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10 Bildung überdenken • ein globales Gemeingut?
vergangenen Jahrzehnten stattgefunden hat, stellen die Umsetzung und der Schutz
dieser Normen eine Herausforderung dar. Beispielsweise werden Frauen – trotz
zunehmender Stärkung durch einen besseren Zugang zu Bildungsangeboten – im
öffentlichen Leben und in der Arbeitswelt immer noch diskriminiert. Gewalt gegen
Frauen und Kinder, vor allem gegen Mädchen, untergräbt ihre Rechte weiterhin. Ob-
wohl die technischen Entwicklungen zu einer stärkeren Vernetzung beitragen und neue
Möglichkeiten des Austauschs, der Zusammenarbeit und der Solidarität eröffnen, lässt
sich auch eine Zunahme von kultureller und religiöser Intoleranz, von identitätsbasierter
politischer Mobilisierung und von Konflikten feststellen.
Die Bildung muss neue Wege finden, um solche Herausforderungen zu meistern.
Dabei gilt es unterschiedliche Weltanschauungen und alternative Wissenssysteme
zu berücksichtigen, ebenso wie neue Bereiche in Wissenschaft und Technik – etwa
die Fortschritte in den Neurowissenschaften und die Entwicklungen in der Digi-
taltechnologie. Nie war das Nachdenken über den Zweck von Bildung und über die
Organisation des Lernens so dringend wie heute.
Bestätigung eines humanistischen Bildungsansatzes
Mit Bildung allein darf man sich nicht die Lösung aller Entwicklungsprobleme erhoffen.
Aber ein humanistischer, ganzheitlicher Bildungsansatz kann und soll zum Aufbau
eines neuen Entwicklungsmodells beitragen. In einem entsprechenden Modell
muss Wirtschaftswachstum durch ökologische Verantwortlichkeit und das Bemühen
um Frieden, Inklusion und soziale Gerechtigkeit geleitet werden. Den ethischen
und moralischen Grundsätzen eines humanistischen Entwicklungsansatzes stehen
Gewalt, Intoleranz, Diskriminierung und Ausschluss entgegen. Für die Bildung und das
Lernen bedeutet dies, dass wir über einen engen Utilitarismus und Ökonomismus
hinausgehen müssen, um die vielfältigen Dimensionen menschlichen Daseins
einzubeziehen. Dieser Ansatz betont den Einbezug von Menschen, die oft diskriminiert
werden: Frauen und Mädchen, Mitglieder indigener Bevölkerungsgruppen, Menschen
mit Behinderungen, Migrantinnen und Migranten, ältere Menschen und Menschen
in Konfliktgebieten. Das erfordert einen offenen und flexiblen Lernansatz, der sowohl
lebenslang als auch lebensumfassend ist: einen Ansatz, der allen Menschen die
Möglichkeit gibt, ihr Potenzial zu entfalten – für eine nachhaltige Zukunft und ein
Leben in Würde. Dieser humanistische Ansatz hat Konsequenzen für die Festlegung
der Lerninhalte und die Pädagogik ebenso wie für die Rolle der Lehrkräfte und anderer
Pädagogen. Noch wichtiger erscheint er, wenn man die rapide Entwicklung neuer
Technologien, insbesondere im digitalen Bereich, bedenkt.
Lokale und globale Politik in einer komplexen Welt
Die eskalierende soziale und wirtschaftliche Komplexität stellt die Bildungspolitik
in der heutigen globalisierten Welt vor verschiedene Herausforderungen. Die In-
tensivierung der wirtschaftlichen Globalisierung führt zu Mustern eines Wachstums
mit geringer Beschäftigung, steigender Jugendarbeitslosigkeit und gefährdeten
Bildung überdenken
Ein globales Gemeingut?
- Title
- Bildung überdenken
- Subtitle
- Ein globales Gemeingut?
- Editor
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-033-05613-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 96
- Category
- Geisteswissenschaften