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Strategien der Bewerbung 161
kel oder Abbildungen. Nach dem Krieg erschienen in dem Magazin Blick in die Welt
zwei Artikel mit den Titeln „Der Bauhausgedanke“216 von Lucia Moholy und „Moderne
Sitzmöbel“217, in denen zur Bebilderung u. a. Einrichtungsgegenstände Franz Singers
abgedruckt waren. Auch in dem Magazin The Listener erschien 1949 in dem Artikel „The
Bauhaus and its Influence“218 eine Abbildung des Gästehauses Auersperg-Hériot zusam-
men mit einer Ansicht des Bauhausgebäudes in Dessau.
Abseits der Zeitschriftenpublikationen wurden Dicker und Singer auch in Mono-
grafien genannt. 1931 erschien das Buch Die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Hand-
buch der Kunstwissenschaft des befreundeten Kunsthistorikers Hans Hildebrandt, in dem
er Dicker und Singer im Zusammenhang mit der Entwicklung der Architektur in der
Nachkriegszeit aufnimmt. So seien „Franz Singer und Friedel [sic!] Dicker zu einer Ra-
tionalisierung der Innenarchitektur und Möbel“ gelangt, „die höchste Zweckmäßigkeit,
Sparsamkeit mit reiner, edler, ganz aus der Funktion abgeleiteter Form vereint.“219 Hilde-
brandt erwähnt auch Dickers „konstruktivistisch durchgebildete“ Teppiche und ihre
„phantasiereichen“ Malereien und Skulpturen.220
Der Architekt Gustav Adolf Platz nahm Franz Singer in seinem 1933 erschienenen
Band Wohnräume der Gegenwart auf, er schreibt: „Für solche [kleinen] Räume sind die
Serienmöbel von Franz Singer in Wien besonders geeignet, in denen die Aufgabe des
Ineinanderschiebens von Möbeln für Transport und Aufbewahrung gut gelöst ist. Die
Vorläufer dieser Möbel sind die Satztische und Satzschemel; doch geht Singer insofern
weiter, als er den Satzmöbeln übereinstimmende Formen gibt, was den Entwurf er-
schwert, aber den Nutzen erhöht.“221 Dazu wurden Abbildungen der Wohnung Reisner,
Reymers-Münz, Téry-Buschmann und zwei verschiedene Stühle gezeigt.222 1936 erschien
schließlich das Buch Architettura arredamento del negozio von Mario Labò, in dem eben-
falls Abbildungen aufgenommen sind.223
Die rege Publikationstätigkeit in renommierten Publikationen ist bemerkenswert und
zeigt das Engagement Franz Singers, Bekanntheit zu erlangen. Tatsächlich verhalfen die
Veröffentlichungen auch zu neuen Projekten. So berichtet Leopoldine Schrom in einem
Brief 1935 an Franz Singer in London über den Besuch von zwei Mitarbeitern der Firma
Metz & Co, aus der sich später eine Zusammenarbeit ergab: „[...] gestern waren 2 junge
216 Moholy 1946, S. 30–31.
217 Blick in die Welt 1947, S. 50–51.
218 Martin 1949, S. 527–529.
219 Hildebrandt 1931, S. 291.
220 Platz 1933, S. 403, 407.
221 Platz 1933, S. 150.
222 Platz 1933, S. 282, 282b, 430–434, 444, Tafel VII.
223 Labò 1936.
© 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH
https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
Bauhaus in Wien?
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Title
- Bauhaus in Wien?
- Subtitle
- Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Author
- Katharina Hövelmann
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21316-1
- Size
- 17.4 x 25.6 cm
- Pages
- 492
Table of contents
- 1 Einleitung 9
- 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
- 1.2 Forschungsstand 10
- 1.3 Quellenlage 15
- 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
- 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
- 2.1 Die Zeit in Wien 27
- 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
- 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
- 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
- 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
- 2.2.2 Unterricht 56
- 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
- 3 Berufliche Anfänge 89
- 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
- 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
- 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
- 3.2.2 Die Auflösung 114
- 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
- 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
- 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
- 4.3 AuftraggeberInnen 140
- 4.4 Strategien der Bewerbung 147
- 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
- 4.4.2 Fotografie 154
- 4.4.3 Publikationen 157
- 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
- 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
- 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
- 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
- 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
- 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
- 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
- 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
- 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
- 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
- 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
- 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
- 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
- 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
- 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
- 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
- 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
- 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
- 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
- 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
- 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
- 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
- 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
- 5.4.5 Kachelöfen 302
- 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
- 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
- |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
- 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
- 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
- 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
- 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
- 5.5.3.1 Einwohnräume 339
- 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
- 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
- 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
- 6 Resümee und Ausblick 417
- 7 Anhang 425
- 7.1 Quellentexte 425
- 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
- 7.3 Archive und Sammlungen 431
- 7.4 Literatur 436
- 7.5 Webseiten 473
- 7.6 Bildnachweis 477
- 7.7 Abkürzungen 480
- 7.8 Abstract 481
- 7.9 Register 482