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3. Bildungspolitik in einer komplexen Welt 73
der Grundbildung im Vergleich zu anderen Sektoren zurückgeht.»117 Dieser Rück
gang der
Unterstützung erfolgt genau in einer Zeit, in der gewisse Länder sie be
son
ders dringend
benötigen.118 So ist der Anteil der internationalen Gelder für Ent wicklungszusammenarbeit,
die in die öffentliche Bildung fliessen, für viele Länder mit niedrigem Einkommen nach
wie vor von grosser Bedeutung. In neun Ländern – alle in Subsahara-Afrika – machen
die Gelder aus der Entwicklungszusammenarbeit mehr als ein Viertel der öffentlichen
Bildungsausgaben aus.119 Ausserdem führt die intensiver werdende Wahrnehmung einer
grenzüberschreitenden Brain Circulation zu Forderungen nach einem globalen, kollektiven
Handeln – speziell nach einem Fi
nanzierungsmechanismus, der die nationalen staatlichen
Bildungsausgaben als glo
bales öffentliches Gut ergänzen kann.120
Der Einfluss der Geber auf die nationale Politik
Geber leisten nicht nur Entwicklungshilfe, um dringend erforderliche einheimische
Ressourcen zu ergänzen, sondern sie üben auch einen enormen Einfluss auf die
Bildungspolitik aus. Dies kann positive wie auch negative Auswirkungen haben.
Bei spielsweise haben der Civil Society Education Fund (CSEF) und die Globale
Part
nerschaft für Bildung (GPE) die Beteiligung der Zivilgesellschaft in lokalen Bil-
dungsgruppen (local education groups, LEG) gefördert. Diese Initiative ermöglicht es
der Zivilgesellschaft, sich zusammen mit Regierungen und Gebern an der Entwicklung
von Bildungsprogrammen zu beteiligen und Fortschritte in der Erreichung der EFA-
Ziele zu überwachen.121 Drängen Geber den Regierungen jedoch im Austausch für
Ent wicklungshilfe Bedingungen oder Vorschriften auf, können sich Regierungen ge-
zwungen sehen, ihre Politik entsprechend zu ändern.122 Der gegenwärtige Trend der
Finanzierung nach Ergebnissen, die verschiedene Geberorganisationen eingeführt
ha ben, mag zur Erreichung der von ihnen erwünschten Ziele führen. Jedoch kann dies
im Widerspruch zur Politik des jeweiligen Landes stehen und auf Kosten einheimischer,
eigener, kontextrelevanter und nachhaltiger Lösungen gehen. Geber sollten deshalb
die Regierungen, die lokale Zivilgesellschaft und die Interessengruppen bei der Ent-
wicklung und Umsetzung einer Politik unterstützen, die nationale Ziele, Prioritäten,
Kontexte und Bedingungen berücksichtigt.
117 Pauline, R. und Steer, L. 2013. Financing for Global Education Opportunities for Multilateral Action:A
report prepared for the UN Special Envoy for Global Education for the High-level Roundtable on Learning
for All. Center for Universal Education (CUE) at Brookings Institution and UNESCO EFA GMR. Es werden
Fragen bezüglich der Finanzierung der Grundbildung behandelt (Basic Education at risk).
www.brookings.edu/~/media/research/files/reports/2013/09/financing%20global%20education/basic%20
education%20financing%20final%20%20webv2.pdf [Abfrage Februar 2015].
118 Bokova, I. 2014. Opening Speech. Global Education for All Meeting. 12.–14. Mai 2014. Muscat, Sultanat
Oman. www.unesco.org/new/fileadmin/MULTIMEDIA/HQ/ED/ED_new/pdf/UNESCO-DG.pdf [Abfrage
Februar 2015].
119 UNESCO. 2012. Youth and skills: Putting education to work. EFA Global Monitoring Report 2012. Paris,
UNESCO, S. 146.
120 Winthrop, R. und Bulloch, G. 2012.
121 GPE-Website www.globalpartnership.org/civil-society-education-fund [Abfrage Februar 2015].
122 Moyo, D. 2009. Dead Aid: Why Aid Is Not Working and How There Is Another Way for Africa. London,
Penguin Books.
Bildung überdenken
Ein globales Gemeingut?
- Title
- Bildung überdenken
- Subtitle
- Ein globales Gemeingut?
- Editor
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-033-05613-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 96
- Category
- Geisteswissenschaften