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122)* Der Hauptaltar der Schlosskapelle Hagen (s.o.) hatte laut Überlieferungen und
Aussagen aller diesbezüglich befragten Zeitzeugen einen „ungewöhnlich“ hohen Sockel
mit Schnörkeln aus Messing; daneben gab es zwei kleine *Seiten-Altärchen.
Zum *Hauptaltar: Wie überlieferte Belege bestätigen, diente dieser hohe Sockel in
Kriegszeiten (Napoleon) als Versteck für wichtige Akten, Wertsachen und Hauptkasse der
Stadt Linz, die nachweislich im Schloss Hagen untergebracht waren. Von 1800 bis 1809
lagerten laut Überlieferung
„füll Stuck Golds und Gelts und annder Wertzeug in dem Haggen".
Weingärtner, Pfeffer und Burgstaller nahmen als sehr wahrscheinlich an, dass auch der
unterirdische Fluchtstollen als Versteck gedient haben mag (s.u.).365
Hermine Hansa beschrieb den Sockel ebenfalls als sehr hoch.366
123)* „kleins altarl“: Als Maria Josepha [Hagen 1710 367/1721>1725] im November 1721
erkrankte, „auff das lager nidrmuest“ ließ sie in der „Capeln Irs sclos Haken“ „gen
sonunderganng“ ein kleines „altarl“ mit dem Bildnis des Jesuiten Franciscus Hieronymus
„so Ir lebensgheist war“, aufrichten und ihm ein „güldens bainkastl 368 ersteln, alwo si dag
vndt nacht In gebet Zue Ime schauet. Vndt wiewoll Ir leibsschwachheith nit wennig, ward Si
wieder erhoben vnd begane sogleich fir annderte, so Ime nit vor sich haten, Zue betn.“ 369
1725 verankerte „Herula Maria Josepha
Gräfin vSalburg zu Salaberg, Freiin zu
Falkenstein, Hochhaus, Altenhof und
Hagen“ in ihrem Testament, dass das
Bildnis des Obgenannten im Falle seiner
Seligsprechung auf dem Altar der
Loreto-Kapelle in der Jesuitenkirche/
im alten Dom angebracht werde.370
Am 2. Mai 1806 erfolgte die
Seligsprechung, am 26. Mai 1839 die
Kanonisation des Jesuiten. 371
< Der Jesuit Franciscus Hieronymus predigt
1683 in Neapel; Maler Franz Stecher;372
Bildausschnitt Maximilian-Kirche
Aloisianum/Linz, Foto Schäffer
365 AStL, LR, B IV 1/859; OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 13, 4,5; Schäffer, Merkwürdiges aus dem
Hagen/Linz, 1. Aufl., 58. Burgstaller, PI 3. Februar 1999.
366 Hansa, PI 21., 23. Oktober 2015 sprach von einer "hohen Stiege" zum Altar. Sie wusste ferner aus Berichten
ihres Großvaters Florian Luckeneder (Hausmeister im Schloss Hagen), dass während der Bauphase des neuen
Domes vermehrt Messen und Taufen im Hagen stattgefunden haben.
367 Reder, PI 16. Februar 2000: Der Brand vom Jahre 1710 (Lernstoff in der Schule) bezog sich gewiss auf M.
Josepha (s.u.).
368 Reliquienschrein mit einer Reliquie des Franciscus Hieronymus. Vgl Barczyk K., Heilige anfassen, 54.
369 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 12. Reder, PI 4. Dezember 2000. Barczyk K., Heilige anfassen, 55f: Im
Spätmittelalter entstanden zahlreiche Reliquienaltäre, geistl. und weltl. Fürsten entwickelten
Sammelleidenschaft. Reliquienstücke ua von römisch-frühchristlichen Märtyrern wurden in den Süden
Deutschlands, Österreichs und der Schweiz verkauft, viele Klöster und Adelige erwarben sie. Besonders
Jesuiten und Kapuziner förderten die Reliquienverehrung. Remes, PI 1. März 2016.
370 AStL, LR B II H 1, Stiftsbriefe, Nr. 88, dat. 30. April 1725. OÖLA, Schlüsselbergarchiv, Nr. 11, Testament
der Gräfin M. Josepha vSalburg, fol. 9.
371 Franciscus de Hieronymus/de Hieronymo (geb. 17. Dezember 1642 > gest. 11. Mai 1716) Jesuit,
Ordensmann, Priester, war ein neapolitanischer Volksprediger und wurde am 2. Mai 1806 selig gesprochen,
am 26. Mai 1839 kanonisiert, d.h. in den Kanon der Heiligen aufgenommen, heiliggesprochen. Das Attribut des
ital. Volksmissionars Franciscus de Hieronymo ist das Kruzifix, auf welches er hinweist, zuweilen der Vesuv im
Hintergrund. Eine entsprechende Darstellung befindet sich in der ehem. Jesuiten- bzw Maximilianskirche/Linz
(1835) bei dem von Johann Metz 1851-1853 errichteten Knabenseminar auf dem Freinberg. Assmann Dietmar,
PI 12. Februar 2011. Schultes, Linz, 283ff. Remes, PI 26. Februar 2016. Schmidt, Linzer Kirchen, 155.
Blickwinkel Raritäten aus dem Hagen/Linz
- Titel
- Blickwinkel Raritäten aus dem Hagen/Linz
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag Schäffer
- Ort
- Linz
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 319
- Schlagwörter
- Linz, Oberösterreich, OÖ, Schloss
- Kategorien
- Geschichte Chroniken
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 1
- Kurzinformation 11
- Das Schlossgebäude Hagen 18
- Objekte, Besonderheiten 18
- Eingangsbereich 18
- Vorhaus, Gänge 22
- Wohnsaal, Erker 25
- Speisezimmer ... 39
- Schlafräume 41
- Stifterzimmer 44
- Steinerner Saal 55
- Empfangszimmer 58
- Bauern-/Jagdstube 63
- Freseken-/Rittersaal 67
- Schloss-Archiv 70
- Bibliothek 89
- Raritätenkammer ... 100
- Schlosskapelle 104
- Sakristei 117
- Taufkapelle 124
- Beichtkammer 125
- Gästetrakt 126
- Küchen 127
- Dachboden 128
- Keller 131
- Besonderheiten 138
- Der alte Gutshof 142
- Stögerischer Meierhof 152
- Stock 159
- Brauerei 161
- Weitere Gebäube 172
- Teiche 174
- Bäche 178
- Gärten und Park
- Pöstlingberg 203
- Urfahrwänd 210
- Früh abgekommene Objekte 231
- Weitere Schenkungen 239
- Ungeklärter Abgang .. 241
- Im Außenbereich 249
- Festivitäten 256
- Bombardierung 271
- Miszellen 277
- Anhang I 282
- Anhang II 288
- Ausblick 305
- Schlussbetrachtung 306
- Literaturliste 308
- Abkürungsverzeichnis 312
- Blick auf die Autoren 313