiach: Neu entdeckte gotische Fresken in und an der Pfarrkirche (Essay)#
Text und Bilder von
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von
ISG Magazin Heft 4 / 2001 (Internationales Städteforum Graz)
Trofaiach, eine Stadt nördlich der Montanstadt Leoben in der Obersteiermark, ist vor allem im Zusammenhang mit der Eisenverhüttung bekannt. Hier stand im 19. Jh. der größte Holzkohlehochofen der Welt. Auch lange vorher schon machten Produktion und Handel mit Eisen und Holzkohle die Stadt recht wohlhabend. So zeugen heute noch zwei große Sakralbauten im historischen Zentrum der Stadt von ihrer Blütezeit. Aber auch manche andere Bauten wie der Eisenhof oder das alte Rathaus sind wertvolle Hinterlassenschaften früherer Jahrhunderte.
Im Norden des Zentrums steht die mächtige Pfarrkirche. Sie ist im Kern eine romanische Saalkirche aus dem späten 12. Jh., die 1462 im wesentlichen gotisiert, noch später barockisiert wurde. Bei Sanierungsarbeiten wurden 1961 vor allem in den Gewölbezonen des Langhauses Fresken entdeckt, deren Blumenmotive große Ähnlichkeit mit jenen der Pfarrkirche von St. Marein bei Knittelfeld haben. 1995 wurden die Trofaiacher Gewölbefresken gereinigt, so daß sie seitdem in voller Farbenpracht wieder zu bewundern sind.
Als man 1995 u.a. die Sanierung der unteren feuchten Bereiche der westlichen Außenfassade der Pfarrkirche in Angriff nahm, traten völlig unerwartet in einer tieferen Putzschicht spätgotische Fresken von hoher Qualität zu Tage. Sie wurden im Jahre 2000 freigelegt. Rechts des Kirchenportals wird der vom Kreuz genommene Leichnam Christi dargestellt, links dürfte es sich um Teile eines Landplagenbildes handeln. Die 1961 entdeckten Fresken in der Gewölbezone des Langschiffes zeigen unter anderem die thronende Maria mit Kind, Engel mit unterschiedlichen Musikinstrumenten und für die Obersteiermark typische vegetabile Fruchtkelch motive, "Fabelblumen" aus der Zeit um 1460/70.
Die Fresken sind sehr sorgfältig ausgeführt und sicher von großem Wert für Historiker, Kunsthistoriker und Baukunsthistoriker. Auf Grund ihres ästhetischen Reizes dürften sie auch für kulturinteressierte Laien interessant sein.
Das ISC dankt Herrn Johann Ivane für Informationen.