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Ein Erfinder steht unter Strom #

Über die Errungenschaften Nikola Teslas Spezialrecherche #


Von der Wiener Zeitung (Freitag, 13. Jänner 2012) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Von

Friedrich Prasky


Nikola Tesla - ein Großer der Technik- Geschichte. Den Kampf mit Thomas Alva Edison konnte er für sich entscheiden. #

Nikola Tesla
Nikola Tesla (1856-1943) mit dem von ihm entwickelten Polyphase-Motor.
© Repros (2): K. Fleck. Bildertipps: F. Prasky. Bild: corbis

Das Leben und die Erfindungen dieses alt-österreichischen Technik-Genies zu beschreiben, würde wohl ein Buch füllen. Deshalb seien hier nur kurz die bestimmenden Fakten seines Lebens beleuchtet:

Nikola Tesla wurde am 10. Juli 1856 als viertes von fünf Kindern von Milutin und Djuka Tesla, geborene Mandić, im Kaiserstaat Österreich in Smiljan in der Lika, einem Dorf unweit von Gospić (heute Kroatien), geboren.

Sein Vater Milutin war Pope der Serbisch-Orthodoxen Kirche. Von ihm unterrichtet, sprach Nikola schon in seiner Jugend neben seiner Muttersprache mühelos Französisch, Deutsch, Italienisch und Englisch. Bis zu seinem Tode sollte er es noch auf zehn Sprachen bringen.

Studium an TH Graz #

1862 übersiedelte die Familie nach Gospić. Nikola besuchte dort die Grundschule und dann das Gymnasium in Karlovac.

1875 begann er ein "studium generale" an der Technischen Hochschule in Graz, an der Prof. Jakob Pöschl gerade seine Versuche mit der damals neuesten Erfindung der Gramme-Maschine (Gleichstromgenerator) machte.

Im ersten Studienjahr war Nikola extrem fleißig und erhielt am 21. Juli 1876 die Zugangsberechtigung zum Hauptstudium Maschinenbau. Im zweiten Studienjahr erlahmte sein Fleiß, er setzte seine überragenden Fähigkeiten beim Billard und Kartenspiel in den Kaffeehäusern der Stadt ein.

Im dritten Studienjahr legte er keine einzige Prüfung ab und wurde wegen Nichtbezahlung der Studiengebühren exmatrikuliert.

Angeblich soll er, von seinem Onkel finanziell unterstützt, 1880 an der Karls-Universität in Prag studiert haben.

Gang in die Neue Welt #

Sein weiterer Lebensweg führte ihn als Techniker einiger Firmen des Erfinders Thomas Alva (1847- 1931) nach Budapest, Paris - und schließlich nach New York. Dort überwarf er sich mit Edison und gründete eine eigene Firma, die 1886 in Konkurs ging. Im Frühjahr 1887 musste er sogar als Taglöhner im Straßenbau arbeiten.

Durch Zufall fand er Geldgeber, die sich für ein von ihm erfundenes Wechselstromsystem interessierten. Sie ermöglichten ihm die Gründung seiner zweiten Firma, in der er sich mit der Entwicklung der Mehrphasen-Wechselstromsysteme beschäftigte, für die Tesla seine bahnbrechenden "Polyphase-Patente" (Mehrphasen-Stromsysteme wie unser heutiger Drehstrom) erhielt.

Stromkrieg mit Edison #

Durch einen Vortrag Teslas vor dem American Institute of Electrical Engineers wurde 1887/88 der Großindustrielle George Westinghouse (1846-1914) auf ihn aufmerksam und erwarb seine Patente.

Es kam zum "Stromkrieg" zwischen Edison als Verfechter des Gleichstroms und Westinghouse als Vertreter des Wechselstroms, der mit brutalsten Mitteln geführt wurde: Edison ließ bei der Weltausstellung in Chicago in aller Öffentlichkeit Tiere auf dem elektrischen Stuhl durch den "gefährlichen" Wechselstrom töten, sie wurden "gewestinghoused"!

Es ging um riesige Summen bei der bevorstehenden Elektrifizierung Amerikas. Westinghouse baute mit Teslas Generatoren das erste Großkraftwerk Amerikas und der Welt an den Niagarafällen.

Schließlich siegte der Wechselstrom über den Gleichstrom in Amerika, und mit Verspätung auch in Europa! Die in den USA übliche Stromfrequenz von 60 Hertz stammt übrigens von Tesla. Europa einigte sich auf 50 Hertz.

In der High Society... #

Nikola Tesla war ein "Showmaster" - 1,90m groß, kleidete er sich nach neuester Mode, wohnte im Hotel "Waldorf Astoria" und hatte Zugang zur amerikanischen High Society.

Er warf sein Geld zum Fenster hinaus und verstand es, seine Zuhörer und Studenten durch spektakuläre Vorführungen zu überraschen.

Am 30. Juli 1891 erhielt Tesla die US-Staatsbürgerschaft. 1893 begann er sich mit der Funkfernsteuerung sowie mit der Funkübertragung von Energie und Signalen zu beschäftigen.

1898 stellte er im New Yorker Madison Square Garden dem verblüfften Publikum sein erstes funkferngesteuertes Boot vor - ein Modell von 1,1m Länge, das wie von Geisterhand gesteuert seine Fahrt absolvierte. Er soll behauptet haben, das Boot mit seinem Verstand zu steuern.

Reisepass
Der altösterreichische Reisepass von "Nikolaus Tesla".
© Repro: Moritz Ziegler. Bild: Archiv

Keine seiner bisherigen Erfindungen hatte derartige Resonanz in der Öffentlichkeit bekommen. Tesla war damit der erste Funk-Modellbootfahrer der Welt. Bei der Elektro-Messe 1899 in Chicago stellte er ein verbessertes Modell vor.

Auch abstruse Ideen

Alle seine Erfindungen aufzuzählen, ist hier nicht möglich. Tesla hat ungefähr 1100 Patente angemeldet, von denen etwa 700 bewilligt wurden.

1922, im Alter von 66 Jahren, musste er sein Labor aufgeben und hatte ständig Geldsorgen. Seine Erfindungen wurden immer abstruser. So behauptete er im Alter von 78 Jahren, Todesstrahlen erfunden zu haben, die Flugzeugschwärme in 400km Entfernung vernichten könnten. Sein Geist war in diesem Alter noch so rege, dass ihm nicht wenige Leute Glauben schenkten.

In New York verstorben #

Nikola Tesla wurde am Morgen des 8. Januar 1943 im Zimmer 3327 im 33. Stock des Hotels "New Yorker" vom Personal tot aufgefunden.

Der Arzt trug als Todeszeitpunkt den 7. Januar 1943 im Totenschein ein, Todesursache Herzinfarkt.

Die Aufbahrung erfolgte in der St. John Divine Kathedrale in New York. Die First Lady der USA, Eleonor Roosevelt, und Vizepräsident Henry A. Wallace erwiesen ihm die letzte Ehre.

Die Urne in Form einer goldenen Kugel mit seiner Asche befindet sich heute im Tesla Museum in Belgrad.

Am Hotel "New Yorker" wurde eine Gedenktafel angebracht.

Der US-amerikanische Geheimdienst beschlagnahmte Teslas Nachlass, um ihn zu durchsuchen. Schließlich gelangte sein Nachlass nach Belgrad in das 1952 gegründete Tesla Museum (die Aufzeichnungen zählen mittlerweile zum UNESCO-Weltdokumentenerbe).

Es ist ein lebendiges Museum, in dem die Besucher (sofern sie keinen Herzschrittmacher haben), darunter viele Schulklassen, Teslas Versuchsanordnungen im Betrieb vorgeführt bekommen, unter anderem auch ein gläsernes 1:1-Modell seines Unterseebootes.

Es ist faszinierend, den Kindern zuzusehen, wenn Leuchtstofflampen, die man den mutigen von ihnen zu halten gibt, plötzlich zu leuchten beginnen.

Der "Meister der Blitze" #

Von Nikola Tesla existieren zahlreiche, meist spektakuläre Fotos. Sie zeigen ihn in seinem Hochspannungslabor von Blitzen umgeben als "Master of Lightning". Er ließ sich jedoch nur ein einziges Mal in seinem Leben porträtieren, auf dem "Blue Portrait" von Vilma Lwoff-Parlaghy (1863- 1923).

Nikola Tesla auf dem 'Time Magazine'
Tesla auf dem Cover des "Time Magazine", Juli 1931.

Im Staat New York und in mehreren anderen US-Bundesstaaten gilt der 10. Juli (Teslas Geburtstag) als Gedenktag!

Er erhielt zu Lebzeiten und auch posthum unzählige Ehrungen und Auszeichnungen sowie Ehrendoktorate, darunter solche des Columbia Colleges, der Wiener Technischen Hochschule, der Belgrader und Zagreber Universitäten, der Prager Technischen Hochschule, der Technischen Hochschulen in Graz, Brünn, Portiers, Bukarest, Paris und Sofia.

1943 sprach ihm der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika die Erfindung des Radios zu, da Guglielmo Marconi (1874-1937) 17 Patente Teslas in seiner Erfindung verwendet hatte.

In Physikwelt verewigt #

Die größte Anerkennung erhielt er aber 1960, als die Internationale Elektrotechnische Kommission die physikalische Einheit der magnetischen Flussdichte nach ihm benannte.

Auch die Magnetresonanzgeräte (MRT-Geräte) sind nach Tesla geeicht.

Das Bild des Erfinders ziert Banknoten, Münzen und Briefmarken. Straßen, ein Mondkrater, ein Asteroid und der Flughafen Belgrad wurden nach ihm benannt.

Von Tesla gibt es viele Statuen und Büsten, darunter eine vom berühmtesten - und mit Tesla befreundeten - kroatischen Bildhauer Ivan Mestrovic (1883- 1962).

Es existieren mehrere Opern, Filme, Videos und Musicals über Tesla, auch das Ballett "Tesla und Katharine" (Katharine Johnson war die Frau eines Freundes von Tesla und einigen Quellen zufolge die einzige Frau, die er liebte, Anm.)!

Sogar eine amerikanische Autofirma, die 2003 gegründete "Tesla Motors", trägt seinen Namen. Deren Erzeugnis ist ein Elektro-Sportwagen, bestückt mit 6831 Laptop-Akkus - er beschleunigt von 0 auf 100km/h in vier Sekunden.

Gekürzte Version der Wiener Zeitung

Wiener Zeitung, Freitag, 13. Jänner 2012