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welcher sie seinerseits der Passauer Kirche weiterverlieh.2090 Loibl kommentiert dazu: „Auch
in den Diplomen bezüglich der ´Grafschaft Windberg` und der ´Grafschaft im Ilzgau` wurden
die tatsächlichen Inhaber der Grafenrechte verschwiegen und durch fiktive Grafen ersetzt,
die ihre Rechte über den König als Lehensherrn der Passauer Bischofskirche abtraten, um
dem jeweiligen Bischof einen Rechtsanspruch zu verschaffen“. Den Passauer Bischöfen
gelang es auf diese Weise, die Hochgerichtsbarkeit über Teile dieser Besitzungen zu
erwerben, Grafen bzw Vögte daraus zu verdrängen, durch ministerialische iudices zu
ersetzen. 2091 Veit kommentiert dazu ua: „Man [Bischof, Herzog] fingiert alte bayerische
Besitzrechte in Form eines Reichslehens und versucht über die Reichskanzlei zu einem
unanfechtbaren Rechtstitel in Gestalt eines königlichen Diploms zu gelangen, in dem das
ehemalige Reichslehen in ein passauisches Kirchenlehen umgewandelt erscheint“.2092 Bi
Ulrich II. vP erhielt im Diplom vom 24. Jänner 1217 auf seine und des Herzogs und
Pfalzgrafen Ludwig „Bitte“ hin, von Kg Friedrich II. die Grafschaft im Ilzgau, welche Hzg
Ludwig „erbrechtlich innegehabt hätte“, d.h. die Grafschaftsrechte, zu Lehen. Hzg Otto
vWittelsbach erscheint in dieser Urkunde nicht mehr als Vorbesitzer der Grafschaft, das
Übergangsdatum vom Reich an das Bistum fehlt ebenso wie die „Unterbelehnung“ des
Herzogs durch den Bischof, womit die Gleichsetzung der Comitas über die Passauer Güter
mit der Grafschaft im Ilzgau nicht möglich ist. Mit Urkunde von 5. September 1220 gibt der
Herzog die Grafschaft im Ilzgau gegen Zahlung von 500 Mark Silber wieder an den Bischof
zurück.2093
Bi Ulrich II. vP (1215>1221) hatte vor dem 2. Juli 1217 den mit Heinrich, dem Bruder des (am
19. Juli 1214) verstorbenen Cholone nobili uiro de Wessenberch abgeschlossenen Vertrag
bzgl der nach Cholo und seinem Vater Wernher erledigten Passauischen Lehen
beurkundet. Passau betrieb schon lange gezielt Territorialpolitik mit Interesse an den
Besitzungen diverser Adelsgeschlechter, speziell an den zugehörigen Gerichtsbarkeiten, wie
den nobiles vHals, den Falkensteinern, usw. Zw 1194 und 1218 fiel das bischöfliche
Augenmerk auf umfangreiche Güterkomplexe, ua auch auf Schloss (Unter-) Griesbach und
den Markt (Neu-) Felden. Albert und Alram vHals wurden genötigt, ihre Burg Hals an das
Domstift zu verpfänden, auch allodiale Grundherrschaften waren nicht tabu. 1222, im
Anschluss an den Tod Heinrichs vGriesbach, findet man auch die Jochensteiner, vm
ehemalige Ministerialen der Griesbacher in die Fehde der nobiles vHals und der Hallgrafen
vWasserburg gegen den Passauer Bischof involviert.2094
Bi Ulrich verlangte im Sinne der Macht- und Besitz-Erweiterung des Hochstifts von Heinrich
für die Übertragung der Passauer Lehen 100 Huben seines allodialen Grundbesitzes, die
Allodial-Burg Unter-Griesbach mit allem Zubehör (plus 46 Angehörige ritterlichen Standes
aus der Griesbacher familia) dem Bistum zu übergeben, welche er und seine Söhne als
bischöfliches Lehen zurückerhalten sollten, „ipse prediorum suorum centum hubas et
insuper castrum Griezpach cum omnibus suis pertinentiis et familie sue XLVI utriusque
sexus militaris condicionis homines“. Ulrich setzte eine kurze Frist von ca 3 Wochen, bis zum
25. Juli 1217. [An Heinrichs Bruder Cholo waren für die Übernahme dieser Lehen, welche
schon seine Vorfahren von Passau innegehabt hatten, keine Bedingungen gestellt worden.]
Noch vor dem 2. Juli 1217 soll Bi Ulrich II. vP Abmachungs-gemäß die Burg (Unter-)
Griesbach (sowie zunächst sechs Angehörige ritterlichen Standes) von Heinrich erhalten und
diesem als Lehen zurückgegeben haben. Die Passauer Lehen scheinen große Bedeutung
gehabt zu haben, da sich Heinrich ansonsten nicht zur Auftragung seines Stammsitzes
herbeigelassen hätte.2095
2090
Loibl, Vornbach, 282f. Veit, Hochstift 42ff, 50.
2091
Loibl, Vornbach, 296.
2092
Veit, Hochstift, 50. Das weitere Procedere ist bei Veit detailliert nachzulesen.
2093
Boshof, PR, II, 42/1347, dat. Nürnberg, 24. Januar 1217. AStL, LR, A1a, 55/110, dat. Nürnberg. Veit,
Hochstift, 51ff, 388.
2094
OÖUB, II, 592 ff/ CCCXCIX, 1217 VII 02. Veit, Hochstift, 233.
2095
Boshof, PR, II, 46/1358, 1359 (vor 1217 Juli 2). Strnadt, Traun/Ens, 195.
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Buch Adelsgeschlechter Hagen"
Adelsgeschlechter Hagen
- Titel
- Adelsgeschlechter Hagen
- Autor
- Hanna und Herbert Schäffer
- Verlag
- Austria-Forum
- Ort
- Linz
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 406
- Schlagwörter
- Oberösterreich, Linz
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 1
- Die Herren Sunelburg und ihr Wappen 7
- Die Stammburg der Herren Sunelburg 16
- Stammtafel der Edlen Sunelburg 21
- Das Auftreten der Sunelburger in Urkunden 22
- Hohold (Irmingard Pürten) 22
- Reginhard privignus 26
- Reginhard (I.) 28
- Walchun Sunelburg-Lungau 29
- Reginhard (II.) 30
- Elisabeth 31
- Beatrix 32
- Konrad (Benedicta von Haunsperg ) 37
- Beiträge zu mit den Edlen Sunelburg versippten Adelsgeschlechtern, den Sta 45
- Grafen Dornberg x - Lungau 46
- Dietmar I. (Irmingard vPürten ) 47
- Wolfram I. 49
- Hugo 49
- Dietmar II. 50
- Wolfram III. 54
- Edelfreien vAmerang - Schleunz 59
- Pabo 64
- Pabo I. Amerang-Schleunz (Elisabeth Sunelburg ) 65
- Pabo II. vAmerang-Schleunz (Anzbach, Elisabeth Waxenberg ) 68
- Otto I. Schleunz (Kunigunde Lengenbach/Velburg-Clam, Kunigunde Mern/Mähren)….………… 74
- Hochfreien Perg/Machland / Clam 83
- Walchun III. Machland-Lungau 85
- Hartlieb 87
- Otto II. (Kloster Erla ) 88
- Walchun IV. (Beatrix Sunelburg ) 94
- Grafen Bergtheim/Velburg -Clam 98
- Hermann (Adelheid Machland-Clam) 99
- Otto (Elisabeth Schleunz) 102
- Ulrich (Kunigunde Lengenbach) 105
- Stammtafel der Hochfreien Haunsperg 108
- Hochfreie Haunsperg 109
- Besitzungen der Hochfreien Haunsperg 114
- Linz/Donau -Haunsperger 119
- Meginhard I. 131
- Friedrich I. 132
- Benedicta (Schönhering , Sunelburg , Wilhering ) 134
- Luitgard (Erchenbert Moosbach ) 134
- Gottschalk I. (Otilia Wilhering) 138
- Friedrich III. de Lincz 140
- Ulrich I. (Adelheid von Au) 141
- Gottschalk II. 145
- Hinweise auf Elisabeth und Adelheid Haunsperg 152
- Stammtafel der Schönhering-Plankenberg 154
- Edlen Schönhering - Plankenberg 155
- Pernhart I. 160
- Engelbert I. Schönhering (Benedicta Haunsperg ) 162
- Engelbert II. Schönhering-Plankenberg (Kunigunde) 166
- Verbindung mit den Herrn Rosenberg/Witigonen (Witigo) 176
- Stammtafel der Rosenberg 176