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3. Bildungspolitik in einer komplexen Welt 63
benötigten Kompetenzen zu erstellen. Deshalb sind Bestrebungen aufgekommen,
eine anpassungsfähigere Bildung und Berufskompetenzentwicklung mit grösserer
Diversifikation und Flexibilität zu etablieren, um damit eine Anpassung der Kom-
petenzen an die sich schnell verändernden Bedürfnisse zu ermöglichen. Damit soll
sichergestellt werden, dass der Einzelne bei seiner Karriereplanung flexibler ist und
adaptive Kompetenzen möglichst effektiv entwickeln und anwenden kann.96 Bei den
entsprechenden Kompetenzen wird oft mehr Gewicht auf das gelegt, was jeweils
«Schlüsselkompetenzen», «für das 21. Jahrhundert typische Kompetenzen» oder
«nicht-kognitive Kompetenzen» sind – wie etwa Kommunikation, digitale Kompetenz,
Fähigkeit des Problemlösens, Teamarbeit und unternehmerisches Denken.
Hier stellen sich einige wichtige Fragen: Wie lässt sich die Beziehung zwischen Bildung
und Beschäftigung stärken? Wie lässt sich der wirtschaftliche und soziale Wert von
Bildung und Ausbildung im derzeitigen Kontext steigern? Wie lässt sich die Relevanz der
Bildung, insbesondere auf der Sekundarstufe, optimieren –
damit sie besser auf das Leben der jungen Menschen und auf
ihre Anstellungschancen abgestimmt werden kann? Sind die
bestehenden Massnahmen ausreichend? Letztendlich be-
steht die Lösung in der Schaffung von Arbeitsplätzen, was eine
grössere Verantwortung des Staates für die Ent wicklung einer
soliden Beschäftigungspolitik impliziert. Bildung allein kann
das Problem der Arbeitslosigkeit nicht lösen. Dazu braucht es
eine Überprüfung des vorherrschenden Modells wirtschaftlicher Ent wicklung. Das wäre
auch eine Gelegenheit, um die Beziehung zwischen Bildungswesen und Arbeitswelt neu
zu überdenken. Schliesslich muss auch anerkannt werden, wie wichtig das Lernen und
Wiederlernen ist, das über die Systeme der formalen Bild
ung und Ausbildung hinausgeht.
Relevante Kompetenzen werden auch durch Selbst
studium, Lernen mit Kollegen (Peer
Learning), berufspraktisches Lernen (etwa in Prak
tikums- und Lehrstellen), Schulung am
Arbeitsplatz (On-the-Job-Training) oder durch andere Erfahrungen des Lernens und der
Kompetenzentwicklung neben der formalen Bildung und Ausbildung erworben. Deshalb
müssen wir neue Bildungs- und Kompetenzentwicklungsansätze ins Auge fassen, die
das gesamte Potenzial aller Lernsettings ausschöpfen.
96 UNESCO. 2011. Education and Skills for Inclusive and Sustainable Development Beyond 2015. Thematic
Think Piece for the UN Task Team on the Post-2015 International Development Agenda. Paris, UNESCO.
Bildung allein kann
das Problem der
Arbeitslosigkeit
nicht lösen.
Bildung überdenken
Ein globales Gemeingut?
- Title
- Bildung überdenken
- Subtitle
- Ein globales Gemeingut?
- Editor
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-033-05613-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 96
- Category
- Geisteswissenschaften