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Während der Franzosengefahr galt der Hagen jenseits der Donau als "sicherer Ort". Ein im
Schlossarchiv entdeckter Vermerk besagte: 1794 war der "Haggen" stark bewacht, zumal die
Hauptkasse der Stadt Linz hier aufbewahrt wurde, zur Sicherheit vor den Franzosen.
Bibliothek und Nachbarräume dienten als Kanzlei. Bei Gefahr wurde das Geld im Sockel des
Altars versteckt.1135
Auch am 9. August 1796 trafen die Stände in Abstimmung mit Johann Heinrich
vStarhemberg die Vereinbarung, dass ihre Kanzleien („Geschaften“) Quartier in seinen
Schlössern Auhof und Hagen nehmen sollten. Die Akten, Katastralbücher etc der
oberösterreichischen Stände sollten im Schloss Hagen vor einem etwaigen Feindeinfall in
Sicherheit gebracht werden. Am 18. April 1797 erfolgte der Beschluss der Stände, dass alle
ständischen Ämter ihre Manipulationen fortsetzen, und die nötigen Akten, Kredits- und
Katastralbücher etc daher vom Schloss Hagen wieder nach Linz zu schaffen seien. Die sich
in diesem Schloss befindliche Hauptkasse jedoch, samt Obligationen, solle unter Obsorge
dort verbleiben. Die Barschaft über 30.000 fl sei in dieser Hauptkasse zu verwahren.1136
Einem weiteren Vermerk im Schlossarchiv Hagen zufolge lagerten auch von 1800 bis 1809
Gold, Geld und andere Wertsachen im Hagen, „allwo ein gar guerts gehaimbs Loechl ist,
welliches die franzesischen nit findig seind“.1137 Weingärtner und Burgstaller vertraten die
feste Überzeugung, dass es sich bei dem Versteck für die Wertsachen und Akten der Stadt
Linz,1138 nicht nur wie im Schlossarchiv überliefert, um den hohen Sockel des Altars der
Johannes-Kapelle, sondern auch um den durch eine schwere Eisentür absperrbaren
unterirdischen Fluchtstollen gehandelt hat (s.o.).1139
Im Bereich Urfahr waren im Zuge der Franzosenkriege drei Verschanzungen angelegt
worden, eine davon beim Spazenhof in der Hft Hagen.1140 Bei jenen im Mai 1805
durchgeführten Schanzarbeiten wurden alle Bewohner des Hagen, sogar Untertanen
anderer Starhembergischer Herrschaften herangezogen.1141 Aufsicht über die
Schanzenarbeiten in Urfahr, Hagen und Pöstlingberg führte Kommissär Egger, welcher
Klagen über die harte und grausame Behandlung sowie schlechte Verpflegung der
Schanzenarbeiter erhob.1142 Jene im Hagen scheinen deshalb von Johann Heinrich
vStarhemberg entschädigt worden zu sein. Das Schlossarchiv Hagen vermerkte hinsichtlich
der Schanzenarbeiten vom Mai 1805, dass alle Untertanen des Hagen und anderer
Starhemberger Besitzungen bei den Schanzenarbeiten eingesetzt wurden und von der
Herrschaft 1 Pfund Fleisch zusätzlich erhielten. Randanmerkung:
"auch auss der zweit ursach, damit das guet und teur fleisch nit in die … [mögliche
Ergänzung der fehlenden/ schadhaften Stelle:] …Hände der Feinde fallen sollt".1143
Ein ähnlicher, aber undatierter Vermerk besagt, dass die Herrschaft [Johann Heinrich vStbg]
in jener Zeit allen im Einsatz befindlichen Untertanen ein bis eineinhalb pfundt Fleisch reichte
"zur Krafft, und damit das guet stuckh nit in dero beich khumbe".1144
Die Tatsache, dass Schloss Hagen von den Franzosen verschont wurde, dürfte auf die
diplomatischen und sprachlichen Fähigkeiten des illustren Schlossherrn zurückzuführen sein.
1135 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 13.
1136 AStL, LR B IV 1/859.
1137 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 5, Lade 3, Varia.
1138 AStL, LR, B IV 1/859. OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 13.
1139 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 5, Absatz 2. Burgstaller, PI 3. Februar 1999.
1140 Ziegler, Urfahr, 84.
1141 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 5, Lade 3, Varia.
1142 Pröll, Landeskommissionen, 31ff.
1143 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 4.
1144 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 5.
Blickwinkel Raritäten aus dem Hagen/Linz
- Titel
- Blickwinkel Raritäten aus dem Hagen/Linz
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag Schäffer
- Ort
- Linz
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 319
- Schlagwörter
- Linz, Oberösterreich, OÖ, Schloss
- Kategorien
- Geschichte Chroniken
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 1
- Kurzinformation 11
- Das Schlossgebäude Hagen 18
- Objekte, Besonderheiten 18
- Eingangsbereich 18
- Vorhaus, Gänge 22
- Wohnsaal, Erker 25
- Speisezimmer ... 39
- Schlafräume 41
- Stifterzimmer 44
- Steinerner Saal 55
- Empfangszimmer 58
- Bauern-/Jagdstube 63
- Freseken-/Rittersaal 67
- Schloss-Archiv 70
- Bibliothek 89
- Raritätenkammer ... 100
- Schlosskapelle 104
- Sakristei 117
- Taufkapelle 124
- Beichtkammer 125
- Gästetrakt 126
- Küchen 127
- Dachboden 128
- Keller 131
- Besonderheiten 138
- Der alte Gutshof 142
- Stögerischer Meierhof 152
- Stock 159
- Brauerei 161
- Weitere Gebäube 172
- Teiche 174
- Bäche 178
- Gärten und Park
- Pöstlingberg 203
- Urfahrwänd 210
- Früh abgekommene Objekte 231
- Weitere Schenkungen 239
- Ungeklärter Abgang .. 241
- Im Außenbereich 249
- Festivitäten 256
- Bombardierung 271
- Miszellen 277
- Anhang I 282
- Anhang II 288
- Ausblick 305
- Schlussbetrachtung 306
- Literaturliste 308
- Abkürungsverzeichnis 312
- Blick auf die Autoren 313