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hochgräflich Heinrich Starhembergische Herrschaft Wildtberg gehörig
wunderthättigen Gnadenorths Pöstlingberg im Erzherzogthumb Österreich ob der
Enns nächst Linz“ im Starhembergischen Archiv des Oberösterreichischen Landesarchivs.
Mit der verbleibenden Krücke schleppte sich die Meierin nach einigen Tagen nochmals
hinauf, verrichtete erneut ihr Gebet und „erhilte sie ihre vorige Gesundtheit, also zwar das
sie die ander Kruckhen ebenfahls zuruckh lassend ohne mindest anderwärttiger
Beyhilff gerathen Fueses nacher Haus gehen können“. Als der Grundherr, Graf
Gundemar Joseph vStarhemberg [1679>1743], seinerseits schwer erkrankte, richtete auch er
seine Hoffnung auf die Hilfe der Gottesmutter und erfuhr ebenfalls Linderung bzw Heilung.
Ab 1720 förderte der Graf hierauf die junge Wallfahrt, ließ den Wald im Gipfelbereich roden
und eine hölzerne Kapelle mit Sitzbänken aufstellen, in der die Pieta untergebracht wurde.
(1730/31 folgte eine neue Kapelle mit Steinunterbau).
Viele Menschen brachten nach ihrer Rettung oder Heilung aus Dankbarkeit Votivgaben zu
der Hütte oder spendeten Geld, wodurch der Wallfahrtsbetrieb bald auch wirtschaftlich
florierte. Dies wiederum bereitete dem Linzer Stadtpfarrer Sorgen wegen befürchteter
Verluste an Kollekte-Geldern, sodass er die behördliche Sperre der Pilgerstätte erwirkte.
Der Eingang soll hierauf zugenagelt, doch schon am nächsten Tag die Tür ohne
menschliches Zutun wieder geöffnet gewesen sein. Daraufhin habe ein Schmied den Auftrag
erhalten, die Hütte mit schweren Eisenbändern zu verschließen. Dieser soll darob erblindet
sein und die Sehkraft erst wieder zurückerlangt haben, als er mithalf, die Hütte zu öffnen und
die Gnadenstätte erneut allgemein zugänglich zu machen. Als der Stadtpfarrer schließlich
seinen Widerstand aufgab, übernahmen die Kapuziner die Betreuung des Gnadenortes.
Obwohl der Passauer Bischof [68. Bischof, Kardinal Joseph Dominikus Gf vLamberg,
1723>1761] bereits 1738 Graf Gundemar Joseph vStarhemberg die Bewilligung zum
Kirchenbau erteilt hatte, konnte dieser erst 1742 nach langwierigen Verhandlungen mit dem
Stadtpfarrer den Architekten und Baumeister Johann Matthias Krinner beauftragen, eine
Kirche zu erbauen, deren Fertigstellung er nicht mehr erlebte. Vollendet wurde der Bau des
Gotteshauses auf dem Pöstlingberg, welcher damals noch nicht zu Linz gehörte, durch
Starhembergs Sohn Heinrich Maximilian [1712>1765], dem späteren Besitzer der
Herrschaft Hagen [ab 1. Mai 1748]. Am 15. Juli 1747 brachte Obermayr in der noch nicht
fertigen Kirche das Gnadenbild im Beisein der gräflichen Herrschaft und anderer Gäste auf
dem Hochaltar zur Aufstellung.
Die Einweihung als Filialkirche der Linzer Stadtpfarre erfolgte am 9. Dezember 1748 durch
den Dechant von Eferding, wobei die Gräfinwitwe Maria Franziska vStarhemberg, geb.
vThürheim, mit der gesamten Familie (auch Stiefsohn Heinrich Maximilian) anwesend
war.756 Ab 2. Juli 1786 war das Gotteshaus Pfarrkirche der Gemeinde Pöstlingberg. Graf
Starhemberg hätte daneben gerne ein Kloster angelegt, was jedoch aufgrund Konkurrenz-
strittiger Verhandlungen über den auszuwählenden Orden unterblieb. Der bereits fix geplante
Bau diente schließlich als Benefiziatenhaus und Pfarrhof. Am 5. Dezember 1748 war nämlich
vom Passauer Konsistorium Johann Lang als vorläufiger Benefiziat für den Pöstlingberg
bestimmt worden, der zunächst interimistisch im inzwischen starhembergisch gewordenen
Schloss Hagen untergebracht wurde, bis am Berg selbst ein geeignetes Quartier zur
Verfügung stehen würde.757
756 Neweklowsky Walter, Stammtafel der Grafen und Fürsten vStarhemberg, II, PA Frank Elfriede. Vgl Schmidt,
Linzer Kirchen, 330.
757 AStL, LR, C III J/92; E 1a/434. Reder, PI 4. Februar 1999, erinnerte sich an Rechnungen und Vermerke bzgl
eines Benefiziaten und eines Adlatus, nicht mehr an Namen. Schäffer, GHft Hagen, Bd II, Starhemberg x. AStL,
Hundertjähriger General-Schematismus des Geistlichen Personenstandes der Diöcese Linz vom Jahre
1785>1885, Bd I, 1887, XIV, Pöstlingberg, 47: 1. Pfarrer: Johann Georg Stradinger, 1785>1790 (1820).
Blickwinkel Raritäten aus dem Hagen/Linz
- Titel
- Blickwinkel Raritäten aus dem Hagen/Linz
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag Schäffer
- Ort
- Linz
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 319
- Schlagwörter
- Linz, Oberösterreich, OÖ, Schloss
- Kategorien
- Geschichte Chroniken
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 1
- Kurzinformation 11
- Das Schlossgebäude Hagen 18
- Objekte, Besonderheiten 18
- Eingangsbereich 18
- Vorhaus, Gänge 22
- Wohnsaal, Erker 25
- Speisezimmer ... 39
- Schlafräume 41
- Stifterzimmer 44
- Steinerner Saal 55
- Empfangszimmer 58
- Bauern-/Jagdstube 63
- Freseken-/Rittersaal 67
- Schloss-Archiv 70
- Bibliothek 89
- Raritätenkammer ... 100
- Schlosskapelle 104
- Sakristei 117
- Taufkapelle 124
- Beichtkammer 125
- Gästetrakt 126
- Küchen 127
- Dachboden 128
- Keller 131
- Besonderheiten 138
- Der alte Gutshof 142
- Stögerischer Meierhof 152
- Stock 159
- Brauerei 161
- Weitere Gebäube 172
- Teiche 174
- Bäche 178
- Gärten und Park
- Pöstlingberg 203
- Urfahrwänd 210
- Früh abgekommene Objekte 231
- Weitere Schenkungen 239
- Ungeklärter Abgang .. 241
- Im Außenbereich 249
- Festivitäten 256
- Bombardierung 271
- Miszellen 277
- Anhang I 282
- Anhang II 288
- Ausblick 305
- Schlussbetrachtung 306
- Literaturliste 308
- Abkürungsverzeichnis 312
- Blick auf die Autoren 313