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irgendwelche Belege finden.29 Jedenfalls schien die Arbeit fĂĽr den Film nach
wie vor die aussichtsreichste zu sein, und Lothar unternahm auch Anstrengun-
gen in diese Richtung.30 Um eine Mitarbeit an dem Ludwig-
Berger- Film Trois
Valses, an dem sein Bruder Hans mitwirkte, hatte er sich zu spät bemüht, die
Verträge waren bereits abgeschlossen. Doch scheint die Pariser Filmproduk-
tionsgesellschaft Sofror ihm ein Projekt in Aussicht gestellt zu haben, wie er
seine Frau wissen lässt:
Der nächste Film soll »Rotes Kr.« sein, dafür soll ich 10.000 franz. Fr[ancs] bekommen,
ein Film ohne Frauen! […] Uns, bestenfalls, wird die Sache den genannten Betrag
abwerfen, mehr nicht. FĂĽr so viel Getu ist das wenig. Demnach wird also nicht viel
anderes ĂĽbrigbleiben, als mit Sack und Pack nach Par[is] zu gehen (rechnend mit
einem verfĂĽgbaren Maximum von zus. Sfr 9000 ohne Ring etc.), dort zu leben, Gele-
genheitsarbeiten zu suchen, den č[echoslovakischen] Paß auf alle Fälle zu bekommen,
u[nd] wenn sie uns nicht dort lassen, nach Ital[ien] oder Schweiz zu gehen. FĂĽr ein Jahr
wird das ungefähr, ohne Elementarkatastrophen, reichen. Was dann, ahne ich nicht.31
Frankreich war Lothars nächstes Ziel, da die Aufenthaltserlaubnis in der Schweiz
auf drei Monate beschränkt war und allen, die nicht die Schweizer Staatsbürger-
schaft besaßen, das Arbeiten verboten war – es wurde ihnen somit verunmög-
licht, ihren Lebensunterhalt (auf legale Weise) zu bestreiten. Paris aber war von
März 1938 an so etwas wie die Hauptstadt der österreichischen Emigra tion (bis
1940; damals hielten sich in Paris ca. 24.000 FlĂĽchtlinge aus Ă–sterreich auf).
Werfels, Polgars, Zernattos und viele andere fanden hier Unterschlupf. Der
Kontakt untereinander war durchaus gegeben, bauten die verschiedenen öster-
reichischen Gruppen doch ihre eigenen Kommunika
tionsnetze auf, so etwa
die Exilvereinigung »Liga für das geistige Österreich«.32 Mitte Mai 1938 erhielt
29 In seinen Memoiren schreibt er vielmehr, er sei froh gewesen, dass ihm diese Art Arbeit erspart
geblieben ist (EL: Das Wunder des Ăśberlebens, S. 224).
30 Auch im amerikanischen Exil trug sich Lothar noch lange mit der Idee einer Filmarbeit: In
seinem Nachlass finden sich eine Zusammenfassung und ein 20-seitiges Exposé zu einem Rush
Week betitelten Drehbuch. Der geplante Film sollte sich mit den »Initia
tionsritualen« der US-
amerikanischen Studentenverbindungen und dem Druck, der auf den sogenannten »Freshmen«
lastet, auseinandersetzen. Die mit der Authors’ League of America verbundene Screen Writers’
Guild retournierte Lothar aber das Mitte Dezember 1945 eingereichte Typoskript.
31 Brief von EL an AG. Einigen [25. Juli 1938]. WBR, ZPH 922a.
32 Vgl. Paul Michael Lützeler: Klio oder Kalliope?, S. 87. 1938 – 1946:
Exil142
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Ernst Lothar
- Subtitle
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Author
- Dagmar HeiĂźler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 484
- Keywords
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Category
- Biographien
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478