Page - 202 - in Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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im Lauftext wurden Lothars »Flunked« beibehalten. Eine Streitfrage waren
auch die Namen der Charaktere. Lothar war der Ansicht, sie sollten deut lich
machen, dass es sich um europäische und nicht um amerikanische Charaktere
handele. Wären die Namen etwa typisch amerikanisch, würden die Leser zu der
Annahme verleitet, dass der zu dem Namen gehörende Charakter so handelt und
denkt, wie ihnen bekannte Personen mit ebendiesem Namen. Hier setzte sich
Lothar mit seiner Meinung offenbar durch. Am häufigsten scheint jedoch über
die Titel der Kapitel und einzelnen Teile verhandelt worden zu sein. Neben dem
oben erwähnten Fall ist noch ein weiterer dokumentiert, der insofern interessant
ist, als er Einblicke in Lothars Romankonzept bietet: Es handelt sich hierbei
um den Titel des zweiten Teils, der in Lothars Fassung »Dachfeuer« heißt, in
Hapgoods Übersetzung dann »The roof on fire«.
Die vier Teile des Romans sind wie folgt überschrieben: erstes Buch »Der
vierte Stock« (»The fourth foor«), zweites Buch »Dachfeuer« (»The roof on fire«),
drittes Buch »Der Keller« (»The cellar«) und viertes Buch »Der gelbe Salon«
(»The yellow drawing room«). Dazu kommen ein Prolog und ein Epilog, die
in der deutschen Fassung denselben Titel tragen: »Die Grundlagen«. In der
ameri
kanischen bzw. eng
lischen Version wird der Prolog mit »The founda
tions«
überschrieben, der Epilog mit »Preface as epilogue«. Der Prolog beschreibt
das Eckhaus Seilergasse/Annagasse mit dem namensgebenden Steinwappen
über dem Haupteingang: ein steinerner Barockengel, der in eine Posaune bläst.
Weiters wird ein Abriss über die Entstehung des Hauses gegeben, auch werden
dessen Bewohner kurz eingeführt. Im gleichnamigen Epilog wird dann auf die
historische Basis des Romans eingegangen, nachdem Lothar darauf hingewiesen
hatte, dass in dem Buch (»[b]is auf Namen, Daten, Dokumente und Ereignisse,
die der Geschichte angehören« 341) alles erfunden sei. Der Roman solle einen
»Bilderbogen Österreichs« darstellen, »der den Versuch unternahm, hinter die
Fassade zu schauen und mit dem Bild die Schatten zu zeigen« 342. Als »Grund-
lagen der österreichischen Ewigkeit« bezeichnet Lothar hier: »Joseph II. oder
die Religion der Toleranz. Mozart oder die Himmel des Gefühls. Der Wiener-
wald oder die Rettung durch Anmut.« 343 Obwohl Lothar das Buch doch gerade
für all diejenigen geschrieben hatte, »die Österreich überhaupt nicht oder nur
341 EL: Der Engel mit der Posaune. Roman eines Hauses. München: Deutscher Taschenbuch
Verlag 2003, S. 623.
342 Ebd., S. 624.
343 Ebd., S. 625. 1938 – 1946:
Exil202
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Ernst Lothar
- Subtitle
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Author
- Dagmar Heißler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 484
- Keywords
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Category
- Biographien
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478