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Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
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„Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 390 schaftsräume: das zum Garten ausgerichtete Zimmer für die Hausverwalterin „Fräulein Marianne“513, das Zimmer der Köchin, drei „Mädchenzimmer“, ein Waschraum, ein Be- reich für den Vogelkäfig, das Zimmer des Chauffeurs und die Garage. Eine Treppe führte von hier ins Obergeschoss und zum neuen Keller mit einer Öl-Heizanlage (Abb. 392).514 Mit der Anordnung der Bedienstetenzimmer im Erdgeschoss und der Wohnräume im Obergeschoss – gleich einer Beletage – folgte man adeligen und großbürgerlichen Tra- ditionen. Die Verwandlungsmöglichkeit und angelegte Raumökonomie der beiden Gästezim- mer im Obergeschoss deutet jedoch die neuen Zielvorstellungen der Moderne an, da diese Zimmer sowohl als Schlaf- als auch als Wohnzimmer genutzt werden konnten. Zur Ausstattung gehörten diagonal zur Zimmerecke angeordnete Podeste, unter denen jeweils ein Doppelbett mit Nachttischen hervorgedreht werden konnte (Abb. 403). Tags- über fungierte die Rückseite der Betten als Treppe, um auf das Podest zu gelangen. Auf diesem waren eine Couch, ein Tisch mit vier Auszugsplatten vom Typ Ti6, eingebaute Schränke, Regale, ein Schreibtisch, eingebaute Sitzgelegenheiten sowie stapelbare Ti10- Tische und S9-Stapelstühle angeordnet (Abb. 404). Durch die Glasfaltschiebetüren ge- langten die Gäste auf die Terrasse. Letztendlich spiegelte hier die Verwandlungsfähigkeit jedoch die „luxuriöse Mentalität und Exzentrik“515 der AuftraggeberInnen wider, anstatt „Raumökonomie im Sinn von Sparsamkeit“516 zu verfolgen. Den Gästezimmern war jeweils ein separates Vorzimmer vorgelagert, von dem auch die Ankleidezimmer erreicht werden konnten. Letztere waren mit eingebauten Kleider- schränken, einem Toilettentisch mit Seiten- und Rückspiegel, einem Drehstuhl, einer klappbaren Liege, die als Sitz oder Massageliege verwendet werden konnte, sowie einer Waschnische mit Waschbecken und Dusche ausgestattet. Der Drehstuhl bezieht sich unverkennbar auf den Stuhl LC7 aus dem Jahr 1927 von Charlotte Perriand, wobei als Singer’sches Charakteristikum die typische Überkreuzung im Fußbereich hinzugefügt wurde (Abb. 208). Hildegard Auersperg-Hériot könnte auf Perriands Stuhl bei ihren Aufenthalten in Paris aufmerksam geworden sein.517 513 Die Hausverwalterin Marianne wird öfter in der Korrespondenz zwischen Leopoldine Schrom und Franz Singer erwähnt, da sie die Ansprechpartnerin für die AteliermitarbeiterInnen war, wenn Hil- degard Auersperg-Hériot verreist war. 514 AGS, Brief Franz Singer an Hildegard Auersperg-Hériot, 14.2.1933. Der Bau einer Ölheizung wurde im April 1933 genehmigt. Siehe: WStLA, M. Abt. 236, A16 - EZ - Reihe: Altbestand Bez. 1–9, 20: KG: Leopoldstadt, EZ: 1415, Bescheid vom 12.4.1933. 515 Maasberg/Prinz 2004, S. 77. 516 Nierhaus 2009, S. 517. 517 In einem Brief an Hildegard Auersperg-Hériot empfiehlt Singer Besichtigungen verschiedener Bauten von Le Corbusier in Paris. Siehe: AGS, Brief Franz Singer an Hildegard Auersperg-Hériot, © 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
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Bauhaus in Wien? Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
Title
Bauhaus in Wien?
Subtitle
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
Author
Katharina Hövelmann
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
ISBN
978-3-205-21316-1
Size
17.4 x 25.6 cm
Pages
492

Table of contents

  1. 1 Einleitung 9
  2. 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
  3. 1.2 Forschungsstand 10
  4. 1.3 Quellenlage 15
  5. 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
  6. 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
  7. 2.1 Die Zeit in Wien 27
  8. 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
  9. 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
  10. 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
  11. 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
  12. 2.2.2 Unterricht 56
  13. 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
  14. 3 Berufliche Anfänge 89
  15. 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
  16. 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
  17. 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
  18. 3.2.2 Die Auflösung 114
  19. 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
  20. 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
  21. 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
  22. 4.3 AuftraggeberInnen 140
  23. 4.4 Strategien der Bewerbung 147
  24. 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
  25. 4.4.2 Fotografie 154
  26. 4.4.3 Publikationen 157
  27. 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
  28. 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
  29. 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
  30. 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
  31. 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
  32. 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
  33. 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
  34. 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
  35. 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
  36. 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
  37. 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
  38. 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
  39. 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
  40. 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
  41. 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
  42. 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
  43. 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
  44. 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
  45. 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
  46. 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
  47. 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
  48. 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
  49. 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
  50. 5.4.5 Kachelöfen 302
  51. 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
  52. 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
  53. |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
  54. 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
  55. 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
  56. 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
  57. 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
  58. 5.5.3.1 Einwohnräume 339
  59. 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
  60. 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
  61. 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
  62. 6 Resümee und Ausblick 417
  63. 7 Anhang 425
  64. 7.1 Quellentexte 425
  65. 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
  66. 7.3 Archive und Sammlungen 431
  67. 7.4 Literatur 436
  68. 7.5 Webseiten 473
  69. 7.6 Bildnachweis 477
  70. 7.7 Abkürzungen 480
  71. 7.8 Abstract 481
  72. 7.9 Register 482
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