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Binnen weniger Generationen verschwanden die Bezeichnung „Awaren“, die politische
Organisation und die traditionellen Repräsentationsformen. Niederösterreich und weite
Gebiete im östlich anschließenden Pannonien wurden in den Markengürtel des Fränkischen
Reiches eingegliedert, gefolgt von bayrischer und slawischer Zuwanderung. Das neue
Ostland (plaga orientalis), bereits um 800 von Bayern losgelöst, unterstand einem eigenen
Präfekten. Den Römerstraßen folgend entstand ein Netz von Königshöfen „curtes“ als
Grundlage fĂĽr die Verwaltungsorganisation. An der Donau befanden sich Lorch (Loraha),
später Traismauer (Treisma) in zentraler Funktion. Die Raffelstettener Zollordnung von
904/906 lässt Linz (Lintza), Ybbs (Eberesburc) und Mautern (Mutarun) als Schwerpunkte
erkennen. Baden wird 869 als karolingischer Pfalzort erwähnt.20
Die damalige FĂĽhrungsschicht stammte aus Franken, die Entwicklung der Adelsfamilien
wurde schon im 8. bis 10. Jh aus dem fränkischen Reichsgebiet gesteuert, der damals
bayerische Bereich vornehmlich mit dem Adel aus der Rheinpfalz besetzt, im 9. > 11. Jh
gefestigt. Die bayerischen Hochstifte Salzburg, Passau,21 Freising und Regensburg, sowie
zugehörigen Klöster, übernahmen kolonisatorische Aufgaben im Ostland.22
Zu Ende der Karolingerzeit reichte der Besitz Passaus schon weit hinunter in die Ostmark
(das Hochstift verfügte um das Jahr 1000 über die Eigenklöster Kremsmünster, Mattsee, St.
Florian und St. Pölten). 887 war die Verleihung der Immunität erfolgt.23
Ende des 9. Jhs beeinträchtigte die Ungarn-Gefahr die Erschließung des Süd-Ost-Raumes
(881 Gefecht nahe Wien). Im Jahre 900 drangen ungarische Streitkräfte bis über die Enns in
den Traungau vor und verwĂĽsteten ganze Landstriche in den Gebieten von OĂ–, NĂ– und
Bayern. Die Nachhut wurde am 20. November 900 durch ein bayerisches Heer unter Bi
Richar/Richer vP (899>902) und Mgf Luitpold vBayern am nördlichen Donauufer bei Linz
besiegt. Bis in etwa diese Zeit und sporadisch sogar noch weiter zurück sollen die Bestände
des Schlossarchives Hagen gereicht haben.24
Bi Richar erwirkte für St. Florian25 am 19. Januar 901 vom Karolinger-König Ludwig dem
Kind, wegen Verwüstungen anlässlich des Ungarneinfalls, die Überlassung der erst kurz
zuvor errichteten Ennsburg und einer Besitzung nördlich der Donau.26
20
Weltin/Zehetmayer, NĂ–UB, I, 150/13, dat. Raffelstetten (902/3>907). Darin werden auch Schiffe angefĂĽhrt, die
von westlichen Gebieten her dem Handel dienen und „ad Lintzam de una navi reddant III semimodios, id est III
scafilos, de sale“, 3 Scheffel Salz als Zoll. Daim/Szameit, Frühe Slawen, 317ff. Häusler, Böheimkirchen, 67.
vHabsburg-Lothringen, PI 11. Oktober 2007. Mezler-Andelberg, Kirche in der Steiermark, 95. Zeeden, Histor.
Weltatlas, 2. Teil, Erläuterungen, 99ff.
21
Weltin/Zehetmayer, NÖUB, I, 67, Kommentar zu den Anfängen des Bistums Passau in der 1. Hälfte des 8. Jhs.
Passau und Salzburg waren HauptnutznieĂźer der karolinigischen SĂĽdostexpansion nach 791. Passaus
Bistumssprengel wurde von der Enns bis zu den Ausläufern der pannonischen Tiefebene erweitert.
22
Seibert-Cronenfels, Adel in Bayern, II, 8.
23
Veit, Hochstift, 7. Weltin/Zehetmayer, NĂ–UB, I, 19. St. Florian war seit der Karolingerzeit ein Passauisches
Eigenkloster. Zunächst existierte eine kleine Weltpriestergemeinschaft, die 1002 von Heinrich II. (gekrönt 8.
September 1002: Savelsberg, Aachener Kaiserkrönungen, 3) mit einer Hufe an der Ipf begabt wurde. Brunner,
HerzogtĂĽmer, 250. Rehberger/Wunschheim, Topographia Florianensis, 90. Vgl Mayrhofer/Katzinger, Linz, 43: Ua
wegen unzureichend ausgebildeten vom Grundherrn eingestellten Geistlichen, kam es im 11. Jh zur
cluniazensische Reform
24
Boshof, PR, I, 47/176, 20. November 900. Hofbauer, Herrschafts- und Besitzverhältnisse des Hochstifts
Passau, 5. Himmelbauer, PI 30. Juni und 3. Juli 2008; Wacha, PI 21. Dezember 2004: laut Aussagen der ehem.
Schlossbesitzerin Margarethe Falk-Weingärtner. Zeeden, Histor. Weltatlas, 2. Teil, Erläuterungen, 99ff.
25
Weltin/Zehetmayer, NĂ–UB, I, 145. St.Florian war seit 819 Eigenkloster Passaus. Schiffmann, Stiftsurbare, III,
77ff: Der Ursprung St. Florians sei unbekannt, in der 2. Hälfte des 9. Jhs bestand bereits ein Kloster, um die Mitte
des 11. Jhs von Mönchen, dann von Weltpriester-Chorherren, 1071 durch Bi Altmann von regulierten Augustiner-
Chorherren besiedelt. Bi Altmann widmete dem Gotteshaus eine Reihe von Gütern inter Ampnes und 1 ½
Mansen in Sindelburg bei Wallsee/NÖ. „inter Ampnes“ = zw Donau, Enns, Traun; auch im Traungau, im oberen
(Windberg) und unteren (Riedmark) Mühlviertel, in NÖ, Stephanshart, Aschbach, um Amstetten, Weingärten in
Aschach a.D., Weinzehent in Linz, zw Pesenbach und Ebresbach bis an die bayrische Grenze begĂĽtert. Das
Gebiet inter Ampnes war in Ämter unterteilt, ua „Amt Summerau“. Eine Urkunde Bi Ulrichs vHeft, dat. Lorch (auf
dem Weg zum Versammlungsort des Kreuzheeres in Ardagger) 23. August 1111 nennt eine Reihe von
Zugehörungen. Der Besitz in Gerlantingen, Salmesleiten und Winklern sei durch Traditionsnotizen klargestellt.
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Adelsgeschlechter Hagen
- Titel
- Adelsgeschlechter Hagen
- Autor
- Hanna und Herbert Schäffer
- Verlag
- Austria-Forum
- Ort
- Linz
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 406
- Schlagwörter
- Oberösterreich, Linz
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 1
- Die Herren Sunelburg und ihr Wappen 7
- Die Stammburg der Herren Sunelburg 16
- Stammtafel der Edlen Sunelburg 21
- Das Auftreten der Sunelburger in Urkunden 22
- Hohold (Irmingard PĂĽrten) 22
- Reginhard privignus 26
- Reginhard (I.) 28
- Walchun Sunelburg-Lungau 29
- Reginhard (II.) 30
- Elisabeth 31
- Beatrix 32
- Konrad (Benedicta von Haunsperg ) 37
- Beiträge zu mit den Edlen Sunelburg versippten Adelsgeschlechtern, den Sta 45
- Grafen Dornberg x - Lungau 46
- Dietmar I. (Irmingard vPĂĽrten ) 47
- Wolfram I. 49
- Hugo 49
- Dietmar II. 50
- Wolfram III. 54
- Edelfreien vAmerang - Schleunz 59
- Pabo 64
- Pabo I. Amerang-Schleunz (Elisabeth Sunelburg ) 65
- Pabo II. vAmerang-Schleunz (Anzbach, Elisabeth Waxenberg ) 68
- Otto I. Schleunz (Kunigunde Lengenbach/Velburg-Clam, Kunigunde Mern/Mähren)….………… 74
- Hochfreien Perg/Machland / Clam 83
- Walchun III. Machland-Lungau 85
- Hartlieb 87
- Otto II. (Kloster Erla ) 88
- Walchun IV. (Beatrix Sunelburg ) 94
- Grafen Bergtheim/Velburg -Clam 98
- Hermann (Adelheid Machland-Clam) 99
- Otto (Elisabeth Schleunz) 102
- Ulrich (Kunigunde Lengenbach) 105
- Stammtafel der Hochfreien Haunsperg 108
- Hochfreie Haunsperg 109
- Besitzungen der Hochfreien Haunsperg 114
- Linz/Donau -Haunsperger 119
- Meginhard I. 131
- Friedrich I. 132
- Benedicta (Schönhering , Sunelburg , Wilhering ) 134
- Luitgard (Erchenbert Moosbach ) 134
- Gottschalk I. (Otilia Wilhering) 138
- Friedrich III. de Lincz 140
- Ulrich I. (Adelheid von Au) 141
- Gottschalk II. 145
- Hinweise auf Elisabeth und Adelheid Haunsperg 152
- Stammtafel der Schönhering-Plankenberg 154
- Edlen Schönhering - Plankenberg 155
- Pernhart I. 160
- Engelbert I. Schönhering (Benedicta Haunsperg ) 162
- Engelbert II. Schönhering-Plankenberg (Kunigunde) 166
- Verbindung mit den Herrn Rosenberg/Witigonen (Witigo) 176
- Stammtafel der Rosenberg 176