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Grazer Forscher ziehen Millionenauftrag an Land#

Mit ihrer Erfindung, den Sauerstoffgehalt in Verpackungen zu messen, erobert Grazer Firma die Supermarktregale um den Globus. Zweite Entdeckung sorgt bei Sportlern für Ende der Nadelstiche.#


Von der Kleinen Zeitung freundlicherweise zur Verfügung gestellt (Samstag, 9. Juli 2016)

Von

Ulrich Dunst


Es ist der (Sauer-)Stoff, aus dem die Träume sind. Seit mehreren Jahren tüftelt in Graz und Grambach beim 2013 gegründeten Start-up-Unternehmen TecSense eine bunt zusammengewürfelte Gruppe aus Uni-Professoren, Forschern und Ex-Magna- Spitzenmanagern an innovativen wie einfach zu bedienenden Systemen, den Sauerstoff zu messen. Sei es, den Sauerstoffgehalt der Atemluft (zur Trainingsunterstützung bei Sportlern) oder in Verpackungen von luftdicht verschweißten Lebensmitteln oder Medikamenten.

Mit Verpackungen hat das Acht- Mann-Unternehmen mit Sitz im Technologiepark Grambach nun einen Millionenauftrag an Land gezogen. „Mit der deutschen Firma GEA setzt jetzt einer der Weltmarktführer im Bau von Verpackungsmaschinen unser System zur Sauerstoffmessung ein. Allein 2017 sollen 50 solche Maschinen gebaut und 100 weitere mit unserem System nachgerüstet werden“, erklärt Volker Ribitsch. Der Clou dabei: Der frühere Professor für physikalische Chemie an der KF-Uni Graz hat als Forschungsgruppenleiter am Joanneum Research ab 2005 ein sogenanntes optochemisches Verfahren entwickelt, das via Analyse des Lichtes bei verpackter Wurst, Fisch, Medikamenten & Co. den Sauerstoffgehalt misst, ohne dass dafür die Packung aufgestochen werden müsste (s. unten). Das System, das im Gegensatz zu früher eine lückenlose Kontrolle ermöglicht, wurde bei TecSense, wo der frühere Mercedes- G-Manager Johannes Krottmaier die Geschäfte führt, zur Serienreife gebracht. Der GEA-Gro ßauftrag führt nun dazu, dass das Unternehmen auch von den Mitarbeitern her wachsen wird.

Nicht zuletzt, weil man schon an zweiter Front forscht und testet: die Analyse des Atmungsgases von Sportlern mittels Headsetund Handyapp. Damit sollte das lästige Stechen im Ohr (Laktattest) ein Ende haben.

O2-Leistungstest ohne lästiges Laktattest-Stechen ins Ohr
Das von TecSense entwickelte System ermöglicht Sportlern einen spirometrischen O2-Leistungstest ohne lästiges Laktattest-Stechen ins Ohr. Gemessen wird die Ausatemluft Getestet wird das neue System bereits in diversen Sportvereinen bis hin zum berühmten NHLEishockeyclub Toronto Maple Leafs und der Fitness-App „Runtastic“
Foto: TECSENSE
Verpackungsmaschinen
150 Verpackungsmaschinen, die weltweit im Einsatz sein werden, stattet die deutsche Firma GEA 2017 mit dem in Graz entwickelten Sauerstoffmesssystem aus.
Foto: TECSENSE
Berührungslose Sauerstoffmessung mittels Handscanner
Berührungslose Sauerstoffmessung während des Verpackungsvorgangs oder später mittels Handscanner, zum Beispiel direkt in Supermärkten
Foto: TECSENSE

ANWENDUNG 1#

Analyse der Atemluft statt lästiger Ohren-Stecherei#

Laktattest
Grazer Entwicklung soll lästige Laktattests ersetzen
Foto: GEPA

Leistungssportler und solche, die es werden wollen, kennen es: Das lästige, alle zwei Minuten wiederholte Pieksen im Ohr, wenn bei einem Leistungstraining ein Tropfen Blut für den Laktattest entnommen wird. Aus den Daten werden die derzeitige Leistungsfähigkeit beurteilt sowie optimale Trainingsbereiche (Herzfrequenz, Geschwindigkeit) ermittelt. Geht es nach der jüngsten Entwicklung der Firma TecSense, soll das bald auch ohne Pieksen, sprich invasive Blutabnahme, möglich sein. Und zwar mittels Analyse des Atemluft-Sauerstoffgehalts, was über ein Headset funktioniert. „Die technische Entwicklung erfolgte bei uns, die Detailentwicklung in Verbindung mit Handy-Apps passiert derzeit bei Campus 02, für die sportliche Evaluierung haben wir mehrere Sportuniversitäten, u. a. das Grazer USI, mit an Bord“, so TecSense- Entwicklungschef Volker Ribitsch. Mehr noch: Das System, das interessant für Sportler und Fitnessstudios sei, werde derzeit auch bei diversen Sportvereinen - bis hin zum legendären NHL-Eishockeyclub Toronto Maple Leafs getestet. Auch mit Adidas, Nike und der Fitness-App „Runtastic“ stehe man in Verbindung.

ANWENDUNG 2#

Johannes Krottmaier und Volker Ribitsch
Von der Forschung zur Serienreife: Johannes Krottmaier und Volker Ribitsch
Foto: GEPA

Wenn die Verpackung mitdenkt, landet weniger im Müll#

Dass immer mehr Lebensmittel mit exakt abgestimmtem Sauerstoffgehalt verpackt werden, ist nicht zuletzt aufgrund des Trends zu (Halb-)Fertiggerichten nicht aufzuhalten. Bisher stand man vor dem Problem, dass es winzige Beschädigungen an der Plastikverpackung oft nötig machten, dass man im Handel gleich eine komplette Charge eines Lebensmittels wegwerfen musste. Auch wurde der tatsächliche Sauerstoffgehalt nur in Stichproben gemessen, weil man dazu bisher die Verpackung aufstechen (sprich: beschädigen) musste. Durch die Entwicklung der Grazer Firma TecSense (siehe oben) kann der O2-Gehalt nun lückenlos bei jeder Verpackung gemessen werden, ohne diese öffnen zu müssen. Das funktioniert über einen Sensor-Spot mit (lebensmittelverträglichem) Farbstoff, der im Immeren der Verpackungs- Deckfolie angebracht ist. „Das Licht, das von diesem Spot ausgeht, wird mittels Scanner analysiert, das ermöglicht die Bestimmung des Sauerstoffgehalts. Der Vorgang geht lückenlos während des Verpackens, aber auch spät er mittels Handscanner im Supermarkt“, erklärt Volker Ribitsch, der an dem nun serienreifen Verfahren seit 2005 forscht.

Kleine Zeitung, Samstag, 9. Juli 2016


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