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Keine Zukunftsmusik mehr#

Die Entwicklung zum selbstfahrenden Auto geht rasant voran. Auto- und IT-Firmen rittern um den lukrativen Markt.#


Von der Wiener Zeitung (Mittwoch, 17. Juni 2015) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.


Das selbstfahrende Auto wird bald serienreif sein
High-Tech-Sensoren machen’s möglich: Das selbstfahrende Auto wird bald serienreif sein.
© epa/Ennio Leanza

Wien. (leg) Gas. Bremse. Kupplung. Kupplungsspiel! Abstand halten. Rückspiegel im Auge behalten. Und den Linksverkehr. Und den Rechtsverkehr. Und erst das Einparken! Die Führerscheinprüfung sorgte bei Generationen von potenziellen Autofahrern für erhöhten Adrenalinausstoß.

Doch sie könnte bald ihren Schrecken verloren haben. Nicht nur gestresste Fahrschüler werden aufatmen, wenn es heißt: Autofahren? Einfach hinein ins Auto - und los geht’s. Das selbstfahrende Automobil, ein jahrzehntelanger Traum jenes Teils der mobilen Menschheit, der eher zum Träumen und Sich-Zurücklehnen neigt, rückt immer mehr in greifbare Nähe. "Kaum eine Branche wird so auf Trab gehalten wie die Automobilindustrie", sagte Antonella Mei-Pochtler, Automobilexpertin bei der Boston Consulting Group (BCG), bei der Präsentation einer Studie der BCG zum Thema am Dienstag in Wien.

Die Entwicklungen in der Branche verlaufen rasant: Schon in den kommenden Jahren werden laut Auskunft der Beraterfirma Autos immer selbständiger sein. Schon 2017 könnte die Autopilotfunktion auf der Autobahn starten, 2020 sollen Autos autonom einparken können. 2025, in zehn Jahren, könnte das vollautomatisierte Fahren dann zum Alltag gehören. Bekannte Herstellerfirmen wie Audi und Daimler matchen sich bereits mit Branchenneulingen wir dem IT-Riesen Google um die beste Startposition für den neuen Markt.

Der dürfte jedenfalls ein enormer sein: Die Studie der BCG beziffert das weltweite Marktpotenzial für Automobilhersteller und deren Zulieferer bis 2035 auf insgesamt 77 Milliarden US-Dollar. "Das autonome Fahren wird vor allem von jungen Zielgruppen in entwickelten Märkten als effiziente Mobilitätsform angesehen", erläutert Mei-Pochtler. Für die Mobilitätsprobleme in globalen, von Verkehrsinfarkten geplagten Großstädten biete es eine effiziente Lösung. Die Nachfrage nach selbstfahrenden Autos scheint jedenfalls hoch zu sein: Bei einer Befragung der BCG unter 1501 US-Amerikanern gaben 55 Prozent der Autofahrer an, sich im Bedarfsfall für ein teilweise selbstfahrendes Auto zu entscheiden. 44 Prozent würden sich sogar ein vollständig selbstfahrendes Gefährt zulegen - selbst wenn sie dafür 5000 Dollar zusätzlich berappen müssten.

Das Ende des Taxifahrers#

Zu den Verlierern dieser technischen Revolution dürften in jedem Fall die Taxifahrer gehören. Bald sollen vollautomatische "Robo-Taxis" ihre Fahrgäste - um 30 Prozent günstiger - zum Zielort bringen. Das Kennenlernen eines Landes über ein Gespräch mit dem Taxifahrer ist dann ebenfalls Geschichte.

Verlangsamt werden kann diese Entwicklung allerdings auch - nicht nur durch Bedenken an der Zuverlässigkeit der technologischen Systeme. "Ich würde sogar ketzerisch sagen, dass die technischen Probleme das geringste Problem sind beim autonomen Fahren", ist BCG-Experte Nikolaus Lang überzeugt. Schwierigkeiten rechtlicher Art würden eine weit größere Rolle spielen. So müssten etwa Haftungsfragen geklärt werden, wenn ein Unfall passiert. Wer ist schuld, wenn es keinen Lenker gibt? Die Herstellerfirma? Oder doch der Autobesitzer? Diese rechtlichen Fragen zufriedenstellend zu klären, wird dauern - zumal es in den USA und Europa dazu unterschiedliche Ansätze gibt.

Bric-Staaten holen auf#

Europas Autobauer und -zulieferer müssen sich aber nicht nur wegen der Konkurrenz von Google und Co. warm anziehen: Der Wettbewerbsdruck aus den Schwellenländern der Bric-Gruppe wird nach Ansicht der BCG-Experten immer stärker. Derzeit dominieren die bestehenden Weltmarktführer aus dem Westen zwar noch die Branche mit rund 95 Prozent Marktanteil, die Automobilzulieferer aus Ländern wie Indien und China konnten in den letzten Jahren aber jährliche Zuwachsraten von etwa 25 Prozent verbuchen. Auch global agierende Unternehmen wie Nemak, Motherson Sumi und Bharat Forge sind bereits vorhanden. Die Experten der BCG rechnen damit, dass den europäischen und amerikanischen Autozulieferern noch eine gute Dekade bleibt, um den rasanten Aufholprozess der Bric-Staaten abzuwehren.

Die Entwicklung hin zu selbstfahrenden Autos werde bei Lastkraftwägen früher umgesetzt als bei Personenautos, erläuterte Lang. Es gebe großes Interesse der Wirtschaft, in abgegrenzten Gebieten wie in Minen oder bei Holztransporten in spärlich besiedeltem Gelände die Technologie anzuwenden und ohne Fahrer auszukommen.

Wiener Zeitung, Mittwoch, 17. Juni 2015

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